Bauernverband und Landhändler bewerten Ertragserwartungen und Marktentwicklungen für Druschfrüchte

Es ist seit Jahren gute Tradition, dass sich der Bauernverband mit Vertretern des Landhandels über die zu erwartenden Erträge und die Marktlage bei den Druschfrüchten austauschen. So trafen sich am 30. Juni 2017 Vertreter beider Seiten, um den Stand der Kulturen, die Vermarktungsaussichten für Getreide und Raps aber auch die globalen Entwicklungen auf den Agrarmärkten zu diskutieren.
Die dem Austausch zugrundeliegenden Ertragserwartungen beruhen auf einer Vorernteerhebung, die der Bauernverband zuvor in Zusammenarbeit mit seinem Fachausschuss Pflanzenproduktion vornahm. Demnach ist der Entwicklungsstand von Getreide und Raps in Sachsen-Anhalt regional sehr differenziert in Abhängigkeit der bis dahin gefallenen Niederschläge. Insgesamt wird eine Mähdruschernte erwartet, die leicht über dem Mittel der vergangenen Jahre liegt. Jedoch sind aufgrund viel zu geringer Regenmengen in weiten Teilen des Jerichower Landes und im Landkreis Anhalt-Bitterfeld deutlich geringere Erträge zu erwarten. Eine Ausnahme bildet ebenso der Raps, wo von einem Ertrag etwa 25% unter dem Mittel der letzten Jahre ausgegangen wird. Als Ursache hierfür werden die Trockenheit zur Aussaat im August und September letzten Jahres mit daraus folgender starken Verunkrautung sowie der hohe Schädlingsdruck im Zusammenhang mit reduzierter Verfügbarkeit von Pflanzenschutzwirkstoffen benannt.
Die Marktlage ist von unterschiedlich starken Preisschwankungen gekennzeichnet. Die Börsenkurse reagieren nervös auf Meldungen über Wetterentwicklungen wie jüngst aus den USA oder Währungsschwankungen. Generell ist ein größerer Verbrauch von Getreide auf der Welt, aber auch ein größer werdendes Angebot zu verzeichnen. Deshalb rechnen die Landhändler nicht mit deutlichen Preisausschlägen nach unten oder oben, sondern erwarten eher seitwärts gehende Preise. Aktuell ist Deutschland im Export zu teuer und nicht konkurrenzfähig mit anderen Herkünften. Ein besonderes Augenmerk gilt einer besser werdenden russischen Landwirtschaft, die letztes Jahr auch qualitätsbewusste Käufer wie den Iran beliefert hat.
Mit großer Sorge blicken zudem Landhändler und Bauern auf die Folgen der jüngst beschlossenen Änderungen im Düngerecht. Durch niedrigere zulässige Nährstoffmengen und praxisferne Düngebedarfsberechnungen wird es schon ab dem kommenden Anbaujahr deutlich schwieriger sein, Weizen mit hohen Proteingehalten für die Verwendung als Brotweizen zu ernten. So wird befürchtet, dass mehr Getreidebestände nur noch Futterqualität erreichen, die Nachfrage nach Qualitätsweizen für den Export nicht mehr aus heimischem Anbau bedient werden kann und die Preise für Futtergetreide einbrechen. Handelsabläufe für Weizen, die sich vorwiegend am Proteingehalt orientieren, sind aus der Sicht der Landwirte für die Zukunft zu hinterfragen, um den Auflagen des Düngerechtes nachkommen zu können.