DBV begrüßt Entscheidung zur Regelung von GLÖZ 8

Wie der DBV mitteilte, hat die Bundesregierung entschieden, die Vorschläge der EU zu „GLÖZ 8“ auch in Deutschland 1:1 umzusetzen. Im Vorfeld hatten Teile der Bundesregierung geäußert, dass die EU-Regelung mit zusätzlichen Auflagen versehen werden sollte. Dazu gab es Streit innerhalb der Bundeskoalition und viel Kritik aus der Landwirtschaft.

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, dazu: „Die Bundesregierung hat verstanden, dass wir Bauern keine weitere Benachteiligung und damit Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit akzeptieren werden. Wir bewerten es positiv, dass die Bundesregierung und die Fraktionen die Zeichen der Zeit erkannt haben. Wir erwarten, dass die Wettbewerbsgleichheit auch bei zukünftig anstehenden politischen Entscheidungen berücksichtigt wird.“

Erntebericht Sonderkulturen 2023

Der Anbau von Sonderkulturen hat in Sachsen-Anhalt eine lange Tradition. Die Hauptanbauregion für Arznei- und Gewürzpflanzen wie Majoran, Thymian, Fenchel und Bohnenkraut liegt im Salzlandkreis. Doch der Anbau wird weniger.

Viele Sonderkulturen haben sich in diesem Jahr ungleichmäßig entwickelt. Durch die sehr trockene Witterung im Frühjahr kam es zu einem verzögerten Wachstum der Pflanzen, beispielsweise im Majoran. Die feuchten Bedingungen im Sommer führten dann jedoch dazu, dass sich viele Bestände zumindest teilweise erholen und entwickeln konnten. Momentan werden unter anderem Majoran, Buschbohnen und Zwiebeln geerntet.

Die Rahmenbedingungen für die Betriebe mit Sonderkulturen haben sich in den letzten Jahren verschlechtert, sodass wir einen zunehmenden und teils drastischen Rückgang im Anbauumfang verzeichnen müssen. Während die Anbaufläche von Thymian im Jahr 2019 noch bei 346 ha lag, gibt es 2023 nur noch 72 ha Thymian in Sachsen-Anhalt. Rückläufig ist auch der Anbau von Zierpflanzen, Erdbeeren und Obst insgesamt. Die starke Trockenheit der vergangenen Jahre hat dazu beigetragen, ist aber nicht der Hauptgrund.

Andreas Kahl, Vorsitzender des Fachausschusses „Sonderkulturen, Gemüse, Arznei- und Gewürzpflanzen“, sagt dazu: „Wir haben kaum noch eine Möglichkeit, unsere Pflanzen wirkungsvoll vor Schaderregern zu schützen. Zusätzlich sorgen die schwierigen markt- und agrarpolitischen Rahmenbedingungen für Anspannung bei den Betrieben. In Sachsen-Anhalt werden beste Nahrungsmittel unter sehr hohen Umwelt- und Sozialstandards erzeugt. Wenn das weiterhin gesellschaftlich gewollt ist, braucht es bessere politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen“.

Die massiven Lohnkostensteigerungen durch die Anhebung des Mindestlohns haben Auswirkungen auf den gesamten Sektor, der weiterhin handarbeitsintensiv ist. Der Mindestlohn in Deutschland liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt, weswegen in anderen Staaten günstiger produziert wird. Der Druck des internationalen Wettbewerbs ist für die Betriebe hierzulande sehr hoch. Bei vielen Sonderkulturen ist Deutschland bereits von Importen abhängig, aufgrund des geringen Selbstversorgungsgrades.

Die seit 2018 anhaltende Dürre wirkt sich ebenso auf den Anbau von Sonderkulturen aus. Durch stark schwankende Erträge steigt das Risiko bei Kulturen, die hohe Investitionen in den Anbau voraussetzen. Die unsichere Ertragslage verstärkt den Trend, dass sich Verarbeiter und Vermarkter der Waren ausländische Produzenten suchen, beispielsweise in Polen und Ägypten.

Nicht alle Sonderkulturen schwinden im gleichen Umfang und Tempo. Konstant hält sich der Anbau der Lauchgewächse, also Speisezwiebeln, Schalotten, Lauch, Knoblauch oder Schnittlauch. Hier schwankt der Anbauumfang in den letzten fünf Jahren zwischen 1.037 ha und 1.075 ha. Bei Oregano und der bestockten Rebfläche gibt es im Vergleich zum Vorjahr wenig Veränderungen.

 

Hintergrund: Der Fachausschuss „Sonderkulturen, Gemüse, Arznei- und Gewürzpflanzen“ des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen sowie Obst, Gemüse und Blumenzwiebeln. Durch die Arbeit im Fachausschuss tauschen sich die Landwirtinnen und Landwirte aus, erkennen betriebsübergreifende Herausforderungen und bestimmen maßgeblich über die Positionen des gemeinsamen Verbandes in den jeweiligen Fachthemen mit. Insgesamt gibt es im Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. 17 Fachausschüsse.

 

 

Weitere Informationen zu Mindestlöhnen in der EU finden Sie unter:

https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/Mindestloehne.html

Weitere Informationen zum Stand der Dürre finden Sie unter:

https://www.ufz.de/index.php?de=37937

Weitere Informationen zum Selbstversorgungsgrad mit Obst und Gemüse finden Sie unter:

https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/obst-gemuese-zitrusfruechte-schalen-und-trockenobst

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 08/2023

Werte Mitglieder, liebe Bäuerinnen und Bauern,

seit dem Deutschen Bauerntag in Münster ist bereits einige Zeit vergangen. Zurückblickend kann gesagt werden, dass die Veranstaltung erfolgreich war. Der Austausch zwischen den Akteuren der Landwirtschaft und der Politik ist wichtig, auch wenn nach wie vor der Eindruck besteht, dass nicht zwingend in allen Punkten ein gemeinsames Ziel von Landwirtschaft und Politik angesteuert wird. Wichtiger ist und bleibt weiterhin der Austausch mit den Berufskollegen und der kam in Münster auf keinen Fall zu kurz.

Ein Thema, welches intensiv diskutiert wurde, war das Projekt Zukunftsbauer. Die Landwirtschaft soll die Zukunft bauen. Vonseiten der Politik und der Bevölkerung wird ein Umdenken der Landwirtschaft gefordert, am besten schon gestern. Aber sind wir nicht oft schon dabei, für unsere Zukunft in unserem Handeln und Tun neue Strategien zu entwickeln?

Das geforderte Umdenken machen wir Bäuerinnen und Bauern oft tagtäglich, ob nun bewusst oder unbewusst. Dazu gehören neue Strategien in der Pflanzen- und Tierproduktion, dem Wein- und Obstbau oder allgemein komplett neue Ideen und Wege, unsere Landwirtschaft zu betreiben. Viele dieser Entwicklungen, die beispielsweise massiv Emissionen einsparen, kommen in der breiten Öffentlichkeit noch nicht an oder werden politisch nicht ausreichend berücksichtigt. Die Vermarktung unserer Leistungen müssen wir noch ausbauen.

Innovation wird uns seitens der Politik aber auch nicht leicht gemacht. Ausstehende oder fehlende politische Entscheidungen bremsen die Entwicklung. Teilweise sind politische Entscheidungen aus fachlicher Sicht schlicht nicht nachvollziehbar. Es wird einem nicht leicht gemacht, einen positiven Blick zu haben, die Zukunft „zu bauen“.

Trotzdem stellt Aufgeben keine Option dar! Auch ich komme an Punkte, wo mich das Empfinden plagt, ich grüble, wo die Reise in der Landwirtschaft hingeht. Und manchmal bringt das Grübeln über neue Informationen einen auf ganz neue Ideen. In meinem Fall die Produktion von Mikroalgen. Mancher mag es verrückt nennen, ich habe für unseren Betrieb eine große Chance gesehen, durch diesen neuen Weg die Zukunft der Landwirtschaft neu- und mitzubauen – ein Zukunftsbauer sein. Mikroalgen sind natürlich keine klassischen Feldfrüchte, denn schließlich ist ihr Hauptmedium das Wasser und es erinnert mehr an ein Aquarium. Aber auch die Mikroalgen wollen mit viel Leidenschaft und Liebe, so wie alle anderen Landkulturen auch, produziert werden. Das Potenzial von Mikroalgen-Produkten ist immens! Da kann es schon mal passieren, dass man Schuhe aus Mikrolagen trägt oder ein kühles Algen-Bier in der Hand hält. Die vielfältige Weiterverarbeitung war jedoch erst der zweite Gedanke.

Meine anfängliche Über­legung war, welche Möglich­keiten wir als Nahrungs- und Futter­mittel haben. Hierfür bietet unter anderem die Chlorella vulgaris, welche wir anbauen, ein breites Spektrum. Wie bei den Mikroalgen wächst der Markt stetig. Reich an Proteinen, Aminosäuren, Vitamin B 12 ist die Chlorella vulgaris als Nahrungs- und Tier­futter beliebt und kann da sogar viele Feldfrüchte toppen. Das Wachs­tum ist im Vergleich zu einer Feld­frucht um ein Vielfaches höher, Ernte­dank­fest darf alle 3 Tage gefeiert werden. Im getrockneten Zustand ist dann die Chlorella vulgaris sehr haltbar, ohne von ihrer positiven Zusammensetzungen Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Was die Alge dafür benötigt, sind Grundnährstoffe, UV-Licht, Wärme, Kohlenstoffdioxid und ab und zu etwas Dextrose. Ansonsten ist die Chlorella vulgaris anspruchslos. Ich freue mich täglich auf das leuchtende Grün der Mikroalge und das wunderbare Summen der Motoren in der Anlage.

Obwohl bekannt ist, dass die Mikroalgen vor vielen tausend Jahren für das Leben auf der Erde maßgeblich verantwortlich waren, gibt es nach wie vor reichlich Forschungsbedarf. Auch wir wollen weiter in die Tiefe der Möglichkeiten von Mikroalgen eintauchen und haben drei Forschungsprojekte vom BMEL und VDE/VDI genehmigt bekommen. Aktuell starten wir mit der Nutzung des „Algen-Abwassers“, welches bei der Ernte entsteht, zur Bewässerung von Weinstöcken. Wir erwarten positive Effekte in Bezug auf die Weinstock- und Blattgesundheit. Es bleibt auf jeden Fall nicht nur abzuwarten, sondern es bleibt spannend und Ideen habe ich in diesem Bezug noch jede Menge.

In unterschiedlichen Ansätzen entwickeln wir Land­wirtinnen und Landwirte auf unseren Betrieben Konzepte für die Zukunft. Wir müssen unsere Innovationen nach außen tragen! Seit dem Mittelalter gilt der Spruch „Klappern gehört zum Handwerk.“ Und wenn man merkt, wie positiv eine kleine oder große Innovation von den Mitmenschen wahrgenommen wird, schöpft man auch frischen Mut für die Dinge, die in der Zukunft liegen.

Ihre Katrin Beberhold

Vizepräsidentin Bauernverband Sachsen-Anhalt

Blick ins Heft

Zweite Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Unterbrechung der Getreideernte durch teils unbeständige Wetterlage

Die derzeit unbeständige Witterung führt zu Unterbrechungen der Erntearbeiten. 

 

Die Wintergerstenernte ist bereits abgeschlossen, auch die Winterrapsernte ist bereits weit vorangeschritten. Einige Winterrapsflächen haben regional stärker unter der Trockenheit gelitten als erwartet, sodass es hier zu größeren Ertragsunterschieden kommt. Ebenso war ein großer Schädlingsdruck zu verzeichnen, der die Erträge zusätzlich mindert. Durch eine teils ungleichmäßige Abreife konnten bisher erst 85 % der Rapsschläge geerntet werden. Im Durchschnitt liegt der Ertrag nach aktuellem Stand bei 32,7 dt/ha und damit etwas unter den Erwartungen der Betriebe. Einige Betriebe melden sehr gute Ölgehalte.

Die Winterweizenernte schreitet durch die aktuelle Wetterlage nur langsam voran. Etwa 80 % der Winterweizenflächen in Sachsen-Anhalt müssen noch geerntet werden. Mit einem Anbauumfang von etwa 273.066 ha stellt der Winterweizen hierzulande die wichtigste Getreideart dar. Die unbeständige Wetterlage zwingt die Mähdrescher allerdings aktuell immer wieder zum Stillstand, sodass die erntereifen Winterweizenbestände vorerst weiteren Niederschlägen ausgesetzt sind.

Auch viele Winterroggenbestände konnten derzeit noch nicht geerntet werden. Bereits uns vorliegende Meldungen der Betriebe lassen auf unterdurchschnittliche Erträge schließen. Auch hier erfolgt durch die derzeitigen Erntebedingungen nur ein mäßiger Fortschritt der Ernte, weshalb verlässliche Aussagen über Hektarerträge und Erntemengen bislang nicht möglich sind.

Die Mais- und Zuckerrübenbestände sowie die Kartoffeln profitieren von der aktuellen Witterung und können sich positiv entwickeln. Sowohl Mais als auch Zuckerrüben werden erst in den Herbstmonaten geerntet.

Die derzeitige wetterbedingte Zwangspause wird von vielen Betrieben zur Planung des Anbaus für das nächste Jahr genutzt. Der hohe bürokratische Aufwand verbunden mit einer Vielzahl an neuen Auflagen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) führt zu deutlichem Unverständnis in der Praxis. Der unverhältnismäßige Planungs- und Dokumentationsaufwand ist für die Betriebe kaum noch zu bewältigen und steht im Kontrast zu einem Wirtschaften in und mit der Natur.

 

Erste Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Ein zeitweise kühles Frühjahr und eine langsame Entwicklung der Pflanzen hatten bewirkt, dass die Ernte 2023 etwas später als in den letzten Jahren begonnen hatte. Durch die aktuell sehr trockene Witterung waren die Bedingungen für die Ernte vielerorts sehr gut. Die Gerstenernte in Sachsen-Anhalt ist fast vollständig abgeschlossen.

Im Landesdurchschnitt liegt der diesjährige Ertrag in der Wintergerste bei 76 dt/ha und somit 6 dt/ha über der Vorabschätzung. Diese ungewöhnliche Abweichung von der Praktiker-Prognose vor der Ernte erklärt sich durch sehr starke, regionale Schwankungen. Im Süden Sachsen-Anhalts konnte mit 87 dt/ha ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden. Im Norden des Landes wurden nur gut 57 ha/dt gemeldet, somit nochmal 8 dt/ha weniger als im Vorjahr.

Etwas besser ist die Gerstenernte im Raum Anhalt ausgefallen. Dort wurden im Durchschnitt 70 dt/ha eingefahren, was den Schätzungen im Vorfeld genau entspricht. In der Region des ALFF Mitte, also Börde, Harz und Salzlandkreis, wurden fast 77 dt/ha geerntet.

Die Aufteilung der genannten Gebiete richtet sich nach den Zuständigkeitsgrenzen der Ämter für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (kurz ALFF): https://alff.sachsen-anhalt.de/

Trotz gelegentlicher Niederschläge sind die Bestände auf den Feldern sehr trocken. Das wirkt sich positiv auf die Erntefähigkeit aus. Negativ werden jedoch verschiedene Qualitätsfaktoren beeinflusst, u.a. das teilweise deutlich abfallende Hektolitergewicht und der Schmachtkornanteil.

Zu anderen Kulturen liegen bisher noch nicht genug Meldungen vor, um eine Bewertung der Ernte vorzunehmen. Der Wintergerste folgt bei vielen Betrieben der Winterraps, weitere Druschkulturen sind Erbsen und Winterweizen. Besonders der Weizen ist für viele Betriebe wirtschaftlich wichtig. Sachsen-Anhalt ist eine von Deutschlands „Kornkammern“, rund 10 Prozent des deutschen Winterweizens kommt aus Sachsen-Anhalt.

Zahlen zu den Anbauflächen finden Sie auf der Webseite des Statistischen Bundesamtes:

https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Feldfruechte-Gruenland/Tabellen/anbauflaeche-feldfruechte-bundeslaender.html

Ernte-Schätzung in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalts Landwirtinnen und Landwirten prognostizieren eine durchwachsene Ernte. Im März und April gab es ausreichend Regen, damit stieg die Hoffnung auf gute Erträge. Mai und Juni haben jedoch deutlich gemacht, dass die Dürrejahre noch nicht vorbei sind. Die Vorsommertrockenheit traf die Getreidekulturen in empfindlichen Entwicklungsstadien, was Einfluss auf die Qualität genommen hat. Sommerungen wie Zuckerrüben und Mais zeigen sich sehr unterschiedlich.

Die Ernte beginnt mit der Wintergerste. Im Vorjahr war die Wintergerste zum Julibeginn bereits größtenteils eingebracht. Durch das kühle Frühjahr hat sich die Entwicklung und Reife der Pflanzen zeitlich nach hinten verlagert. Die aktuell gelegentlich auftretenden Niederschläge sorgen dafür, dass die Ernte nur langsam anrollen kann. Erwartet wird ein Ertrag von weniger als 70 dt/ha, jedoch mit starken Schwankungen.
Wie in der Gerste wird auch beim Winterraps von starken Schwankungen im Ertrag ausgegangen. Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort, dass kaum noch regionale Aussagen getroffen werden können, weil Niederschläge zunehmend lokal abgegrenzt auftreten. Der prognostizierte Ertrag von durchschnittlich gut 34 dt/ha würde auf dem Niveau des Vorjahres liegen.
Der erwartete Ertrag im Winterweizen liegt bei 65 dt/ha und somit gut 2 dt/ha unter dem durchwachsenen Vorjahresergebnis. Die Schätzungen der Landwirte schwanken von 50 bis 70 dt/ha. Zum Vergleich: In den Jahren vor der seit 2018 anhaltenden Dürre konnten oft 80 dt/ha Winterweizen oder mehr geerntet werden.
Bei Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais ist es noch zu früh für eine Prognose. Auf besonders trockenen Flächen sind die Kulturen schlecht entwickelt, haben aber das Potenzial. Zu diesen und weiteren Kulturen sowie dem Grünland werden mit der ersten Ernte-Erhebung weitere Angaben folgen.

Hinweis: Erntemengen in der Landwirtschaft werden in „dt/ha“ angegeben. Eine Dezitonne („dt“) entspricht 0,1 Tonnen bzw. 100 kg. Eine Prognose von 70 dt/ha geht also von 7 Tonnen je Hektar aus, bzw. von 7.000 kg je Hektar.

Die Ernteauftakt-Pressekonferenz des Deutschen Bauernverbandes findet dieses Jahr in Thüringen statt, am 4. Juli auf einem Feld in Riethnordhausen. Informationen sowie Kontaktdaten finden Sie unter folgendem Link: https://www.tbv-erfurt.de/presse-und-medien



Unbefriedigende Ernteergebnisse, unsichere Aussichten

Sachsen-Anhalts Landwirtinnen und Landwirten war schon vor der Ernte klar, dass die Ergebnisse in diesem Jahr nicht allzu gut ausfallen. Hitze und viel zu wenig Wasser haben vielen Pflanzen seit der Aussaat keine guten Bedingungen geboten. Trotz widriger Bedingungen hat sich ein Teil der Wintergerste relativ stabil entwickelt und konnte die Ertragsbildung vor der extremen Trockenheit abschließen. Das Ernte-Ergebnis liegt mit 74 dt/ha über den ersten Prognosen und auf einem Niveau, dass auch in Jahren mit besserer Witterung üblich ist. Die Qualitäten der Getreidekörner sind jedoch durchwachsen. Tatsächlich gedroschen, und damit im Rahmen der Ernteumfrage erfasst, wurden nicht alle Gerstenbestände. Ein Teil musste im grünen Stadium gehäckselt werden, um als Futter verwendet werden zu können.
Die Ergebnisse im Winterweizen, für viele Betriebe eine zentrale Kultur, sind weniger schlecht als in der Vorernte-Prognose mit 61 dt/ha prognostiziert. Im Landesdurchschnitt konnten 64 dt/ha eingefahren werden. Damit liegt der Ertrag knapp 5 dt/ha über dem katastrophalen Ergebnis von 2018. In Jahren mit normaler Witterung können die Landwirte in Sachsen-Anhalt 80 dt/ha und mehr beim Winterweizen erzielen, abhängig vom jeweiligen Standort.
Wie auch bei Gerste und Roggen (Ø 39,6 dt/ha) wurden von den Landwirtinnen und Landwirten geringe Hektolitergewichte und hohe Schmachtkornanteile gemeldet. Schmachtkorn bezeichnet kümmerlich ausgebildetes Getreide und ist neben den anderen Qualitätsparametern ausschlaggebend für die Bestimmung des Preisniveaus. In Kombination mit der wechselhaften Marktlage entstehen dadurch starke Schwankungen bei den Preisen, die von den Betrieben erzielt werden können.
Von einem guten Geschäftsjahr werden die Landwirtinnen und Landwirte dennoch nicht sprechen, aufgrund der durchwachsenen Erträge und Qualitäten, der oftmals langfristigen Verträge mit Abnehmern sowie der stark gestiegenen Betriebsmittelkosten. Hinzukommt die große, politische Unsicherheit. „Für die landwirtschaftlichen Unternehmen sind die aktuell diskutierten Pläne auf EU-Ebene, die einen Produktivitätsverlust in zweistelliger Prozenthöhe bewirken sollen, nicht weniger existenzgefährdend als die Dürre. In vielen Bereichen, bei Düngung, Pflanzenschutz und Schutz des Eigentums, fehlt eine wirtschaftliche Perspektive“, erklärt Marcus Rothbart, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt.
Die Dürre wirkt sich auf alle Kulturen aus, die angebaut werden. Von den Landwirtinnen und Landwirten in Sachsen-Anhalt wurden in diesem Jahr wesentlich mehr Sonnenblumen angebaut als noch im Vorjahr. Aber auch diesen vergleichsweisen resistenten Pflanzen setzt die Witterung stark zu. Die Ernte ist mancherorts so stark vertrocknet, dass die Erträge voraussichtlich nicht die Kosten decken werden.
Die Dürre hat auch weniger offensichtliche Auswirkungen auf die Ernte von Sachsen-Anhalts Bauern, unter anderem bei Erbsen und Ackerbohnen. Wenn Pflanzen sich nicht gleichmäßig und geschlossen entwickeln können, bilden sich Lücken in den Beständen. Diese werden von Unkräutern ausgenutzt, beispielsweise von Quecke. Zum einen entsteht damit ein Konkurrenzkampf um Wasser und Nährstoffe, zum anderen lassen sich die Bestände deutlich schlechter Ernten. Für den Landwirt bedeutet das höhere Kosten und ein höheres Risiko, dass das Erntegut ungewünschte Pflanzenbestandteile enthält.
An der dritten und abschließenden Erntemeldung des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt haben sich knapp 200 Landwirtinnen und Landwirte beteiligt. Die Erntebilanz des Deutschen Bauernverbandes finden Sie HIER.

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 06/2022

Liebe Berufskolleginnen und -kollegen, zu Beginn der Corona-Pandemie und mit den einhergehenden, kurzfristigen Lieferengpässen mancher Produkte ist die Rolle des Landwirtes wieder stärker in den Vordergrund getreten. Vielen Mitmenschen wurde […]