Unbefriedigende Getreideernte in Sachsen-Anhalt

Teils noch geringer als im Vorjahr und deutlich unter dem langjährigen Mittel, das ist die Bilanz der diesjährigen Getreide- und Rapsernte im Land. Anfang Juli hatten bereits die Erträge der Wintergerste enttäuscht, die deutlich unter dem langjährigen Mittel lagen. Lediglich punktuell fiel genug Regen, so dass bessere Erträge erzielt wurden. Ähnlich lautet das Fazit im Weizen, der wichtigsten Getreideart, sowie für Roggen und Triticale. Hauptgrund dafür ist die seit dem Vorjahr anhaltende Trockenheit. Das Fehlen von pflanzenverfügbarem Wasser hat auch dazu geführt, dass das Erntegut einen hohen Anteil an Schmachtkorn enthält. Bei diesen Körnern wurde durch die Trockenheit die Einlagerung von Nährstoffen verfrüht abgebrochen.

Außerordentlich von der Trockenheit betroffen sind die Regionen Anhalt, Halle und die Querfurter Platte, bis in den Burgenlandkreis, was sich auch im Raps gezeigt hat, der normalerweise nach Weizen wichtigsten Kultur in Sachsen-Anhalt. Der sonst übliche und angestrebte Ölgehalt von Winterraps liegt bei rund 45 Prozent, die kleinen Körner in diesem Jahr brachten nur 38 bis 42 Prozent bei Erträgen von teils unter 20 dt/ha. Ein Teil der Rapsflächen war aufgrund der schwierigen Witterung bereits zu Beginn des Jahres oder noch im Vorjahr umgebrochen worden. Im Vergleich zu 2018 wurde nach Daten des Statistischen Landesamtes auf nur der Hälfte der üblichen Fläche Raps geerntet.

Nur begrenzte Hoffnung haben die Betriebe in die noch anstehenden Ernten bei Mais, Zuckerrübe und Kartoffeln. Der Mais, der dringend für den Aufbau von Futterreserven benötigt wird, ist teils so von Trockenheit geschädigt, dass sich die Kolben nicht ansatzweise ausgebildet haben. Flächen, die zur Gewinnung von Körnermais angelegt wurden, sind vielerorts vorzeitig für die Fütterung geerntet worden. Viele Betriebe mit Rinderhaltung haben zur Verbesserung ihrer Futtersituation bereits im Vorjahr mehr Futterflächen angelegt, um für die Tiere wieder Reserven aufzubauen.

Die Politik auf Kreis- aber besonders auf Landesebene ist jetzt mit Blick auf die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt gefordert, keine zusätzlichen kostentreibenden politischen Wunschkonzerte umzusetzen und weitere Wettbewerbsverschärfungen zu betreiben. Dies ginge an der betriebswirtschaftlichen Realität der Betriebe im Lande komplett vorbei, die ihre Produkte größtenteils zu Weltmarktpreisen absetzen. Stetige neue Einschränkungen und sogenannte gesellschaftliche Wünsche führen lediglich zu einem weiteren Abbau der noch vorhandenen Tierhaltung und zur Einschränkung von notwendigen Fruchtfolgen im Ackerbau. Verantwortungsvolle Politik ist aufgefordert, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass Landwirtschaft in ihrer Vielfältigkeit auch weiterhin vor Ort betrieben werden kann.

Kein finanzieller Ausgleich durch den Getreidemarkt

In Sachsen-Anhalt ist die Getreideernte in den letzten Zügen. Neben der Trockenheit und den geringen Erträgen ist besonders die Marktpreissituation eine große Herausforderung. Die Erzeugerpreise für beispielsweise Weizen sind deutlich schlechter als im Vorjahr. Bundesweit wird auch in weniger von Trockenheit und Hitze betroffenen Regionen eine geringere Ernte eingefahren, als noch vor einigen Wochen erwartet worden ist. Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht neuen Berechnungen zufolge von einer Getreideernte in der Höhe von 44 bis 45 Millionen Tonnen aus. Das langjährige Mittel wird um rund 4 Millionen Tonnen unterschritten. Der DBV erläuterte: „Die Korrektur der Ernteerwartungen ist auf die Hitzewellen zurückzuführen, die insbesondere das Ertragspotenzial der wichtigsten Getreideart in Deutschland, dem Winterweizen, reduziert haben.“
Auf die internationalen Rohstoffmärkte wirkt sich eine nationale Minderernte im Getreide nicht aus. Eine Erholung des Marktpreises wird aktuell nicht erwartet, da in Russland, Frankreich und den USA gute Ernten prognostiziert werden. Jüngste Ernteprognosen des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums USDA sorgten nochmals für Preisstürze bei Weizen und anderen Kulturen.
Viele Betriebe würden in dieser Situation gerne auf bessere Preise warten, um ihre Ernte zu vermarkten. Eine schnelle Liquidität bei niedrigeren Marktpreisen ist jedoch wichtig, um die zukünftige Ernte vorzufinanzieren und laufende Verbindlichkeiten zu bedienen. Im Bereich der Bio-Marktfrüchte kommt für die Betriebe erschwerend hinzu, dass der Markt weitestgehend gesättigt scheint. Dies liegt beispielsweise daran, dass der Absatz von Bio-Lebensmitteln langsamer steigt, als die Bereitschaft der Landwirte zu einer Umstellung, jedoch auch an der preisgünstigeren Konkurrenz aus dem Ausland. Die geringe Nachfrage trifft besonders die Betriebe, die in den vergangenen Jahren Geld in die langwierige Umstellung ihrer Produktion investiert haben. Sogenannte Umstellungsware, die nach Bio-Standard angebaut wurde, aber noch nicht das entsprechende Zertifikat hat, wird auf dem Markt fast ausschließlich nur zu konventionellen Preisen abgenommen. Die vom Bauernverband getätigten Hinweise an die Politik, die Markt- und Preisentwicklung im Ökobereich nicht aus den Augen zu verlieren, bewahrheiten sich damit. Leider scheint es, dass es der Politik im Ökobereich lediglich um das Erreichen von statistischen Ausbauzielen geht und die wirtschaftliche Situation der Betriebe nachrangig ist.