Wolfgang Böhmer war eine bedeutsame Persönlichkeit der deutschen Politik. Als Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt prägte er über viele Jahre die Entwicklung unseres Bundeslandes – mit Sachverstand, Weitsicht und einem feinen Gespür für die Anliegen der Menschen, insbesondere im ländlichen Raum.
Als Landwirtssohn brachte er ein tiefes Verständnis für landwirtschaftliche Themen mit. Er trat für eine starke, marktorientierte Landwirtschaft ein, für faire Wettbewerbsbedingungen und für regionale Wertschöpfung. Früh erkannte er in der Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus der Landwirtschaft eine wirtschaftliche Chance und einen Beitrag zur gesellschaftlichen Verantwortung.
Mit seiner ruhigen, sachlichen und verbindlichen Art war Wolfgang Böhmer vielen ein Vorbild. Er war ein Mann des offenen Gesprächs und des klaren Wortes – und wurde weit über Parteigrenzen hinaus geschätzt.
Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihm nahestanden.
Olaf Feuerborn
Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e. V.
https://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2025/07/Nachruf-Wolfgang-Boehmer.png10801080Erik Hechthttps://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2024/06/BV_Logo_cmyk_2022.svgErik Hecht2025-07-01 17:19:212025-07-01 17:19:21Nachruf auf Dr. Wolfgang Böhmer
der Sommer ist nun in vollem Gange und für die Landwirtschaft steht in Kürze auf dem Feld die Marktfruchternte an. Es wird sich, nach einem überwiegend sehr trocknen Frühjahr, erst noch zeigen, was all die kostenintensive Vorarbeit zum Hinstellen einer Ernte am Ende wirklich wert sein wird. Abgerechnet wird immer am Ende. Gleichzeitig merken wir alle, dass die Kostensituation sich nicht wieder auf ehemals deutlich niedrigeren Ständen einpegeln wird und auf der Einnahmenseite nicht viel Phantasie nach oben besteht. Wer zu besseren Marktphasen Teile der Ernte kontraktiert hat, der hat sich damit eventuell etwas finanzielle Luft verschafft und im Nachhinein richtig gehandelt. Jedes Handeln bei Kontrakten ist stets ein Handeln in Unsicherheit, nur nichts abschließen und warten auf eventuell noch bessere Preise lässt auch betriebliche Chancen liegen. Niemand hat alle Informationen der Welt, deshalb wird es kaum den idealen Zeitpunkt für den Verkauf der Ernte geben.
Unabhängig der volatilen Preissituationen an den landwirtschaftlichen Börsen muss festgestellt werden, dass es zunehmend die sichtbaren Ertragsverluste im Laufe der Vegetationsdauer auf dem Feld sind, die den Betrieben in der Planung erheblich zu schaffen machen. Und die durchaus auch vorsichtig werden lassen, wie viel Anteil einer Ernte denn vorher kontraktiert werden sollte und überhaupt kann. Basierend auch auf einer Pflanzenschutzmittelverfügbarkeit, die in der notwendigen Breite und Vielfältigkeit nicht mehr adäquat ausreicht, um Schäden an Kulturen zu reduzieren und damit physischen und monetären Ertrag zu sichern, steigt die Planungsunsicherheit. Die Landwirtschaft könnte mit den steigenden Wetter- und Klimaherausforderungen auch wirtschaftlich deutlich besser umgehen, wenn ein umfänglicher Instrumentenkasten vorhanden wäre und nicht nur immer weiter eingeschränkt würde.
Es sind zudem, um nur das aktuelle Paradebeispiel Schilfglasflügelzikade zu benennen, diese Ertragsverluste nicht lediglich das singuläre Problem der praktischen Landwirtschaft, sondern sie sind, wenn wir keine tragfähigen Lösungen bekommen, diese ebenso ein Problem der Gesamtgesellschaft. Massive Schäden an Kartoffeln, an Zuckerrüben und an Sonderkulturen sind nicht nur ein wirtschaftliches Problem des einzelnen Anbauers, sondern gleichwohl der nachfolgenden Verarbeitungslinie, der die Ware fehlt. Schlussendlich sinkt das regional erzeugte Angebot für den Konsumenten vor Ort. Am Ende zahlen wir also alle drauf, wenn wir uns immer weiter beschränken und unserer Handlungsmöglichkeiten für sichere Ernten hier vor Ort berauben. Globale Verantwortung beginnt mit dem Lösen von Aufgaben vor der eigenen Haustür. Eine politische Kernaufgabe der unmittelbaren Zukunft muss es daher sein, die Sicherung der regionalen Erzeugung in all ihren Facetten ernst zu nehmen.
Selbstkritisch als Branche müssen wir schon festhalten, dass wir bei Verlusten durch fehlenden Pflanzenschutz in Feld und Flur bisher sicher zu emotionslos und zahlenfixiert nach außen kommunizieren. In einer Welt, in der Flächenverbrauch in variablen Fußballfeldern gemessen wird und der Hektar als feste Bezugsgröße verschwindet, da können sich Unbeteiligte Ernteverluste von 30 oder 50 oder 70% nicht mehr vorstellen in ihrer Wucht und Dramatik. Es sind die dazugehörenden Bilder von durch Schädlinge in Mitleidenschaft gezogenen landwirtschaftlichen Kulturen, die trotz profihaftem Verhalten und Einsatz von Technik und Knowhow von Landwirten auf dem Feld nicht vollständig bis zur Ernte kommen. Diese Schadbilder müssen offener kommuniziert werden, auch wenn uns selbst Bilder von Hochglanzernten viel mehr Freude bereiten. Breitenwirkung in die Gesamtgesellschaft bekommen wir nicht nur, indem wir über Probleme abstrakt unter Nutzung der eigenen Fachtermini sprechen.
Aus dem eben Benannten wird deutlich, dass wir als landwirtschaftliche Branche weitere strategische Verbündete mehr als elementar brauchen, um druckvoll Ziele im Spiel mit Politik und Verwaltung zu erreichen. Für das Einbinden neuer Verbündeter außerhalb der eigenen Bubble werden wir viel mehr Arbeit und Engagement als je zuvor aufbringen müssen. Denn es bringt uns wenig voran, wenn Landwirte nur mit Landwirten kommunizieren und bestenfalls sich gegenseitig bestätigen in der Annahme, dass die Bedingungen nicht optimal sind. Es ist auch nicht wirklich zielführend, wenn sich zu einem Sachverhalt mehrere Organisationen melden und stets was anderes gegenüber Politik und Medien kundtun, weil man sich vorher nicht einig geworden ist oder aus bewährter Haltung immer konträr unterwegs ist. Abgestimmtes Verhalten, Vertrauen, Vertrauen und nochmal Vertrauen, dass es der andere nicht schlecht mit einem selbst meint und auch umgekehrt nicht, sowie ein hoher Impact in die Sache sind die Grundlagen, damit mehr politische Erfolge erzielt und es besser werden kann für die eigene Branche. Das erfordert von den Engagierten viel Abstraktionsvermögen weg von der Denke nur an den eigenen Betrieb und vor allem den Glauben an politische Wirksamkeit. Und genau für diese Aufgaben braucht es starke Organisationen, die dem Einzelnen eine Heimat geben. Alleine kommt da draußen niemand durch, und mag er sich derzeit noch so stark fühlen oder hoffen, dass sich schon wer für einen selbst kümmert.
Marcus Rothbart
Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.
Blick ins Heft:
https://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2025/06/2025-07_Cover.jpg16971200BVSthttps://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2024/06/BV_Logo_cmyk_2022.svgBVSt2025-06-30 23:59:072025-06-30 11:06:56Juli-Kommentar im Informationsheft
Am 25. und 26. Juni 2025 fand in Berlin der Deutsche Bauerntag unter dem Leitsatz „Mehr Politikwechsel wagen“ statt. Rund 500 Delegierte aus ganz Deutschland sowie Gäste kamen zusammen, um über die Zukunft der Landwirtschaft zu beraten und klare Signale an Politik und Gesellschaft zu senden.
Im Zentrum der Diskussionen standen die Entlastung landwirtschaftlicher Betriebe, die Entwicklungen in der Tierhaltung und eine verlässliche Agrarpolitik. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, forderte in seiner Grundsatzrede u.a. spürbare Schritte zum Bürokratieabbau sowie ein entschlossenes politisches Bekenntnis zur Wirtschaftlichkeit der Betriebe. Die Streichung der von Seiten der EU nicht geforderten Stoffstrombilanz ist ein erster und wichtiger Schritt. Auf europäischer Ebene wurde eine stärkere Ausrichtung der GAP auf Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Umweltleistungen betont. Nationale Alleingänge, insbesondere bei Auflagen in Tierhaltung und Düngung, soll es zukünftig nicht mehr geben, verkündete die Bundesregierung bereit im Vorfeld.
Auch politische Vertreter äußerten sich: Bundesagrarminister Alois Rainer sagte steuerliche Entlastungen beim Agrardiesel sowie zusätzliche Mittel für Stallumbauten zu. Bundesumweltminister Carsten Schneider plädierte für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Umweltpolitik, ohne ideologische Gräben zu vertiefen.
Auf dem YouTube-Kanal des Bauernverbandes können Sie verschiedene Reden der beiden Tage nachschauen. LINK
Auf dem Bauerntag wurden Auszubildende aus den Grünen Berufen für ihre Leistungen ausgezeichnet. Insgesamt hatten sich tausende junge Menschen an den bundesweiten Berufswettbewerben beteiligt. LINK
Jährlich treffen sich Landwirte des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. unter Einbezug von Zuckerrübenanbauverbänden und Unternehmen des Landhandels vor der Ernte. Für 2025 wurden aktuelle Einschätzungen zum Anbau und den witterungsbedingten Einflüssen zusammengetragen. Grundlage bildet dafür eine Vorernteschätzung von 50 landwirtschaftlichen Betrieben aus Sachsen-Anhalt.
Der kühle Mai und die Niederschläge um Ostern haben vielen Kulturen das Überleben gesichert. In zahlreichen Regionen konnten sich die Bestände stabilisieren oder sogar regenerieren, in den östlichen und nördlichen Gebieten ist der Trockenstress aber sichtbar. Aufgrund der trockenen Witterung wurde in Getreidebeständen ein geringerer Krankheitsdruck festgestellt. Im Raps ist es in der ackerbaulichen Praxis immer weniger möglich, die Schädlinge in Schach zu halten, mit entsprechenden Kosten- und Arbeitsbelastungen. Aufgrund massiver Schäden durch Rapserdfloh und Rapsglanzkäfer wurden seit der Aussaat im Herbst 2024 schätzungsweise 20 Prozent der Flächen umgebrochen und erneut ausgesät. Der Raps bleibt für viele Betriebe dennoch unverzichtbar, um eine ertragreiche Fruchtfolge zu gewährleisten.
Die Nachfrage nach Wintergerste hat durch sinkende Tierbestände in den vergangenen Jahren spürbar nachgelassen, entsprechend wurde der Anbau vielerorts reduziert. Auch die Anbaufläche von Winterweizen ist etwas zurückgegangen. Hauptgrund dafür ist, dass der Anbau von Weizen in den sogenannten roten Gebieten ein erhebliches wirtschaftliches Risiko aufweist. Die Einschränkungen in der bedarfsgerechten Düngung bewirken, dass auf diesen Flächen fast ausschließlich Futter-Weizen geerntet wird. Für die Landwirte bedeutet das, dass ihre Ernte bei gleichbleibenden Kosten deutlich weniger wert ist.
Die Schilf-Glasflügelzikade breitet sich zunehmend aus, betrifft mittlerweile zahlreiche Ackerkulturen und bewirkt im Ackerbau große Sorgen. Eine Anpassung der Fruchtfolge allein bietet nur sehr eingeschränkt Abhilfe, da die Zikade eine Vielzahl von Kulturen befällt. Sowohl in den Bereichen Züchtung als auch Pflanzenschutz sind unbedingt schnelle Fortschritte zu erzielen, um in der Praxis verhindern zu können, dass sich die Zikade in weiteren Regionen und Kulturen ausbreitet.
Für eine Bewertung von Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben ist es noch zu früh. Die Situation auf dem Grünland wird differenziert bewertet, da die Niederschlagsverteilung an einigen Standorten gute erste Schnitte ermöglichte, an anderen weniger. Auch hier wird entscheidend sein, wie Hitze und Niederschläge in den kommenden Wochen und Monaten verteilt sind.
https://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2025/06/maehdrescher-6488887_1920_pixabay_schauhi.jpg8041206Erik Hechthttps://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2024/06/BV_Logo_cmyk_2022.svgErik Hecht2025-06-20 10:34:302025-06-20 10:34:46Erste Prognose zur Ernte 2025 in Sachsen-Anhalt
Was bringt die neue Bundesregierung – und deren Koalitionsvertrag – mit sich? Um diese und weitere Fragen wird sich der Polit Talk 2025 drehen, der am 16. Juni in Halberstadt stattfindet.
Werte Verbandsmitglieder,
liebe Bäuerinnen und Bauern,
die gesellschaftliche Diskussion über Landwirtschaft findet seit Jahren mit hoher Intensität statt. Dabei wird vielfach über Landwirtschaft gesprochen, wenn auch nicht immer mit ihr.
Umso bedeutender ist es, dass es innerhalb unseres Berufsstandes zahlreiche Initiativen gibt, die den direkten Austausch mit anderen gesellschaftlichen Gruppen ermöglichen. Hoffeste, Schülerbesuche und Schulgärten, Projektwochen und Vorträge auf öffentlichen Veranstaltungen schaffen Kontaktpunkte zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft. In Sachsen-Anhalt nehmen jährlich mehrere tausend Schülerinnen und Schüler an Betriebsbesichtigungen teil. Gleichzeitig öffnen viele Betriebe ihre Höfe für interessierte Gäste.
Diese Formate tragen dazu bei, komplexe Produktionsprozesse transparent zu machen und Vorurteile abzubauen. Der Bauernverband unterstützt diese Aktivitäten, weil sie für eine sachgerechte, persönliche Meinungsbildung sehr wichtig sind. Das Interesse an der Herkunft von Lebensmitteln und an Fragen des Tierwohls, des Pflanzenschutzes oder der Umweltwirkungen landwirtschaftlicher Praxis ist groß. In vielen Fällen fehlen jedoch grundlegende Kenntnisse über die Produktionsbedingungen. Die mediale Darstellung ist dabei häufig verkürzt oder einseitig. Persönliche Begegnungen und fachlich fundierte Informationen ermöglichen eine differenzierte Auseinandersetzung. Sie bieten zudem die Möglichkeit, Fragen unmittelbar auf betrieblicher Ebene zu beantworten und Zusammenhänge einzuordnen.
Für die Branche insgesamt ist dieser Austausch ein strategischer Faktor. Die gesellschaftliche Akzeptanz der Landwirtschaft wirkt sich mittelbar auf politische Entscheidungen, Förderinstrumente und ordnungsrechtliche Vorgaben aus. Fehlt das Verständnis für betriebliche Abläufe und ökonomische Zwänge, steigt das Risiko, dass Regelungen an der Praxis vorbeigehen. Dies zeigt sich unter anderem in Debatten zu Flächenstilllegung, Düngeverordnung oder zur Ausgestaltung von Tierhaltungsstandards. Daher ist es notwendig, dass der Beruf auch außerhalb fachpolitischer Formate präsent bleibt.
Die Bereitschaft zum Dialog ist in weiten Teilen des Berufsstandes vorhanden. Was fehlt, sind oftmals die strukturellen und personellen Voraussetzungen, um diesen Dialog systematisch auszubauen. Bildungsangebote, Dialogplattformen und Unterstützungsformate für Öffentlichkeitsarbeit müssen auf Landes- und Bundesebene verstetigt und ausgebaut werden. Eine wirksame Verbraucherbildung beginnt nicht erst im Supermarkt, sondern muss bereits in der Schule und im direkten Kontakt mit der Praxis erfolgen. Der Bauernverband bringt sich dazu in verschiedenen landesweiten Programmen aktiv ein und wird diese Arbeit weiterführen.
Der Erfolg dieser Arbeit lässt sich mit Zahlen belegen. Im Jahr 2024 haben in Sachsen-Anhalt 490 junge Menschen eine Ausbildung in einem der Grünen Berufe begonnen. Die Zahl der Auszubildenden liegt deutlich über dem recht konstanten Niveau der Vorjahre und zeigt ein wachsendes Interesse. Damit Kinder und Jugendliche sich für die Landwirtschaft begeistern, brauchen sie Kontakt zur Branche und den Betrieben. Wo das nicht über die Familie stattfindet, kann das meist nur über Hoftage oder ähnliche Aktionen passieren. Aber diese jungen Menschen werden vielleicht einmal Auszubildende und Mitarbeiter. Oder sie gehen einen anderen Weg, haben aber trotzdem einen echten und ehrlichen Bezug zur Landwirtschaft.
Eine offene Landwirtschaft lebt vom Gespräch mit der Gesellschaft. Sie lebt auch davon, dass sie sich erklärt, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Für den Berufsstand bedeutet das eine zusätzliche Herausforderung. Zugleich liegt darin eine Chance, die eigene Arbeit verständlicher zu machen – auch mit Blick auf zukünftige Generationen.
Olaf Feuerborn
Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.
Blick ins Heft:
https://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2025/05/2025-06_Cover.jpg16971200BVSthttps://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2024/06/BV_Logo_cmyk_2022.svgBVSt2025-06-01 00:01:222025-06-02 11:18:33Juni-Kommentar im Informationsheft
Der Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai erinnert weltweit an den Wert und die Bedeutung der Artenvielfalt für Mensch, Umwelt und Klima. Biologische Vielfalt sichert funktionierende Ökosysteme, stabile Erträge in der Landwirtschaft und lebenswichtige Grundlagen wie sauberes Wasser und gesunde Böden. Ihr Schutz ist eine gemeinsame Aufgabe von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Wie praxistaugliche Wege aussehen, um effiziente Landwirtschaft und gezielte Biodiversitätsmaßnahmen zu kombinieren, erprobt das F.R.A.N.Z.-Projekt.
Das F.R.A.N.Z.-Projekt (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) ist ein bundesweites Dialog- und Demonstrationsvorhaben, das seit 2017 Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft entwickelt und erprobt.Ziel ist es, praxistaugliche und wirtschaftlich tragfähige Biodiversitätsmaßnahmen zu identifizieren, die sich in den landwirtschaftlichen Alltag integrieren lassen, ohne die ökonomische Leistungsfähigkeit der Betriebe zu gefährden.
Das Projekt wird gemeinsam von der Umweltstiftung Michael Otto und dem Deutschen Bauernverband getragen.Wissenschaftlich begleitet wird es unter anderem von den Thünen-Instituten für Biodiversität, Betriebswirtschaft und Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen, der Universität Göttingen sowie dem Michael-Otto-Institut im NABU.Finanzielle Unterstützung erfolgt durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.
Am 24.05.2025 lädt der Brockenbauer in Tanne im Harz herzlich zum Tag des offenen Hofes ein. Besucherinnen und Besucher erwartet ein abwechslungsreicher Einblick in die traditionsbewusste und zugleich moderne Landwirtschaft auf einem Harzer Familienbetrieb. Die Veranstaltung richtet sich an Familien, Interessierte aus der Region sowie Urlauber, die wissen möchten, wo ihre Lebensmittel herkommen – und wie viel Arbeit und Verantwortung damit verbunden sind.
Der Brockenbauer in Tanne ist weit über die Region hinaus bekannt für das Harzer Rote Höhenvieh. Beim Tag des offenen Hofes können die Gäste nicht nur hinter die Kulissen des Betriebes schauen, sondern auch mit den Landwirtinnen und Landwirten ins Gespräch kommen. Mit dabei: Kinderprogramm, Führungen durch den Hof, Einblicke in die Fleischverarbeitung sowie regionale Spezialitäten zum Probieren und Mitnehmen. Der Eintritt ist frei, Parkplätze sind ausgeschildert.
Der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V., der Bauernverband Nordharz e.V., die Agrarmarketinggesellschaft sowie das Land Sachsen-Anhalt unterstützen die Aktion und laden gemeinsam mit dem Brockenbauer dazu ein, Landwirtschaft hautnah zu erleben. Das Projekt "Tag des offenen Hofes" ist Teil einer bundesweiten Initiative, die von Bauernverband, LandFrauen und Landjugend getragen und von der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert wird. Ziel der Initiative ist, die Verbraucherinnen und Verbraucher mit den Menschen in der Landwirtschaft in Kontakt bringt und eigene Erfahrungen mit der heimischen Landwirtschaft zu ermöglichen.
https://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2025/05/TdoH_Tanne_Plakat.png1341956Erik Hechthttps://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2024/06/BV_Logo_cmyk_2022.svgErik Hecht2025-05-20 11:33:422025-05-20 11:33:42Tag des offenen Hofes in Tanne
Im aktuellen Ausbildungsjahr 2024/2025 haben in Sachsen-Anhalt 490 junge Menschen eine Ausbildung in einem der sogenannten „Grünen Berufe“ begonnen. Damit wurde ein neuer Höchststand erreicht, wie das LVwA berichtet. Die Zahl der Auszubildenden liegt deutlich über dem Niveau der Vorjahre und zeigt ein wachsendes Interesse an Berufen in Landwirtschaft, Gartenbau, Forstwirtschaft, Tierhaltung und Fischerei. Die Berufe zeichnen sich durch eine enge Verbindung zur Natur, vielseitige praktische Tätigkeiten und einen zunehmenden Einsatz moderner Technik und digitaler Anwendungen aus.
Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt betont, dass die gestiegenen Ausbildungszahlen ein positives Signal für die Zukunftsfähigkeit der Branche darstellen. Sie zeigen, dass junge Menschen die Bedeutung der Grünen Berufe für Ernährungssicherung, Umwelt- und Klimaschutz sowie ländliche Entwicklung zunehmend erkennen. Weitere Informationen unter:
Werte Landwirtinnen und Landwirte, werte Mitglieder,
just in diesen Tagen sind wir auf der Zielschleife der Bildung einer neuen Bundesregierung. Das Koalitionspapier mit dem Titel „Verantwortung für Deutschland“ liegt seit einigen Wochen vor, die Parteigremien von CDU und CSU haben diesem zugestimmt und ihre künftigen Ministerinnen und Minister benannt. Die SPD wird in den letzten Apriltagen mit ihrem Mitgliederentscheid voraussichtlich auch zustimmen, wenngleich die Jusos reflexartig und vollkommen erwartbar Widerstand und Ablehnung gegen einen wirtschaftsfreundlichen Kurs signalisiert haben. Erst nach der Zustimmung der SPD werden auch deren Minister offiziell bekannt. Wenn das alles klappt, heißt der neue Kanzler ab dem 6. Mai 2025 Friedrich Merz.
Bis dahin war es ein anstrengender und auch mühsamer Weg zweier Partner, die als einzige realistische Koalition nicht das erste Mal in den letzten Jahrzehnten zusammenkommen. In Anbetracht der gesamtgesellschaftlichen und weltpolitischen Herausforderungen ist das keine Liebesheirat, sondern eine an den praktischen Bedürfnissen und Anforderungen der Bundesrepublik ausgerichtete Partnerschaft. Erwartungsgemäß ist in den Tagesmedien vielfach Kritik am 146-seitigen Koalitionsvertrag aufgekommen. Inhaltlich gibt es aus jeder Perspektive und Sichtweise der Betroffenheit Licht und Schatten in der Bewertung der Absichten im Koalitionsvertrag – das haben wir bei jedem politischen Vertragswerk.
Es hat leider nicht nur den Anschein, dass diese neue Koalition schon wieder in Bausch und Bogen klein geschrieben wird, bevor sie die Arbeit überhaupt aufgenommen hat. Ähnlich geht das in vielen tagtäglichen Diskussionen weiter, die latente deutsche Unzufriedenheit bricht sich erfolgreich Bahn. Wir wollen halt immer alles besser und möglichst perfekt machen. Nur von Nörgeln auf der Straße ist noch nichts besser geworden und es täte wahrlich gut, wenn mehr Bürger reflektieren würden, dass es immer Kompromissen bedarf, um eine Regierung zu bilden und das inhaltliche Fundament belastbar miteinander zu vereinbaren. Dazu gehört ebenso anzuerkennen, dass der größere Partner einer Koalition nicht in der Lage ist, dem kleineren Partner seine eigene Politik aufzuzwingen. Diese Erwartungshaltung auch im eigenen Berufsstand konnte man in den vergangenen Wochen vielfach verfolgen und bestaunen.
Es mag den Eindruck erwecken, dass die SPD inhaltlich besser vorbereitet aufgetreten ist und die Gesamtergebnisse bei der Verteilung der Ministerien dem Wahlverlierer anteilig mehr zugestehen als dem eigentlichen Wahlsieger. Wir kennen das aber aus unseren Dreierkoalitionen im Land – der Partner, der für eine stabile parlamentarische Mehrheit gebraucht wird, kann sich seine Zustimmung teuer abkaufen lassen, zumal wenn er strategisch gut aufgestellt ist und den Preis hochtreibt.
Lasst diese neue Bundesregierung trotzdem erstmal anfangen und ins Wirken kommen, mag man nicht nur einmal ausrufen. Zusätzlich hat das Portfolio der Minister aus der Union den Anschein, dass man mehr den Experten vertraut als dem reinen politischen Regionalproporz. Diese Maßnahme kann eine vertrauensbildende sein. Daher: Die ersten 100 Tage in neuer Verantwortung muss man jedem geben.
Ein nicht zu unterschätzendes Momentum einer künftigen und hoffentlich überwiegend erfolgreichen Regierungsarbeit wird sich im Bundesrat entscheiden. Im Gegensatz zur letzten schwarz-roten Koalition haben sich Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat verändert und speziell im Agrarbereich zugunsten der CDU verschoben. Die grüne Hegemonie im Bundesrat der letzten Jahre, an der mehrheitsfähige praktische und tägliche Agrarpolitik viel zu häufig abgeprallt ist, hat sich durch Wahlergebnisse auf Länderebene abgeschwächt. Hierin liegt eine Chance der Umsetzung des Koalitionsvertrages und ebenso darin, dass es Passagen und Formulierungen gibt, die Gestaltungsspielräume lassen. Diese Spielräume müssen strategisch genutzt werden, im Sinne der Mehrheit der wirtschaftenden Betriebe. Das ist aus heutiger Sicht allemal besser als die zementierten Formulierungen des alten Ampel-Koalitionsvertrages.
Die Zeiten haben sich gewandelt, das muss den Koalitionären bewusst sein. Im weltpolitischen Krisenmodus braucht es nun Anpacken, Zulassen von wirtschaftlicher Aktivität, Respekt vor dem Eigentum, Rückbau der Bürokratie und Erwirtschaften von Ertrag und Einkommen vor dem Verteilen von Wohltaten. Daran sollen sie gemessen werden.
Marcus Rothbart
Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.
Blick ins Heft:
https://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2025/04/2025-05_Cover.jpg16971200BVSthttps://www.bauernverband-st.de/wp-content/uploads/2024/06/BV_Logo_cmyk_2022.svgBVSt2025-04-30 23:59:392025-04-30 13:15:46Mai-Kommentar im Informationsheft
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