Agrardieselrückvergütung ab 2026

Ab 2026 können Landwirte wieder die volle Agrardieselrückvergütung bekommen.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, begrüßt die heute vom Bundeskabinett beschlossene Wiedereinführung der Agrardieselrückerstattung und sieht darin auch einen großen Erfolg in der Arbeit des Deutschen Bauernverbandes: „Wir sind alle gemeinsam mit Traktoren auf die Straße gegangen und haben deutlich gemacht, dass diese Kürzungen im Etat für die Landwirtschaft nicht hinnehmbar waren. Unsere Branche braucht Entlastungen statt Kürzungen. Wer hochwertige Lebensmittel aus Deutschland haben will, muss die Landwirtschaft in ihrer Wettbewerbsfähigkeit stärken.“

Rückblick: Ende 2023 plante die damalige Bundesregierung, die Steuerrückvergütung für Agrardiesel zu streichen und die Befreiung land- und forstwirtschaftlicher Fahrzeuge von der Kfz-Steuer aufzuheben. Viele Betriebe sahen ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährdet, deshalb gingen Landwirtinnen und Landwirte bundesweit auf die Straße. Bei der Kfz-Steuerbefreiung hatte die Bundesregierung nach starken und ausdauernden Protesten eingelenkt. Die Agrardieselrückvergütung sollte jedoch stufenweise abgebaut werden und ab 2026 auf null fallen. Der Bauernverband hat sich nach den Protesten im Winter 2023/2024 anhaltend für eine Lösung im Sinne der Landwirtinnen und Landwirte eingesetzt.

„Dorf macht Schule“ – Ein Projekt zwischen Klassenzimmer und Bauernhof

Die Initiative „Dorf macht Schule“ verfolgt das Ziel, Kindern den ländlichen Raum auf vielfältige Weise näherzubringen – sowohl im Klassenzimmer durch theoretische Inhalte als auch durch praktische Erfahrungen auf landwirtschaftlichen Betrieben. So entsteht ein Lernumfeld, das Theorie und Praxis sinnvoll verknüpft und Kindern echte Bezüge zu ihrem Lebensumfeld bietet.

Die LAG Harz und die Agrardienste Sachsen-Anhalt sprechen mit ihren Projekten vor allem Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klasse an. Die ersten Einheiten wurden bereits mit einer fünften Klasse der Thomas-Müntzer-Schule in Wernigerode durchgeführt. Dabei erhielten die Klassen 5a und 5b verschiedene Aufgaben zu den Landkreisen in Sachsen-Anhalt und deren landwirtschaftlichen Erzeugnissen, wodurch sie sich einen ersten Überblick verschaffen konnten. Aber auch spezifische Themen wurden thematisiert, wie der einfach dargestellte Aufbau einer Rundballenpresse, damit die Schüler das Thema im nachfolgenden Besuch besser verknüpfen und aufgreifen können.

Im Rahmen der zweiten Projekteinheit besuchten die Schülerinnen und Schüler den Brockenbauer Thielecke in Tanne. Zuerst ging es auf Entdeckungstour über den Hof – dort lernten die Kinder den Alltag eines Landwirts hautnah kennen. Das große Interesse der Schülerinnen und Schüler zeigte sich in ihrer aktiven Beteiligung und den vielen gestellten Fragen. Beim Rundgang über den Hof wurde die Rundballenpresse praxisnah erklärt. Die Schüler durften selbst Hand anlegen und einen Heuballen rollen. So bekamen sie ein Gefühl für das tatsächliche Gewicht und die Größe. Auch das Streicheln von den Ziegen, Rindern oder Kälbern war ein Highlight für die Schüler.

Im Anschluss wurde dazu ein Arbeitsblatt beantwortet. Dabei setzten sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit der Tierhaltung – insbesondere von Rindern und Schweinen – sowie mit grundlegenden Themen rund um landwirtschaftliche Betriebe auseinander. So wurde beispielsweise die Frage thematisiert: ‚Wie viele Menschen ernährt ein Landwirt heute im Durchschnitt?‘.

Weiterhin sind im Rahmen der LEADER-Projekte weitere praktische Einheiten geplant, um den Schülern den ländlichen Raum näherzubringen und um die Landwirtschaft als abwechslungsreichen Wirtschaftszweig hautnah erleben zu können.

Der MDR begleitete den Unterrichtstag auf dem Bauernhof. Weitere Informationen rund um den Beitrag finden Sie hier.

Mit dem Projekt "Dorf macht Schule" werden Schülerinnen und Schüler Einblicke an regionale Wirtschaftskreisläufe herangeführt. Tierhaltung ist auf dem Hof der Familie Thielecke der betriebliche Dreh- und Angelpunkt. Chef Uwe Thielecke erklärt den Kindern die (technische) Welt der Landwirtschaft.

29. Historisches Erntefest in Bernburg-Strenzfeld

Buntes Treiben auf dem Hof und auf dem Feld: Tausende Besucher aus nah und fern

Das historische Erntefest gehört seit fast drei Jahrzehnten zu einer der beliebtesten Veranstaltungen in der Region. Für die zahlreichen Besucher aus nah und fern war das bunte, lebendige Fest auf dem Gutshof des Internationalen Pflanzenbauzentrums der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Strenzfeld bei angenehmen Temperaturen vor allem ein Tag voller Tradition und Freude im Grünen – ein Fest im ländlichen Raum für den ländlichen Raum. Man traf sich mit Freunden und Bekannten zu Gesprächen, um sich alte Traktoren, Landmaschinen und Kutschen anzuschauen, sich auf eine Zeitreise in die Historie der Landwirtschaft zu begeben, leckere regionale Speisen zu probieren und vielfältige ländliche Kunst aus Stroh und Holz zu bestaunen. Musik und Tanz auf zwei Bühnen sorgten für eine prächtige Stimmung. Tierfreunde konnten kleine und große Tiere hautnah erleben, von den Besitzern erhielten sie in einer Tierschau viele Hinweise zur Haltung und zum Umgang mit Nutztieren. Besondere Beachtung fanden die Galloway-Rinder vom Züchter Karl-Friedrich Schöning aus Garsena bei Könnern. Für Kinder gab es vielfältige Angebote zum Basteln, Karussellfahren, Trampolinspringen, Ponyreiten oder Austoben auf dem Strohspielplatz, und sie bekamen einen vielfältigen Einblick in die Landwirtschaft.

Die Mitarbeiter der Hochschule Anhalt und der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau organisierten mit vielen Ideen das nunmehr 29. Erntefest. In den Begrüßungsreden wurden viele Dankesworte, besonders an die Senioren der Landwirtschaft, ausgesprochen und die heutige Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt, deren existenzielle Bedeutung und nicht zuletzt die Hochschule Anhalt als wichtiger Wissensstandort gewürdigt. Die Internationalität wurde mit vielfältigen Beiträgen der ausländischen Studenten gefeiert und von den Besuchern herzlich begrüßt.

Besondere Höhepunkte waren der fachmännisch kommentierte Erntekorso zur faszinierenden Entwicklung der Landwirtschaft in den letzten 100 Jahren. Die Traktorenparade mit über 70 historischen Fahrzeugen und die Getreideernte von der Sense bis zum modernsten Mähdrescher wurden von Traditionsvereinen, großen und kleinen Imkern, Schäfern, Falknern, Jägern und vielen Aktiven begleitet.

Auch der Blick in die Zukunft mit Feldrobotik sorgten für großes Staunen, Drohneneinsatz für optimale Pflanzenentwicklung, Nachhaltigkeit und künstlicher Intelligenz. Ebenso die Kutschenparade mit prächtigen Gespannen war beeindruckend. In unmittelbarer Nähe fand auf den Feldern die Landesmeisterschaft im Oldtimer-Pflügen statt. Ebenso großes Interesse gab es beim Erntedrusch durch die Heimatfreunde Friedrichsaue sowie auf dem Garten- und Pflanzenmarkt. Der Bauernmarkt mit mehr als 100 Ausstellern und Direktvermarktern hielt eine große Vielfalt regionaler Produkte zum Probieren und Kaufen bereit. Darunter auch Stauden, Blumenzwiebeln, Kräuter und eine Vielzahl von Holz-, Flecht- und Dekorationsaccessoires.

Beim Strohfiguren- und Vogelscheuchenwettbewerb traten mehr als 20 Firmen, Vereine, Schulen und Kindergärten mit selbstgebastelten Figuren gegeneinander an und begeisterten dabei Kinder und Eltern. Vielfältige Kulturprogramme auf den Bühnen erfreuten die Gäste und boten Spaß für alle zum Mitmachen.

Viele kreative Ideen und ein riesiges Engagement aller Akteure sorgten für die gute Laune bei allen Generationen. Kooperationspartner mit innovativen Informationsständen, z.B. das Majoranwerk MAWE Aschersleben wurden von den Besuchern gern besucht. Auch die Bauernverbände Salzland und Anhalt waren gemeinsam mit einem Stand präsent. Die interessierten Besucher konnten ihr Wissen zur richtigen Zuordnung von Kräutern und Gewürzen aus der Landwirtschaft testen sowie Informationsmaterialien erhalten und die vielfältigsten Fragen rund um die Landwirtschaft stellen.

Dr. Harald Lütkemeier
Bauernverband Salzland e.V.

Auswahl von Fotos:  Olaf Feuerborn und Thomas Müntzer- die letzte Erntefuhre mit der traditionellen Erntekrone wird eingebracht, Heimatfreunde Friedrichsaue beim Erntedrusch.

Olaf Feuerborn und Thomas Müntzer – die letzte Erntefuhre mit der traditionellen Erntekrone wird eingebracht

September-Kommentar im Informationsheft

Werte Mitglieder,
liebe Leserinnen und Leser,

es mag gefühlt noch etwas hin sein, aber in genau einem Jahr wird in Sachsen-Anhalt ein neuer Landtag gewählt. Nach den ersten Aussagen aus verschiedenen Parteien will man den ländlichen Raum und seine Themen verstärkt in den Fokus nehmen. Das kann nicht verwundern, denn alles überragende städtische Ballungsräume sind in unserem Bundesland nicht dominierend. Die beiden Großstädte Magdeburg und Halle sind zwar bedeutsam für den Ausgang von Wahlen, gerade für kleinere Parteien, jedoch nicht für die größeren. Und diese werden halt vornehmlich im ländlichen Raum gewählt.

In der Gesamtbetrachtung der politischen Lage wird es wichtig werden, die landespolitischen Themen stark in den medialen Mittelpunkt des Wahlkampfes zu setzen. Für diese Themen wird es politische Angebote für die Wähler brauchen und diese müssen auf allen Kanälen konzentriert bespielt werden, für alle Wählerschichten und Alterskohorten. Es geht mit Blick auf die Wahl mitnichten darum, ob wir in Sachsen-Anhalt die Macht haben, welt-, europa- oder bundespolitische Themen in Angriff zu nehmen, geschweige denn zu lösen. Wählern darf diese Wahrheit zugemutet werden. Sie dient der Einordnung von Umsetzungschancen auf der richtigen Bezugsebene sowie schlicht der Ehrlichkeit.

Nur was sind denn die Themen der Zukunft, denen sich eine Landesregierung widmen muss? Und welchen Einfluss kann sie tatsächlich nehmen? Darüber kann man trefflich streiten und die einfache Formel wäre, Wirtschaft zu unterstützen und zu stärken, sie sich entfalten lassen, um Wirtschaftswachstum und Steuereinnahmen zu entwickeln. Es geht um infrastrukturelle Standortfaktoren für gelingende Wirtschaftspolitik, um kluge Fördermittelpolitik, um einen guten und einladenden Marketingauftritt des Landes, das Halten und Schaffen attraktiver Arbeitsplätze und eine bürgerfreundliche und dienstleistungsorientierte Verwaltung auf modernem technischem Niveau. Weniger Vorgaben, Regeln und Kontrolle und vor allem koordiniertes Handeln machen viele Abläufe in der Praxis leichter und attraktiver und wirken stimulierend. Es geht aber ebenso um das Aufrechterhalten von Rahmenbedingungen im sozialen Bereich, die die Schwachen und Bedürftigen stützen und es geht mit Sicherheit um eine gute Bildung im Land. Und nicht zuletzt um das Durchsetzen von Recht und Ordnung mit Augenmaß. Abschließend wird sich eine Landesregierung mit darum kümmern müssen, den erheblichen Schuldenstand des Landes in den Griff zu bekommen, ohne in finanzielle Kahlschlagpolitik zu verfallen.

Woran eine Landesregierung nur bedingt wirken kann, das ist die fatale demografische Entwicklung mit immer älteren Mitbürgern und einer zu geringen Geburtenzahl in Sachsen-Anhalt. An diesem Problem, das auch direkte finanzielle Auswirkungen hat, kann sich Politik im Moment bei der Mehrheit der Wähler nur verheben. Die Mehrheit in der Bevölkerung will noch nicht persönlich realisieren, dass zum Beispiel eine Rente mit 63 Jahren nicht finanzierbar ist und das – wer es kann –
auch länger arbeiten sollte. Das wird für Sachsen-Anhalt das Zukunftsthema schlechthin sein, in Anbetracht der aus dem Arbeitsleben ausscheidenden Jahrgänge und nicht ausreichend nachrückendem Nachwuchs. Der intensive und unterstützende Einsatz von KI in der allgemeinen Verwaltung auf allen Ebenen wird nicht alleine helfen, die anstehenden praktischen Aufgaben im Land durchzuführen. Weder werden damit Brücken gebaut noch Ernten eingeholt und verarbeitet. Hierfür brauchen wir weiterhin Menschen, die gut ausgebildet und leistungsbereit sind, anpacken und Eigenverantwortung leben.

Vor der Landtagswahl im September 2026 sollte eine politische Bilanz der Landesregierung gezogen werden – sowohl in Bezug auf die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele als auch hinsichtlich der noch offenen Vorhaben. Wer es in diesen Wochen genau beobachtet, der wird mitbekommen, wie die verschiedenen Ministerien zur teilweisen Hochform auflaufen, beim Verteilen von Förderbescheiden und beim Nutzen von Presseterminen, um zu dokumentieren, wie das Land vorankommt und erfolgreich regiert wird. Das ist nicht verwunderlich auf der Zielgeraden einer Legislatur und im beginnenden Vorwahlkampf. Die umfängliche Manöverkritik in Gänze steht jedoch noch an, für eine „Deutschland-Koalition“, die nach aktueller Voraussicht so nicht wieder zustande kommen wird. Wie es danach wird, das haben wir alle ein Stück mit in der Hand.

Marcus Rothbart
Hauptgeschäftsführer
Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V.

 

Blick ins Heft:

Deutscher Bauernverband zur Getreideernte 2025

Der Deutsche Bauernverband (DBV) rechnet für 2025 mit einer durchschnittlichen Getreideernte von 43,5 Millionen Tonnen. Damit liegt das Ergebnis über den schwachen Vorjahren (2024: 39 Mio. Tonnen), allerdings bei deutlichen regionalen Ertragsschwankungen und teils erheblichen Qualitätseinbußen durch wochenlange Niederschläge. Winterweizen erreicht mit 21,7 Millionen Tonnen ein höheres Niveau als im Vorjahr, leidet jedoch stark unter schwachen Fallzahlen und niedrigen Proteingehalten. Auch Wintergerste (9,3 Mio. Tonnen) und Winterraps (3,85 Mio. Tonnen) schneiden besser ab als 2024.

DBV-Präsident Joachim Rukwied sprach von einer erneuten „Zitterpartie“ und verwies auf die Folgen von Wetterextremen sowie zunehmendem Schädlingsdruck. Zugleich kritisierte er die schlechte Preislage und forderte Entlastungen sowie eine zukunftsfähige Pflanzenschutzstrategie. Die vollständige Pressemitteilung des DBV finden Sie hier: https://www.bauernverband.de/presse-medien/pressemitteilungen/pressemitteilung/bauernverband-legt-durchschnittliche-bilanz-fuer-getreideernte-2025-vor

Ernte 2025 in Sachsen-Anhalt

[Dieser Beitrag erschien am 14.08.2025 erstmals und wurde am 28.08.2025 überarbeitet. Grundlage für die Daten ist eine Umfrage unter über 130 landwirtschaftlichen Betrieben in Sachsen-Anhalt.]

Die Ernte auf den Raps- und Getreidefeldern hierzulande ist weitgehend abgeschlossen. Kartoffeln, Rüben und Mais sind weiterhin auf mehr Niederschläge angewiesen.

Die Mähdruschernte begann in der Wintergerste mit einem landesweiten Durchschnitt von 79 dt/ha. Dieses Ergebnis ist besser als im Vorjahr. Regional sind die Schwankungen jedoch sehr stark und variieren zwischen rund 60 dt/ha und rund 92 dt/ha. Maßgeblich dafür sind die Bodenverhältnisse und die Niederschlagsverteilung, die sich auf die Bestandsentwicklung der Wintergerste ausgewirkt haben.

Der Winterraps zeigt sich mengenmäßig mit einem durchschnittlichen Ergebnis, landesweit liegt der Ertrag bei rund 33,7 dt/ha. Die Landwirtinnen und Landwirte melden extreme Differenzen der Ergebnisse: Auf einigen Standorten haben sich die Bestände außerordentlich gut entwickelt, auf anderen wird die Ernte eine finanzielle Nullrunde. Regional reichen die Durchschnitte von 25 dt/ha bis 39 dt/ha. Bereits im Herbst und im Frühjahr wurden Flächen umgebrochen, weil die Bestandsentwicklung aufgrund der Witterung und durch Schädlinge zu schlecht war. Auch die Qualitäten gehen weit auseinander.

Mit knapp 73,5 dt/ha liegt die Ernte des Winterweizens leicht unter dem Vorjahresergebnis von 74 dt/ha und etwas über dem mehrjährigen Mittel. Wie beim Winterraps gibt es sehr unterschiedliche Meldungen zu den Erntequalitäten. Aufgrund der aktuell niedrigen Preise stehen viele Landwirte vor der Frage, ob sie ihre Ernte jetzt verkaufen oder einlagern, was jedoch Kosten mit sich bringt.

Sven Borchert, 1. Vizepräsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., bewertet: „Die Erträge konnten teils positiv überraschen, landesweit reicht es aber nur für eine unterdurchschnittliche Ernte. Die zusätzlich schwierige Vermarktungslage wird sich am Ende auf die Betriebsergebnisse auswirken. Ackerbaulich hat sich wieder gezeigt, dass die Einschränkungen bei der Düngung und die fehlende Flexibilität beim Pflanzenschutz einen großen Unterschied machen. Hier brauchen die Landwirtinnen und Landwirte mehr Handlungsmöglichkeiten.“

Stand der Ernte

Im Rahmen der 2. Ernte-Umfrage, die vom 22. bis 27. Juli stattfand, haben fast 60 landwirtschaftliche Betriebe aus Sachsen-Anhalt ihre Erntezahlen und -erwartungen für verschiedene Kulturen gemeldet.

In den vergangenen zwei Wochen standen die Maschinen vielerorts oft still. Kühles und feuchtes Wetter brachten die Ernte nur stockend voran. Der Regen wurde zwar lang ersehnt, jedoch bremst er in diesem Zeitraum die Weizen- und Rapsernte massiv aus. Insbesondere im Getreide sinken dadurch die Qualitäten, was zu einer problematischen Vermarktung führt, bei einer bereits schwierigen Marktlage.

Die Wintergerstenernte in Sachsen-Anhalt konnte vor den Niederschlägen beendet werden, abgesehen von wenigen Restbeständen. Die Erträge sind durch den vielerorts geringen Niederschlag sehr unterschiedlich ausgefallen. Im Vergleich zum letzten Jahr konnte jedoch mehr vom Feld geholt werden. Im Schnitt konnten so in Sachsen-Anhalt 76 dt/ha Gerste geerntet werden. Die regionalen Durchschnitte variieren aufgrund der Bodenverhältnisse und Niederschlagsverteilung von rund 60 dt/ha bis rund 90 dt/ha.

Die Erträge im Winterroggen sind im langjährigen Mittel als durchschnittlich zu bewerten. Wir befinden uns hier über den Erträgen aus 2023 und knapp unter den Erträgen aus 2024, mit einem derzeitigen Ertrag von rund 42 dt/ha. Der Raps war zum Zeitpunkt der Befragung zur Hälfte abgeerntet. Die Erträge sind voraussichtlich etwas höher als im Vorjahr, zu den Qualitäten liegen noch keine ausreichenden Informationen vor.

Die Weizenernte kommt nur langsam voran. Nach Erhebung des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt waren im Zeitraum der Umfrage lediglich 15 % des gesamten Weizens hierzulande geerntet worden. Es zeichnen sich etwas geringere Erträge als im Vorjahr ab.

Die finale Ernteumfrage wird Mitte August stattfinden.

August-Kommentar im Informationsheft

Liebe Berufskolleginnen und -kollegen,
liebe Leserinnen und Leser,

die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt ist leistungsfähig, anpassungsbereit und voller Fachwissen. Unsere Betriebe beweisen Tag für Tag, wie viel Innovationskraft und Verantwortungsbewusstsein im Ackerbau steckt. Ob Bodenbearbeitung, Sortenwahl oder Pflanzenschutz – wir entwickeln unsere Arbeitsweisen stetig weiter und reagieren auf neue Herausforderungen. Die Betriebe investieren in moderne Technik, überdenken und verbessern ihre Fruchtfolgen, nutzen digitale Systeme und erproben neue Verfahren. Das ist echte Zukunftsarbeit.
Wer auch morgen noch erfolgreich und nachhaltig wirtschaften soll, darf nicht nur mit den Möglichkeiten von gestern arbeiten. Wir Landwirtinnen und Landwirte brauchen moderne Sorten, angepasste Anbausysteme und größere Handlungsspielräume, vor allem bei der Düngung und im Pflanzenschutz. Denn die Anforderungen an den Pflanzenbau wachsen weiter. Die Folgen des Klimawandels sind auf dem Acker längst spürbar. Extreme Wetterlagen, längere Trockenperioden, aber auch neue Schaderreger und Krankheiten fordern uns jedes Jahr aufs Neue. Hinzu kommen gesellschaftliche Erwartungen, politische Zielvorgaben und der große wirtschaftliche Druck, der auf unseren Betrieben lastet. Der Ackerbau der Zukunft wird komplexer – und wir brauchen die passenden Werkzeuge, um ihn erfolgreich gestalten zu können.
Die Sortenwahl spielt dabei eine zentrale Rolle. Moderne, resiliente Sorten sind ein Schlüsselfaktor, um klimatische Risiken abzumildern. Wir brauchen Sorten, die mit weniger Dünger und Pflanzenschutzmitteln auskommen und trotzdem die Erträge absichern. Deshalb ist es entscheidend, dass die Pflanzenzüchtung vorankommt. Innovationen wie CRISPR/Cas bieten große Chancen für einen nachhaltigen Pflanzenbau, in Deutschland und weltweit. Diese Potenziale dürfen wir nicht aus politischen oder ideologischen Gründen ungenutzt lassen, eine gesellschaftliche Diskussion ist richtig, muss aber ehrlich geführt werden. Dazu zählt, dass die Züchtung neuer und besserer Sorten für die Versorgungssicherheit sehr wichtig ist und auch weiterhin sein wird.
Gleichzeitig brauchen wir zeitgemäße Anbauverfahren, die sich flexibel an unterschiedliche Standortbedingungen und Witterungsverläufe anpassen lassen. Technische Hilfsmittel wie Sensorik und Drohnen, teilflächenspezifische Bewirtschaftung oder konservierende Bodenbearbeitung sind längst in allen Bereichen angekommen. Aber ihre Einführung scheitert zu oft an finanziellen Hürden oder mangelnder Unterstützung. Wer von uns eine nachhaltige Bewirtschaftung verlangt, muss uns auch die Mittel an die Hand geben, sie umzusetzen. Dazu zählt nicht nur die Investitionsmöglichkeit durch den Betrieb, ebenso braucht es eine breite Netzabdeckung und bürokratiearme Anwendung.
Ein besonders kritischer Punkt bleibt der Pflanzenschutz. Die Zahl verfügbarer Wirkstoffe für den Ackerbau sinkt, ohne dass gleichwertige Alternativen zur Verfügung stehen. Wir als Berufsstand haben ein großes Interesse daran, den Mitteleinsatz zu reduzieren und gezielter vorzugehen. Doch das erfordert mehr als Appelle: Es braucht verlässliche Zulassungsverfahren, mehr Forschung an biologischen Verfahren, moderne Technik zur präzisen Ausbringung und vor allem die politische Bereitschaft, praktikable Lösungen zuzulassen. Ein wirksamer Pflanzenschutz ist keine Komfortfrage, sondern eine Grundvoraussetzung für stabile Ernten und wirtschaftliche Sicherheit.
Unsere Betriebe leisten bereits heute einen Balanceakt zwischen Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlichen Erwartungen. Viele tun das mit großer Sorgfalt, Offenheit und Innovationsfreude. Aber diese Haltung darf nicht ins Leere laufen. Zukunft entsteht dort, wo Gestaltungsspielräume vorhanden sind. Und genau dafür setzen wir uns als Bauernverband ein. Denn klar ist: Gute Ernten und gesunde Böden, stabile Betriebe und wettbewerbsfähige Strukturen – all das geht nur mit einer Landwirtschaft, die gestalten kann. Nicht mit Rückschritten, sondern mit Fortschritt.
Ihr
Sven Borchert
1. Vizepräsident
Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V.

 

Blick ins Heft:

GAP ab 2028: „Ein Schlag ins Gesicht“

Gemeinsame Pressemitteilung der ostdeutschen Bauernverbände zu den vorgestellten EU-Plänen zum Mehrjährigen Finanzrahmen.

„Ein Schlag ins Gesicht“ - Bauernverbände der ostdeutschen Bundesländer kritisieren EU-Pläne zum Mehrjährigen Finanzrahmen scharf

EU-Vorschläge befeuern Betriebsaufgaben, zerstören Arbeitsplätze, gefährden die Ernährungssicherheit und zerstören Vertrauen in die Politik.

„Das ist nicht nur eine klare Absage an eine zukünftige Gemeinsame Europäische Agrarpolitik, es ist eine Kampfansage an ein geeintes Europa – ein fatales Signal“, sagt Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes MV in Bezug auf die Vorschläge der EU-Kommission zum Mehrjährigen Finanzrahmen und der GAP. Wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen heute bekannt gab, soll es ab 2028 kein eigenständiges Agrarbudget wie in der bisherigen Gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) mehr geben. Stattdessen sollen die Mittel in einem großen europäischen Fonds aufgehen, der neben der Landwirtschaft auch andere Felder wie Verteidigungsausgaben oder Emissionshandel abdeckt.

Neben vielen neuen Ideen soll künftig nur noch der Landwirtschaftsbetrieb Fördermittel erhalten, der „bedürftig ist.“ Sven Borchert, Vizepräsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt, hält das für grundlegend falsch: „Die GAP ist keine Sozialpolitik, sondern ein Ausgleich für Wettbewerbsnachteile. Dass die Kommission willkürlich Kriterien festsetzt, wer bedürftig ist und wer nicht, gleicht einem Schildbürgerstreich: einerseits die Betriebe an die finanzielle Belastungsgrenze treiben und dann gönnerhaft festlegen, wer in der Gunst der Kommission steht und wer nicht. So zerstört die Kommission unsere Branche.“ 

Von einem „Schlag ins Gesicht“ spricht Thomas Thiele vom Sächsischen Landesbauernverband mit Blick auf die Begrenzung und Kürzung von Fördermitteln ab bestimmt Höhen: „Es ist völlig unverständlich, dass die Europäische Kommission, die Professionalisierung des Berufsstandes so hart angreift. Nirgendwo mussten nach der deutschen Einheit Betriebe so kraftvoll und mühsam aufgebaut wie bei uns in Ostdeutschland. Nun macht uns die Kommission einen Strich durch die Rechnung und streicht Fördermittel, die nach richtiger Berechnung bei den Betrieben ankommen müsste.“ 

„Die ländlichen Räume sind unser Rückgrat. Mit der Kürzung, Umgestaltung und Streichung schwächt die Kommission bewusst und mit Kalkül diese Bereiche. Es ist eine weitere Abwertung der ländlichen Bevölkerung gegenüber der Stadtbevölkerung. Die Kommission bringt klar zu Ausdruck: Wir wollen euch nicht die Rahmenbedingungen schaffen, die nötig sind, um den ländlichen Raum konstant weiterzuentwickeln. Die Landwirtschaft ist Teil der ländlichen Räume und nicht zuletzt auf deren Attraktivität für Arbeitskräfte angewiesen. Daher muss die Kommission ihre Vorschläge zurück zum aktuellen System verändern, da dieses berechenbar und planbar ist,“ findet der Präsident des Thüringer Bauernverbands, Dr. Klaus Wagner.

„Die Ernährungssicherung für unsere Menschen soll mit den Vorschlägen künftig nur noch eine Randnotiz sein. Mit der Abkehr von einer solide gestalteten Betriebsförderung befürchte ich den Verlust der flächendeckenden Landwirtschaft und zahlreicher Arbeitsplätze in den Dörfern. Deutschland ist im Vergleich mit anderen Regionen in der Welt noch ein Gunststandort für die Lebensmittelproduktion. Es ist unerklärlich, warum die Kommission dem Hunger jetzt Vorschub leisten will und es ihr nicht um die Unterstützung heimischer Landwirtschaftsbetriebe geht. Wir wollen eine GAP, die uns auf unserem Weg unterstützt und nicht den Boden unter Füßen wegzieht,“ warnt LBV Brandenburg Präsident Henrik Wendorff.

Wir alle wollen sichere, gesunde und nachhaltige Lebensmittel von hoher Qualität. Wir wollen und wir brauchen gerade in diesen unsicheren Zeiten eine sichere und strategisch aufgestellte Lebensmittelversorgung in der EU. Damit die Landwirtinnen und Landwirte das leisten können, brauchen sie ausreichende Mittel aus einem separaten EU-Agrarfonds, Direktzahlungen aus der ersten Säule ohne Kappung und Degression und eine starke Honorierung von Agrarumwelt- und Klimaleistungen und Förderung des ländlichen Raums. „Wir brauchen eine gemeinsame europäische Agrarpolitik, die ihrem Namen gerecht wird!“, so die Landesbauernverbände.

 

Präsident Olaf Feuerborn
Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V.

Präsident Torsten Krawczyk
Sächsischer Landesbauernverband e.V.

Präsident Karsten Trunk
Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Präsident Henrik Wendorff
Landesbauernverband Brandenburg e.V.

Präsident Dr. Klaus Wagner
Thüringer Bauernverband e.V.

 

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Sonder-Agrarministerkonferenz zur GAP

Unter Vorsitz von Peter Hauk MdL (Baden-Württemberg) haben sich die Agrarministerinnen und -minister des Bundes und der Länder in Berlin zur Sonder-Agrarministerkonferenz getroffen. Anlass waren der Amtsantritt von Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer sowie die von der EU-Kommission vorgelegten Vorschläge zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2028. Die GAP soll angesichts globaler Krisen, Klimawandel und Strukturveränderungen weiterentwickelt werden – mit dem Ziel, sie effizienter, nachhaltiger und praxisnäher zu gestalten.

Die Agrarminister haben sich auf eine Resolution zur GAP ab 2028 geeinigt. Diese fordert unter anderem ein eigenständiges und gut ausgestattetes GAP-Budget im kommenden EU-Finanzrahmen, eine einkommenswirksame Honorierung agrarischer Umweltleistungen sowie eine deutliche Vereinfachung der Regelungen für Betriebe und Verwaltung. Dies stimmt mit zentralen Forderungen des Deutschen Bauernverbandes überein, wie sie u.a. auf dem Deutschen Bauerntag im Juni formuliert worden sind.

Die vollständige Resolution finden Sie unter: https://mlr.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mlr/intern/dateien/PDFs/Landwirtschaft/2025_07_sonder-amk-TOP2_Resolutionspapier.pdf