GAP ab 2028: „Ein Schlag ins Gesicht“

Gemeinsame Pressemitteilung der ostdeutschen Bauernverbände zu den vorgestellten EU-Plänen zum Mehrjährigen Finanzrahmen.

„Ein Schlag ins Gesicht“ - Bauernverbände der ostdeutschen Bundesländer kritisieren EU-Pläne zum Mehrjährigen Finanzrahmen scharf

EU-Vorschläge befeuern Betriebsaufgaben, zerstören Arbeitsplätze, gefährden die Ernährungssicherheit und zerstören Vertrauen in die Politik.

„Das ist nicht nur eine klare Absage an eine zukünftige Gemeinsame Europäische Agrarpolitik, es ist eine Kampfansage an ein geeintes Europa – ein fatales Signal“, sagt Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes MV in Bezug auf die Vorschläge der EU-Kommission zum Mehrjährigen Finanzrahmen und der GAP. Wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen heute bekannt gab, soll es ab 2028 kein eigenständiges Agrarbudget wie in der bisherigen Gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) mehr geben. Stattdessen sollen die Mittel in einem großen europäischen Fonds aufgehen, der neben der Landwirtschaft auch andere Felder wie Verteidigungsausgaben oder Emissionshandel abdeckt.

Neben vielen neuen Ideen soll künftig nur noch der Landwirtschaftsbetrieb Fördermittel erhalten, der „bedürftig ist.“ Sven Borchert, Vizepräsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt, hält das für grundlegend falsch: „Die GAP ist keine Sozialpolitik, sondern ein Ausgleich für Wettbewerbsnachteile. Dass die Kommission willkürlich Kriterien festsetzt, wer bedürftig ist und wer nicht, gleicht einem Schildbürgerstreich: einerseits die Betriebe an die finanzielle Belastungsgrenze treiben und dann gönnerhaft festlegen, wer in der Gunst der Kommission steht und wer nicht. So zerstört die Kommission unsere Branche.“ 

Von einem „Schlag ins Gesicht“ spricht Thomas Thiele vom Sächsischen Landesbauernverband mit Blick auf die Begrenzung und Kürzung von Fördermitteln ab bestimmt Höhen: „Es ist völlig unverständlich, dass die Europäische Kommission, die Professionalisierung des Berufsstandes so hart angreift. Nirgendwo mussten nach der deutschen Einheit Betriebe so kraftvoll und mühsam aufgebaut wie bei uns in Ostdeutschland. Nun macht uns die Kommission einen Strich durch die Rechnung und streicht Fördermittel, die nach richtiger Berechnung bei den Betrieben ankommen müsste.“ 

„Die ländlichen Räume sind unser Rückgrat. Mit der Kürzung, Umgestaltung und Streichung schwächt die Kommission bewusst und mit Kalkül diese Bereiche. Es ist eine weitere Abwertung der ländlichen Bevölkerung gegenüber der Stadtbevölkerung. Die Kommission bringt klar zu Ausdruck: Wir wollen euch nicht die Rahmenbedingungen schaffen, die nötig sind, um den ländlichen Raum konstant weiterzuentwickeln. Die Landwirtschaft ist Teil der ländlichen Räume und nicht zuletzt auf deren Attraktivität für Arbeitskräfte angewiesen. Daher muss die Kommission ihre Vorschläge zurück zum aktuellen System verändern, da dieses berechenbar und planbar ist,“ findet der Präsident des Thüringer Bauernverbands, Dr. Klaus Wagner.

„Die Ernährungssicherung für unsere Menschen soll mit den Vorschlägen künftig nur noch eine Randnotiz sein. Mit der Abkehr von einer solide gestalteten Betriebsförderung befürchte ich den Verlust der flächendeckenden Landwirtschaft und zahlreicher Arbeitsplätze in den Dörfern. Deutschland ist im Vergleich mit anderen Regionen in der Welt noch ein Gunststandort für die Lebensmittelproduktion. Es ist unerklärlich, warum die Kommission dem Hunger jetzt Vorschub leisten will und es ihr nicht um die Unterstützung heimischer Landwirtschaftsbetriebe geht. Wir wollen eine GAP, die uns auf unserem Weg unterstützt und nicht den Boden unter Füßen wegzieht,“ warnt LBV Brandenburg Präsident Henrik Wendorff.

Wir alle wollen sichere, gesunde und nachhaltige Lebensmittel von hoher Qualität. Wir wollen und wir brauchen gerade in diesen unsicheren Zeiten eine sichere und strategisch aufgestellte Lebensmittelversorgung in der EU. Damit die Landwirtinnen und Landwirte das leisten können, brauchen sie ausreichende Mittel aus einem separaten EU-Agrarfonds, Direktzahlungen aus der ersten Säule ohne Kappung und Degression und eine starke Honorierung von Agrarumwelt- und Klimaleistungen und Förderung des ländlichen Raums. „Wir brauchen eine gemeinsame europäische Agrarpolitik, die ihrem Namen gerecht wird!“, so die Landesbauernverbände.

 

Präsident Olaf Feuerborn
Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V.

Präsident Torsten Krawczyk
Sächsischer Landesbauernverband e.V.

Präsident Karsten Trunk
Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Präsident Henrik Wendorff
Landesbauernverband Brandenburg e.V.

Präsident Dr. Klaus Wagner
Thüringer Bauernverband e.V.

 

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„Gerste ist die Erste“

Medieninformation 05/2025

Magdeburg, 02.07.2025

„Gerste ist die Erste“

Mit Beginn des Julis ist die Ernte in Sachsen-Anhalt in vollem Gange. Wintergerste ist die erste Kultur, die gedroschen wird. Darauf folgen unter anderem Winterraps und Winterroggen, Triticale und Sommergerste sowie Winterweizen. Deutlich später, meist ab September, folgt der Körnermais. 

 

Start in die Mähdrusch-Ernte

Die Ernte ist aufgrund der warmen und trockenen Witterung gut angelaufen. Im Vorfeld gingen die Landwirte von einem unterdurchschnittlichen Ertrag aus. Die vergleichsweise kühlen Nachttemperaturen im Frühjahr und zumindest ausreichende Niederschläge zur rechten Zeit haben sich positiv ausgewirkt, wodurch die Wintergerste vielerorts doch etwas bessere Ergebnisse bringt, als befürchtet. Statt der vorher vermuteten unterdurchschnittlichen Erträge, konnten in den meisten Partien zufriedenstellende bis gute Erträge realisiert werden, mit regional sehr großen Unterschieden. 

Das Ertragsniveau variiert in Sachsen-Anhalt stark, aufgrund der Standortbedingungen und der Niederschlagsverteilung. Während auf den sandigeren Standorten Erträge über 5 t/ha bis 6 t/ha positiv bewertet werden, liegt das Ziel bei den besseren Böden bei über 8 t/ha. Ob diese Werte mit der aktuellen Ernte erreicht werden können, wird nach Abschluss feststehen. Wichtig sind zufriedenstellende Mengen, da die Preise für Wintergerste nachgegeben haben.

 

Aussichten mit Sorge

Winterraps und Winterweizen, zwei sehr wichtige Ackerkulturen, stehen aktuell unter großem Druck: Die Hitze und die Trockenheit führen dazu, dass die Abreife beschleunigt einsetzt, was sich auf Menge und Qualität negativ auswirkt. Das Wetter führt auch bei Kartoffeln und Zuckerrüben zu sichtlichem Trockenstress. In vielen Kulturen werden Temperaturen und Niederschläge im Juli entscheidend sein.

 

„Ohne Trecker nix beim Bäcker“

Durch die Ernte sind auf vielen Straßen in Sachsen-Anhalt wieder vermehrt landwirtschaftliche Fahrzeuge unterwegs. Die Erntezeit bedeutet für die Betriebe intensive Arbeit und häufige Transportfahrten. Wir bitten alle Verkehrsteilnehmer um Verständnis für die langsamer fahrenden Gespanne – sie sind mit den Lebensmitteln von übermorgen unterwegs. 

Erste Prognose zur Ernte 2025 in Sachsen-Anhalt

Jährlich treffen sich Landwirte des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. unter Einbezug von Zuckerrübenanbauverbänden und Unternehmen des Landhandels vor der Ernte. Für 2025 wurden aktuelle Einschätzungen zum Anbau und den witterungsbedingten Einflüssen zusammengetragen. Grundlage bildet dafür eine Vorernteschätzung von 50 landwirtschaftlichen Betrieben aus Sachsen-Anhalt.


Der kühle Mai und die Niederschläge um Ostern haben vielen Kulturen das Überleben gesichert. In zahlreichen Regionen konnten sich die Bestände stabilisieren oder sogar regenerieren, in den östlichen und nördlichen Gebieten ist der Trockenstress aber sichtbar. Aufgrund der trockenen Witterung wurde in Getreidebeständen ein geringerer Krankheitsdruck festgestellt. Im Raps ist es in der ackerbaulichen Praxis immer weniger möglich, die Schädlinge in Schach zu halten, mit entsprechenden Kosten- und Arbeitsbelastungen. Aufgrund massiver Schäden durch Rapserdfloh und Rapsglanzkäfer wurden seit der Aussaat im Herbst 2024 schätzungsweise 20 Prozent der Flächen umgebrochen und erneut ausgesät. Der Raps bleibt für viele Betriebe dennoch unverzichtbar, um eine ertragreiche Fruchtfolge zu gewährleisten.


Die Nachfrage nach Wintergerste hat durch sinkende Tierbestände in den vergangenen Jahren spürbar nachgelassen, entsprechend wurde der Anbau vielerorts reduziert. Auch die Anbaufläche von Winterweizen ist etwas zurückgegangen. Hauptgrund dafür ist, dass der Anbau von Weizen in den sogenannten roten Gebieten ein erhebliches wirtschaftliches Risiko aufweist. Die Einschränkungen in der bedarfsgerechten Düngung bewirken, dass auf diesen Flächen fast ausschließlich Futter-Weizen geerntet wird. Für die Landwirte bedeutet das, dass ihre Ernte bei gleichbleibenden Kosten deutlich weniger wert ist.


Die Schilf-Glasflügelzikade breitet sich zunehmend aus, betrifft mittlerweile zahlreiche Ackerkulturen und bewirkt im Ackerbau große Sorgen. Eine Anpassung der Fruchtfolge allein bietet nur sehr eingeschränkt Abhilfe, da die Zikade eine Vielzahl von Kulturen befällt. Sowohl in den Bereichen Züchtung als auch Pflanzenschutz sind unbedingt schnelle Fortschritte zu erzielen, um in der Praxis verhindern zu können, dass sich die Zikade in weiteren Regionen und Kulturen ausbreitet.


Für eine Bewertung von Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben ist es noch zu früh. Die Situation auf dem Grünland wird differenziert bewertet, da die Niederschlagsverteilung an einigen Standorten gute erste Schnitte ermöglichte, an anderen weniger. Auch hier wird entscheidend sein, wie Hitze und Niederschläge in den kommenden Wochen und Monaten verteilt sind.

 

Trockenheit etabliert sich

Ende März herrscht in Sachsen-Anhalt bereits wieder eine ausgeprägte Trockenheit. Im ersten Quartal des Jahres gab es zu wenige Niederschläge, in einigen Regionen des Landes fiel im gesamten März kein Regen. Dies führte dazu, dass die oberen Bodenschichten durchgetrocknet sind. Dies gilt für viele Böden in der Nordhälfte Deutschlands, wie aus dem Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienstes hervorgeht.

Die Trockenheit wirkt sich auf die Entwicklung von Ackerpflanzen in Sachsen-Anhalt aus. Sommerungen wie Mais, Zuckerrüben oder Sommergetreide brauchen für eine zügige Keimung und Jugendentwicklung ausreichende Bodenfeuchte. Früh gesäte Kulturen keimen unregelmäßig oder gar nicht, wenn zu wenig Wasser verfügbar ist. Sommerungen, Winterungen und mehrjährige Kulturen können dann auch kaum Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen.

Die Nutzpflanzen, die durch Trockenstress geschwächt sind, sind zudem anfälliger für tierische Schaderreger und Krankheiten. Wenn Pflanzen unter Wassermangel leiden, fahren sie ihren Stoffwechsel herunter, was auch die Produktion von Abwehrstoffen reduziert und die Zellstruktur schwächt. Dies erleichtert es Krankheitserregern, in das Pflanzengewebe einzudringen, und führt dazu, dass befallene Pflanzenteile schlechter regeneriert werden. Gleichzeitig verändern sich durch den stockenden Pflanzenwuchs auch die Bestandsstrukturen: Lückige und offene Bestände führen zu einer stärkeren Bodenerwärmung und einem veränderten Mikroklima, das wärmeliebenden Schädlingen wie Blattläusen und Zikaden bessere Entwicklungsbedingungen bietet.

Die Wetterprognosen für den April 2025 deuten auf einen insgesamt milden Monat hin, mit erheblichen Temperaturschwankungen und wechselhaften Bedingungen. Zwar sind ergiebige Niederschläge nicht ausgeschlossen, ihre Eintrittswahrscheinlichkeit bleibt jedoch unsicher. Wichtig wären diese allemal, für Äcker und Grünland ebenso wie für Wälder, Flüsse und Gärten.

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Abschließende Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Medieninformation 16/2024 – Magdeburg, 19. August 2024

Mittlere Mengen und deutliche Diskrepanzen bei Qualitäten und Preisen prägen die Ernte 2024. Über 160 landwirtschaftliche Betriebe haben an der 3. Erntemeldung des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt teilgenommen.

 

Die Mähdrusch-Saison in Sachsen-Anhalt ist fast abgeschlossen. Die Erträge sind besser als in den Dürrejahren, jedoch unter dem langjährigen Durchschnitt. Große regionale Unterschiede werden bei den wichtigsten Hauptkulturen verzeichnet. Die Erträge der mehr als 100.000 Hektar Wintergerste schwanken in den Regionen von 5,2 t/ha bis 7,6 t/ha. Der zeitige Start der Ernte sorgte dafür, dass es nur vereinzelt zu Erschwernissen wie Knickähren und Unkrautbesatz kam. Diese führten aber beim Winterroggen vielerorts zu einem zähen Vorankommen. Die 58.500 Hektar Roggen werden größtenteils in Sachsen-Anhalts Norden und Osten angebaut, mit den 4,3 t/ha liegt der durchschnittliche Ertrag etwas über der ersten Prognose von rund 4 t/ha.

Knapp unter dem langjährigen Mittel liegen die Erträge beim Winterweizen. Wie in allen Kulturen unterscheiden sich die Erntemeldungen lokal deutlich, von 4,1 t/ha bis 7,8 d/ha. Im Verhältnis zu den Flächen liegt die durchschnittliche Erntemenge bei 7,2 t/ha. Jedoch gibt fast die Hälfte der Betriebe an, dass niedrige Gehalte beim Rohprotein zu Abstufungen der Qualität und damit zu deutlichen finanziellen Mindererlösen führen. Ein Grund dafür sind die Vorgaben in den sogenannten roten Gebieten, die den fachgerechten Anbau von Brot-Weizen nicht zulassen.

Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., bewertet: „Die durchschnittlichen Erträge zeigen, dass unsere Bäuerinnen und Bauern die schwierige Witterung gut gemeistert haben. Für die Bewertung der Ernte sind aber auch Qualitätsklassen und Marktpreise maßgeblich. Besonders an den Standorten, wo eine Nährstoff-Unterversorgung der Pflanzen vorgeschrieben ist, verzeichnen wir untere Qualitäten, die deutlich schlechter bezahlt werden. Für einen Betrieb sind das hunderte Euro Verlust pro Hektar.“

Dieser Situation bei den Erlösen stehen die Produktionskosten gegenüber. Die Einkaufspreise landwirtschaftlicher Betriebsmittel sind seit 2020 um rund 30 Prozent gestiegen. Anders als im Vorjahr werden die hohen Produktionskosten nicht durch vergleichbar gestiegene Erzeugerpreise ausgeglichen.

Erfreulich: Trotz teils sehr hoher Temperaturen wurden nur sehr wenige Feldbrände vermeldet. Die gelegentlichen Schauer haben zwar die Erntearbeiten ausgebremst, jedoch genug Feuchte erzeugt, dass die Brandschwellen hoch waren.

 

Für Journalistinnen und Journalisten
Der Deutsche Bauernverband e.V. (DBV) wird seine Ernteabschluss-Pressekonferenz am 22. August durchführen, Beginn um11 Uhr. Die Veranstaltung findet hybrid statt. Informationen zur Teilnahme erhalten Sie von der Pressestelle des DBV. Nach der PK finden Sie ein Video dazu auf dem YouTube-Kanal des DBV.

 

Zwischenstand Ernte: Landwirte hoffen auf Hochdruck

Die unbeständige Witterung führt zu Unterbrechungen der Erntearbeiten, die Mähdrescher stehen immer wieder still. Landwirtinnen und Landwirte hoffen auf eine stabile Hochdruck-Lage, um die Ernte zügig und mit guten Qualitäten einbringen zu können.

Trotz Unterbrechungen ist die Winterrapsernte vorangeschritten. Der Ertrag im Winterraps beträgt im Landesschnitt derzeit 3,2 t/ha. Auffällig ist, dass die Erträge regional wieder stark schwanken. Das ist teilweise auf die Witterung und die natürlichen Standortbedingungen zurückzuführen, jedoch auch auf massives Schädlingsaufkommen. Besser als im Vorfeld befürchtet sind hohe Ölgehalte, wie von vielen Betrieben gemeldet wird. Bei der Wintergerst wurden durchschnittliche Qualitäten gemeldet.

Ein zügiger Erntefortgang ist wichtig, um Qualitätsverluste im Getreide zu vermeiden. Durch die jüngsten Niederschläge sind die Feuchtigkeitsgehalte der Getreidekörner zu hoch. Der teils starke Regen hat dazu geführt, dass Getreideähren abgeknickt sind. In der Summe können solche scheinbar kleinen Faktoren dazu führen, dass die Ernte deutlich an Wert verliert. Zu der Winterweizen-Ernte werden aus der Praxis unterdurchschnittliche Qualitäten gemeldet. Der Ertrag liegt nach vorläufigen Ergebnissen einer Umfrage unter den Landwirtschaftsbetrieben bei rund 7 t/ha.

Qualitätseinbußen entstehen auch durch bundespolitische Vorgaben. In den sogenannten roten Gebieten ist Landwirten vorgeschrieben, bei der Stickstoffdüngung von dem errechneten Optimal-Bedarf der Pflanzen 20 Prozent abzuziehen. Unter solchen Vorgaben ist die Erzeugung von hohen Qualitäten und Erträgen massiv erschwert, an manchen Standorten sogar unmöglich. Ob eine derartige „verordnete Mangelernährung“ von Pflanzen auf die Messwerte in den roten Gebieten einen relevanten Einfluss hat, ist fraglich.

Weitere Kulturen, welche derzeit geerntet werden, sind der Durum (Hartweizen), Winterroggen, Sommergerste, Dinkel und Triticale (Kreuzung zwischen Weizen und Roggen). Auch die Ernte der Futtererbsen ist gut vorangeschritten. Hier melden einige Landwirte einen starken Unkrautbesatz, was zu Erschwernissen bei der Ernte führt. Zudem liegen die Erbsen durch die Niederschläge häufig platt am Boden.

Information für Journalistinnen und Journalisten

Wenn Sie Interview- sowie Drehpartner zur Ernte 2024 suchen, stellen wir gerne einen Kontakt zu einer regionalen Landwirtin / einem regionalen Landwirt für Sie her. Wenden Sie sich dafür bitte an presse@bauernverband-st.de.

 

Erste Erntemeldung für Sachsen-Anhalt

Im ganzen Land rollen die Mähdrescher. Die Wintergerste ist bereits in weiten Teilen eingefahren, die Winterrapsernte ist in vollem Gange. Die Nässe aus den Winter- und Frühjahrsmonaten hat den Ackerfrüchten regional erheblich zugesetzt. Zudem gibt es in einigen Regionen unterschiedlich aufgetretene Wetterextreme wie Hagel und Starkregen.

Im Landesschnitt liegt der diesjährige Wintergerstenertrag bei 65,7 dt/ha und damit deutlich unter den Erwartungen aus der Vorernteschätzung. Knickähren, die immer wiederkehrenden Niederschläge und feuchtes Stroh haben zu Verzögerungen in der Ernte geführt. Das hat sich auch auf die Qualität ausgewirkt und zu stark schwankenden und teils verminderten Hektolitergewichten geführt. Das bringt wiederum weitere preisliche Abschläge und damit geringere Vermarktungserlöse bei den Betrieben mit sich, wo der Marktpreis für die Wintergerste aktuell ohnehin sehr niedrig ist.
Das Hektolitergewicht wird zur Qualitätsbeurteilung genutzt und dient als Abrechnungskriterium. Die weitere Preisentwicklung für die Ackerbaubetriebe in Sachsen- Anhalt ist jedoch nicht allein vom Ernteaufkommen und von den erzielten Qualitäten hierzulande abhängig. Vielmehr geht ein entscheidender Einfluss von der europäischen und der weltweiten Getreideernte aus.

Die Erträge und Qualitäten sind abhängig von den natürlichen Standortfaktoren und unterliegen starken regionalen Schwankungen. Das zeigt sich auch im Winterraps, der bedeutendsten Ölpflanze in Sachsen-Anhalt. Hier hat der Rapserdflohbefall nach der Aussaat im Herbst 2023 zu deutlichen Schädigungen der Pflanzen geführt. Dabei frisst der Käfer an den noch jungen Trieben der Pflanzen und schädigt diese stark. Die Ausbreitung des Rapserdflohs ist vor allem auf den Wegfall der neonicotinoiden Beize für den direkten Schutz des Saatgutes zurückzuführen. Eine alternative Beize gegen den Rapserdfloh, um die auflaufenden jungen Bestände nachhaltig schützen zu können, gibt es Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. 2 nicht. Neben dem Käfer schädigen auch die Larven, indem sie im Stängelinneren und in den Blattstielen fressen und somit zusätzlich irreversible Schädigungen hinterlassen, welche nun in den Ernteergebnissen sichtbar werden. Bislang wurde etwa 40 % der Raps- Anbaufläche in Sachsen-Anhalt geerntet. Der Ertrag liegt aktuell deutlich unter den Erwartungen und bewegt sich größtenteils in einer Spanne von 16 bis 34 dt/ha, sodass sich nach derzeitigem Stand ein durchschnittliches Ergebnis von 29,2 dt/ha ergibt.

Für die bevorstehende Winterweizenernte benötigen die Betriebe trockene und sonnige Witterungsbedingungen für einen zügigen Erntefortgang.
Besonders der Weizen ist für viele Betriebe wirtschaftlich wichtig. Sachsen-Anhalt ist eine von Deutschlands „Kornkammern“, rund 10 Prozent des deutschen Winterweizens kommt aus Sachsen-Anhalt.

Zahlen zu den Anbauflächen finden Sie auf der Webseite des Statistischen Bundesamtes: Voraussichtliche Anbauflächen ausgewählter Feldfrüchte zur Ernte 2024 nach Bundesländern - Statistisches Bundesamt (destatis.de)

 

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Pressemitteilung zum Vorernte-Gespräch 2024

Vorernte-Gespräch 2024

Landwirte, Landhandel und Vertreter des MWL haben sich anlässlich der anstehenden Ernte ausgetauscht. Viele Bestände machen einen guten Eindruck, entscheidend werden die Qualitäten und die Marktentwicklung sein. Eine erste Ernteprognose wird in der letzten Juni-Woche erfolgen.

 

Nach aktuellem Stand sind die Kulturen weitestgehend gut entwickelt. Im Frühjahr haben vernässte Flächen in einigen Regionen dazu geführt, dass die Feldarbeiten nicht termingerecht durchgeführt werden konnten. Die Niederschlagsverteilung in Sachsen-Anhalt stellte sich seit dem Vegetationsbeginn sehr unterschiedlich dar. Die Meinungen der Praktiker reichen von viel zu trocken bis viel zu nass und zu kühl. Nach aktuellem Stand geht der Bauernverband Sachsen-Anhalt davon aus, dass die Getreideernte in diesem Jahr sehr zeitig beginnen wird.

Wie immer wird die Ernte eine enorme Logistik-Leistung. Mit Beginn der Gersten-Ernte im späten Juni bis in den Winter, wenn die Zuckerrüben-Kampagne läuft, müssen Landwirte, Anbauverbände, Dienstleister, Handel und Verarbeiter gemeinsam für reibungslose Abläufe sorgen. Das Vorernte-Gespräch des Bauernverbandes dient auch dazu, sich über Erfahrungen der letzten Saison und mögliche Stolpersteine auszutauschen. Staatssekretär Gert Zender warb dafür, bei Unklarheiten direkt auf das Ministerium zuzukommen, um Lösungen zu finden.

Weitere Themen, die von den Fachleuten diskutiert worden sind, waren die Kostenentwicklung und die Zukunft von Sonderkulturen in Deutschland. Die Kosten sind für Landwirte wie auch den Landhandel in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Insbesondere 2023 konnten die hohen Ausgaben bei Betriebsmitteln durch gute Erzeugerpreise ausgeglichen werden. Ob diese Rechnung 2024 nochmals gelingen kann, ist fraglich. Dafür werden auch die Ernten in anderen Teilen der Welt entscheidend sein, etwa der Schwarzmeerregion. Zentral für die Preisentwicklung sind Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt.

Auch der Anbau von Sonderkulturen, wie etwa Gemüse und Gewürzpflanzen, steht unter Kostendruck, maßgeblich durch Energie- und Lohnkosten, die in anderen EU-Ländern deutlich niedriger sind. Der Rückgang von Sonderkulturen liegt aber mehr noch daran, dass die Handlungsmöglichkeiten gegen Pilze und Schädlinge immer weiter beschnitten werden. Bei Sonderkulturen müssen Betriebe meist mit mehreren tausend Euro pro Hektar in Vorleistung gehen, in der Hoffnung auf eine gute Ernte. Wenn keine Pflanzenschutzmittel zum Schutz dieser Pflanzen zur Verfügung stehen, gehen immer weniger Betriebe dieses Risiko ein.

Zum traditionellen Gespräch vor der Ernte, das am 19. Juni im Haus der Landwirtschaft in Magdeburg stattfand, hat der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. eingeladen, vertreten durch Bauernpräsident Olaf Feuerborn sowie mehrere Vorsitzende von Fachausschüssen. Erstmals hat Staatssekretär Gert Zender aus dem Landwirtschaftsministerium teilgenommen, vom Agrarhandel waren sechs Unternehmen vertreten. Die Zuckerrübenanbauverbände Magdeburg und Könnern nahmen teil, um einen Überblick zu den Beständen zu geben, die in diesem Jahr teils erst im Mai ausgesät werden konnten.

 

Information für Journalistinnen und Journalisten

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Mai-Kommentar im Informationsheft des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

Liebe Mitglieder,
werte Berufskolleginnen und -kollegen,

in den letzten Monaten ist die Bundesregierung nicht müde geworden, anzukündigen, dass man die Landwirte entlasten will. Wenig überraschend, aber umso ärgerlicher ist nun, dass die Bundesregierung das Gegenteil plant.

Das BMEL hat eine Diskussionsgrundlage für ein „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ vorgelegt, welches mehr Bürokratie, viele Wettbewerbsnachteile und für viele Betriebe existenzielle Einschnitte mit sich bringen soll. Die Inhalte waren wohl für die Umsetzung der „Sustainable Use Regulation“ (SUR) angedacht. Nachdem das Thema SUR auf EU-Ebene geplatzt ist, plant die Bundesregierung mal wieder einen nationalen Alleingang.

In der Diskussionsgrundlage wird unter anderem der Refugialflächenansatz vorgeschlagen. Das BMEL möchte „Anreize schaffen“, um „die Ausstattung der Agrarlandschaft mit Strukturelementen zu verbessern.“ Bereits im nächsten Satz wird klar, dass es keinesfalls Anreize sind, die man beabsichtigt: „Dafür arbeiten wir an einem Vorschlag, der die Anwendung bestimmter Pflanzenschutzmittel daran bindet, dass mindestens 10 Prozent Refugialflächen vorhanden sind.“ Das hat nichts mit Anreizen oder gar kooperativem Umweltschutz zu tun, das ist knallhart die Durchsetzung agrarpolitischer Ideen durch Ordnungsrecht.

Ebenso mal wieder ins Spiel gebracht wird eine neue Steuer auf Pflanzenschutzmittel. Das BMEL schreibt, man wolle prüfen, ob steuerliche Mehreinnahmen für bestimmte Zwecke verwendet werden könnten. Das ist nicht weniger als eine Frechheit. Eine Zweckbindung der Abgaben/Steuern für bestimmte Verwendungen in der Landwirtschaft ist nicht möglich, das wird in der Tierhaltung seit Jahren immer wieder diskutiert. Entweder weiß man das nicht, oder man weiß es und hat es trotzdem in das Papier geschrieben. Eine Abgabe oder Steuer auf den Einsatz von Pflan­zenschutzmitteln würde zur weiteren Verteuerung der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland führen. Im Vergleich wäre die Ware aus anderen Ländern noch günstiger, als sie heute schon oftmals ist, aufgrund der geringeren Standards.

Bei dem aktuellen Stand des „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ würde es zum Ende des Anbaus mancher Kulturen führen und zu noch größerer Importabhängigkeit. Die unklaren Formulierungen zu Trink­wasser­schutz­gebieten können so verstanden werden, dass auf rund 2 Millionen Hektar ein generelles Verbot von Pflanzenschutzmitteln geplant ist. Dann reden wir definitiv davon, dass die Versorgung mit heimischen Erzeugnissen drastisch reduziert wird.

Nicht nachvollziehbar für einen Praktiker ist, dass technische Einsparmöglichkeiten im Pflanzenschutz kaum erwähnt werden. Spot-Spraying oder sensorbasierte mechanische Unkraut­bekämpfung kann definitiv Mittel einsparen. Wenn es dem BMEL tatsächlich darum ginge, dass weniger Pflanzenschutzmittel verwendet werden, müsste innovative Technik an erster Stelle stehen. Mehr Wirkstoffgruppen bei Insektiziden und Fungiziden, mehr Möglichkeiten für Beizen, moderne Sorten und eine flexiblere „gute fachliche Praxis“ könnten Reduktionen bewirken, passen jedoch nicht in das Weltbild der Verfasser.

In der Mai-Ausgabe des Informationsheftes sind zwei Beiträge, die in diesem Kontext relevant sind. Ein Beitrag greift das F.R.A.N.Z.-Projekt auf, das seit Jahren belegt, wie erfolgreich kooperative Maßnahmen im Umweltschutz sein können, nachweislich und ohne betrieblich ins Fleisch zu schneiden. Wenn das Ziel und der Weg transparent sind, kann man uns Landwirte für vieles gewinnen. In dem anderen Beitrag geht es um Materialien für Demonstrationen und wo diese von Landwirten online bestellt werden können.

Jedem sollte in den letzten Monaten klar geworden sein, dass die Landwirte aktuell an einem Punkt sind, an dem keine Akzeptanz für weitere Verbote da ist! Ganz besonders gilt das für die Fälle, in denen Deutschland bestehende EU-Vorgaben weiter verschärft, beispielsweise beim Pflanzenschutz. Wer den europäischen Rahmen fortwährend als unzureichend deklariert, um dann deutsche Sonderwege zu gehen, der schwächt unsere Unternehmen und steht der Idee einer gemeinsamen Agrarpolitik in Europa entgegen.

Sven Borchert
1.Vizepräsident

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