Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 02/2022

Liebe Verbandsmitglieder,

liebe Bäuerinnen und Bauern,

mit der aktuellen Bundesregierung wird es viele Veränderungen geben, das sollte jedem von uns klar sein und ist mit Blick auf die Koalitionspartner keine Überraschung. Sich auf Veränderungen einzustellen und neue Begebenheiten aktiv weiterzuentwickeln ist seit jeher eine Kernkompetenz von uns Landwirten. Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass wir mit der Politik in regem Austausch stehen, was auch das grundlegende Ansinnen unseres Verbandes ist. Ein Punkt, in dem die Bundespolitik dringend die Erfahrungen und den Input von uns benötigt, ist der Bereich Umwelt- und Artenschutz.

Gerade hier in Sachsen-Anhalt haben wir verschiedene Projekte auf den Weg gebracht, um erst mal herauszufinden: Wie können wir Artenschutz tatsächlich nach vorne bringen? Mit welchen Maßnahmen können wir einen Mehrwert erzielen? Und wie können wir den vielzitierten Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und sozialen Anforderungen in einen Einklang bringen?

Ein sehr gutes Beispiel ist das holländische Modell, was wir hierzulande erfolgreich in der Praxis erproben. Bereits mit der alten Landesregierung haben wir es gestartet, mit der neuen Landesregierung werden wir es ausbauen und weiterentwickeln. 25 Betriebe sind in dem Kooperationsmodell beteiligt, das von der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt betreut wird. Dabei geht es um Verbesserung der ökologischen Wirksamkeit der AUKM, eine Verringerung des bürokratischen Aufwandes und eine flexiblere Maßnahmengestaltung und -umsetzung für die Landwirtinnen und Landwirte.

Wir halten nichts davon, dass pauschale Maßnahmen unseren Betrieben übergestülpt werden. Die Landwirtinnen und Landwirte haben in den vergangenen Jahren sehr sichtbar klargestellt, dass immer mehr Auflagen nicht akzeptiert werden. Es steht mittlerweile nicht mehr zur Debatte, dass kooperativer Umweltschutz effektiv ist. Es bringt uns in keinem Bereich weiter, wenn wir diese Diskussion immer wieder von vorne anfangen, in jeder neuen Legislatur- oder Förderperiode. Es gibt sehr gute, kooperative Ansätze, die nachweislich mit hoher Effizienz zum Umweltschutz beitragen – ohne schmerzhafte Einschnitte für die landwirtschaftlichen Betriebe. Diese müssen ausgebaut werden. Wenn wieder gänzlich neue Programme entwickelt und erprobt werden sollen, ohne bereits laufende Projekte zu berücksichtigen, führt das nur zu Mehraufwand.

Ich bin davon überzeugt, dass die Bundespolitik hier mutige Schritte nach vorne machen muss: kooperativer und auf die Region angepasster Umweltschutz statt pauschaler und undifferenzierter Maßnahmen. Kooperation statt Verbote – das wäre ein Paradigmen­wechsel für die Umwelt- und Förderpolitik. Warum sollte es auch nur die Landwirtschaft sein, die sich in einem Transformationsprozess verändern soll?

Wo nicht nur neu gedacht, sondern auch ganz dringend etwas gemacht werden muss, ist die Situation der Tierhalter. Die Zahl der tierhaltenden Betriebe sinkt immer weiter und liegt in vielen Regionen, wie hier in Sachsen-Anhalt, weit unter dem, was für eine Kreislaufwirtschaft nötig wäre. Aber nur für den Wirtschaftsdünger können Betriebe keine Tiere halten. Es braucht positive, politische und wirtschaftliche Zukunftsaussichten.

Gerne wird in dieser Diskussion altklug auf „wachse oder weiche“ verwiesen. Das halte ich nicht für richtig, es sind längst nicht nur kleine Betriebe, die ihre Ställe leer fahren. Und es sind nicht nur finanzielle Gründe, die zu dieser Entwicklung führen: Vor einem Jahr wurden von einer Fachzeitung über 100 Hofnachfolger befragt, alle aus Betrieben mit Milchviehhaltung. Sie wurden gefragt, wo sie die größten Hindernisse für das Fortführen des Betriebes sehen. Die Gründe, die von den Befragten am häufigsten genannt wurden, waren zu hohe bürokratische Hürden und die Ungewissheit, wie die Politik in Zukunft die Rahmenbedingungen setzt. Zu geringe Erlösmöglichkeiten für die Betriebe war nur auf dem vierten Platz!

Die Hälfte der Milchviehhalterinnen und -halter hatte fehlende Planungssicherheit als Hindernis angegeben. Wer heute beschließt, dass er einen Stall bauen möchte, kann diesen erst in ein paar Jahren in Betrieb nehmen. Es gibt bei uns im Land Betriebsleiter, die nach fünf Jahren bürokratischem Hin und Her ihr Bauvorhaben einstellen. Für junge Betriebsnachfolger, die ihre eigenen Ideen mitbringen, ist das natürlich wenig reizvoll. Was hier massiv helfen würde, wäre ein Bürokratieabbau – allein es fehlt der Glaube.

Der neue Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat sich viel vorgenommen: „Nicht mehr höher, schneller, weiter, sondern besser, gesünder und miteinander“ soll die Land- und Ernährungswirtschaft werden, hat er beim Agrarpolitischen Jahresauftakt des DBV angekündigt. Wie er dies erreichen will, ist noch offen. Klar ist hingegen, dass die Aufgaben­bereiche offensichtlich sind, unter anderem die oben genannten: Weg von der Verbotspolitik, faire Zukunftsaussichten für Tierhalter schaffen und Abbau von bürokratischem Ballast. Viele Jahre wurde dies aus der Opposition gefordert, nun muss in der Koalition geliefert werden.

Ihr

Olaf Feuerborn

Blick in das aktuelle Informationsheft:

Jahresauftakt-Pressekonferenz

Gestern am 18. Januar 2022 fand um 15 Uhr unsere Jahresauftakt-Pressekonferenz statt. Wie im Vorjahr wurde die Veranstaltung digital durchgeführt. Vor Ort waren unser Präsident Olaf Feuerborn sowie der erste Viezepräsident Sven Borchert und unser Hauptgeschäftsführer Marcus Rothbart. Online zugeschaltet haben sich die beiden Vizepräsidenten Lutz Trautmann und Maik Bilke sowie Journalisten. Berichtet haben unter anderem die folgenden Medien:

Artikel Zeit online

Artikel Volksstimme

Ertrags- und Qualitätsmonitoring "Roter Gebiete"

Die Auswirkungen der neuen Düngeverordnung sind in der Praxis angekommen. Um aufzuzeigen, wie sehr die Bäuerinnen und Bauern in Deutschland davon betroffen sind, braucht der Deutsche Bauernverband Ihrer Mithilfe, indem die Folgen bei den Erträgen und Qualitäten im ersten deutschlandweiten Monitoring zu diesem Thema dokumentiert werden.

Es soll damit ein Überblick über die Auswirkungen auf die Erträge und Qualitäten bei ausgewählten Ackerkulturen gegeben werden und im Zusammenhang damit eine Quantifizierunmg der finanziellen Verluste in den betroffenen Regionen erfolgen. Dafür sind von Ihnen einige Daten notwenig, wie und wo Sie daran teilnehmen können, erfahren Sie im Anhang DBV Monitoring Rote Gebiete.

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 12/2021

Liebe Verbandsmitglieder,
liebe Bäuerinnen und Bauern,
mit dieser Ausgabe unseres Informationsheftes schließen wir das Jahr 2021. Lassen Sie mich hier erwähnen, dass ich in meinem kurzen Rückblick das Thema Corona aussparen möchte. Leider wird uns das Thema auch im Jahr 2022 weiter begleiten, daher möchte ich dazu nicht viele Worte verlieren und direkt auf unser Kerngeschäft als Bauernverband eingehen: die Vertretung der Interessen unserer Landwirtinnen und Landwirte.
Jedes Jahr wächst die Liste der Themen, mit denen wir uns als Bauern beschäftigen müssen und damit auch die Liste an Aufgaben unseres Verbandes. Ich möchte drei Themen exemplarisch vorstellen, wo unser Verband dieses Jahr unterwegs war, angefangen mit der Landtagswahl. Bereits im vorangegangenen Jahr haben wir die Arbeit dazu begonnen, indem wir uns mit einer großen Zahl weiterer Verbände des ländlichen Raumes abgestimmt haben. Als Verband haben wir ein 60-Punkte-Papier an die Politik gegeben, das unter anderem Rechtssicherheit, Agrarstruktur, Eigentum, Bildung und die Tierhaltung bei uns im Land zum Thema hat. Auf dieser Grundlage haben wir unsere Inhalte immer wieder an die Politikerinnen und Politiker im Land herangetragen, ob im persönlichen Austausch oder in Veranstaltungen. Wir haben die Wahlprogramme ausgewertet und die Parteien zu unseren Themen mit Wahlprüfsteinen abgefragt. Und wir haben neue Erkenntnisse oder Prognosen beständig an unsere Verbandsmitglieder weitergegeben und zur Wahl für den ländlichen Raum aufgerufen. Im Nachgang möchte ich hier zusammenfassen: Wer den Koalitionsvertrag gelesen hat, wird zu dem Schluss kommen, dass sich unser Engagement gelohnt hat. Der Koalitionsvertrag stellt die Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft wieder in den Fokus, will eine spürbare Verbesserung für unsere Betriebe erreichen und verzichtet auf politische Wunschprojekte.
Ein zweiter Punkt, der dieses Jahr geprägt hat, ist die Afrika­nische Schweinepest. Im Juli gab es in Branden­burg den ersten Fund in einem Hausschweinbestand, im November gab es einen ASP-Fall bei Wildschweinen im Landkreis Ludwigslust. Zur Landesgrenze Sachsen-Anhalt sind es ca. 37 Kilometer. Wir sind schon seit 2020 beim Thema ASP unterwegs, haben den Kontakt zu den Tierärzten intensiviert und sind mit den Behörden auf allen Ebenen im Austausch. Mit unseren Berufs- und Verbandskollegen arbeiten wir an einer bundesweiten Strategie. Einige Kreisverbände konnten bei sich vor Ort Strukturen mit privaten Unternehmen schaffen, die im Falle eines Falles schnell und unbürokratisch Maßnahmen ergreifen. Hier will ich noch erwähnen, dass viele weitere Arbeiten im Hintergrund ablaufen. Beispielsweise bearbeiten wir die Frage, wie etwa Verbringungseinschränkungen und Ernteausfälle entschädigt werden. Je früher wir hier Klarheit haben, umso schneller kann notfalls betroffenen Betrieben geholfen werden.
Als drittes Thema will ich unsere Arbeit zum Rapserdfloh erwähnen. Dieser hat sich 2021 stark vermehrt und ausgebreitet, in manchen Kreisen mussten über 30 Prozent der Rapsbestände um­­g­e­brochen werden. Durch das Verbot wirksamer Beizen bleibt nur die Bekämpfung mit Pyrethroiden als Hand­lungs­möglichkeit, hier sind jedoch bereits Re­sis­tenzen zu beobachten. Wie schon bei der Feldmaus leistet unser Bauernverband hier zentrale Hintergrundarbeiten, damit wir im kommenden Jahr bessere Lösungen für den Ackerbau haben: Durch die Erfassung der geschädigten Flächen, einschließlich der Vorfrüchte und dem Grad der Betroffenheit, haben wir eine solide Grundlage, auf der wir politische Forderungen aufstellen können. Das kann die betroffenen Bestände für das kommende Jahr nicht mehr retten, wird sich aber hoffentlich mit der nächsten Saison auszahlen. Im Falle der Feldmausbekämpfung werden wir voraussichtlich im kommenden Frühjahr neue Möglichkeiten zum Pflanzenschutz bekommen, maßgeblich durch das Engagement unseres Verbandes. Gleiches ist unser Ziel mit anderen Schädlingen, wie eben dem Rapserdfloh. Wir werden unsere Mitglieder dazu über unsere Verbandskanäle auf dem Laufenden halten.
Ich möchte mich bei allen Mitgliedern in unseren Kreisverbänden bedanken. Das ehrenamtliche Engagement von Berufskolleginnen und -kollegen und ihre Mitarbeit ist das Fundament unseres Verbandes, unterstützt durch unser Hauptamt, das täglich an den großen und kleinen Themen arbeitet.
Einen Punkt möchte ich noch ansprechen: Das kommende Jahr wird wieder Herausforderungen für uns bereithalten. Mit Sicherheit werden wieder Aufgaben darunter sein, die für den Einzelnen nicht zu bewältigen sind. Lassen Sie uns diese Aufgaben gemeinsam angehen! Bei allen Herausforderungen, denen wir uns stellen, unterstützt uns unser Bauernverband. Das ist nicht immer für jeden sichtbar, gerade wenn Dinge auf dem kurzen Dienstweg geregelt werden können. Die oben angeführten Beispiele zeigen aber exemplarisch, was wir als Verband leisten. An den genannten und vielen weiteren Themen werden wir auch 2022 intensiv arbeiten, um gute Lösungen für die Zukunft zu finden, im Sinne der Landwirtinnen und Landwirte.
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest, und ein erfolgreiches Jahr 2022 bei bester Gesundheit.
Ihr
Olaf Feuerborn

Blick ins Heft

PSM-Schulungen im November

Wer beruflich mit Planzenschutzmitteln arbeitet, muss sich regelmäßig fortbilden. Der Bauernverband Sachsen-Anhalt organisiert regelmäßig Weiterbildungsveranstaltungen, damit unsere Landwirtinnen und Landwirte rechtssicher unterwegs sein können.

Für den November 2021 gibt es aktuell noch freie Schlungstermine. Die Übersicht zu den Schulungsterminen finden Sie als PDF HIER oder über das folgende Bild:

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 10/2021

Liebe Berufskolleginnen und -kollegen,
liebe Verbandsmitglieder,
zu dieser Jahreszeit haben wir die Mähdruschernte fertig und den Silomais weitestgehend geerntet. Viele Betriebe sind nun mit Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzenschutzmaßnahmen sowie Ernte von Kartoffeln und Zuckerrüben beschäftigt. Wie immer gilt der Spruch, der Grundstein für die Ernte des kommenden Jahres wird im Herbst gelegt.
Ein wenig hat dieser Spruch in den letzten Jahren an Gültigkeit eingebüßt, maßgeblich durch die verschiedenen Wetterkapriolen. Und wir hören immer, dass extreme Witterungsereignisse häufiger geworden sind und in Zukunft noch häufiger werden. Wir können im Herbst fachlich alles richtig machen, im kommenden Jahr entscheidet maßgeblich das Wetter über den Erfolg unserer Arbeit.
Auf das Wetter haben wir keinen Einfluss, aber auf politische Rahmenbedingungen. Diese sind nicht von der Natur bestimmt, sondern werden von Menschen festgelegt und können von Menschen auch wieder geändert werden. Zu diesen Rahmenbedingungen zählen die gesetzlichen Vorgaben rund um die Themen Düngung, rote Gebiete, eutrophierte Gebiete, Gewässerschutz, Hang­neigung, Bundes­naturschutzgesetz, Pflanzen­­schutzanwenderverordnung.
Seit Jahrzehnten beschäftigt uns schon die Nitratrichtlinie der EU. In den letzten Jahren gab es immer wieder neue Studien, neue Beschlüsse und daran anschließend neue Vorgaben. Eine Entwicklung war: Deutschland wurde, im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahrens, von der Europäischen Kommission dazu aufgefordert, ein Wirkungsmonitoring zu den Maßnahmen der Düngeverordnung umzusetzen. Das Monitoring soll erfassen, ob und wie die Maßnahmen der Düngeverordnung auf das Grundwasser wirken.
In das Monitoring sollen die Emissionsdaten aus der landwirtschaftlichen Düngung einfließen, um die Nitratbelastungen im Grundwasser nachvollziehen zu können. Wir haben als Verband vehement eine Zwischenbilanzierung für 2022 gefordert, die Einführung des Befreiungstatbestandes sowie ein Maßnahmen-Wirkungsmonitoring. Im Gegenzug haben wir uns bereit erklärt, dafür Daten zuliefern, weil Sachsen-Anhalt keine valide Datengrundlage hat.
Dies bedeutet leider erstmal einen hohen Aufwand zur Bewältigung der neuen bürokratischen Auflagen. Bis zum 31.10.2021 müssen alle Betriebe, die Flächen in Sachsen-Anhalt bewirtschaften, die gesamtbetrieblichen Daten aus diesem Jahr melden. Zusätzlich müssen einzelschlagbezogene Daten gemeldet werden, wenn Betriebe mindestens eine Fläche im nitratbelasteten Gebiet bewirtschaften.
Anfang September hatten wir mit dem MULE ein Gespräch zu der Verordnung über die düngerechtliche Mit­teilungs­pflichten. Nach Aussage des MULE werden erhobene Daten bereits für die Zwischenevaluierung der roten Gebiete 2022 genutzt. Trotz des Mehraufwandes in den Betrieben – in dem geschilderten Vorgehen sehe ich für uns eine große Chance. Die Stickstoffsalden werden derzeit auf Gemeindeebene ermittelt. Das kann sich ändern, wenn in die Gebietskulisse zukünftig die gemeldeten Betriebsdaten einfließen und aktuelle Nährstoffbilanzen einbezogen werden. Die Meldung der Daten soll es in Zukunft ermöglichen, eine deutlich genauere Ausweisung vorzunehmen.
Die EU hat für das Thema Nitrat schon lange einen strengen Kurs aufgezeigt. Dass dieser Kurs aufgeweicht wird, davon können wir nicht ausgehen. Wir Landwirte können das Thema aber mitgestalten, durch fundierte und konsequente Verbandsarbeit. Man muss sich dafür nur ins Gedächtnis rufen, wie sich die roten Gebiete in Sachsen-Anhalt entwickelt haben! Heute ist die Kulisse wesentlich kleiner, als sie zu Beginn war. Maßgeblich ehrenamtliches Engagement, unterstützt durch die Arbeit vom Hauptamt, hat das bewirkt. Die einzelbetriebliche Betroffenheit bleibt weiterhin sehr groß, auch die DüV wird noch länger für Unsicherheit sorgen. Die Entwicklung der Gesamtfläche zeigt uns aber, dass die Arbeit im gemeinsamen Verband wirkt.
Unser neuer Umweltminister Armin Willingmann betont, sein Haus werde unideologisch an die Reizthemen der Landwirtschaft herangehen wird. Der neue (Land-)Wirtschaftsminister Sven Schulze möchte die kommenden Jahre in Partnerschaft mit der Landwirtschaft gestalten. Beide Minister werden nicht all unsere Probleme lösen können, aber sie wollen unterstützen, bei der Schaffung von besseren Rahmenbedingungen. Mit beiden Ministern können und werden wir besonders auf eines hinarbeiten, dass die größte Unsicherheit für die Landwirtschaft wieder das Wetter wird – und nicht die Politik.
Ihr
Sven Borchert

Blick ins Heft:

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 09/2021

Werte Mitglieder,
werte Landwirtinnen und Landwirte,

ab dem 26.09.2021 werden die Weichen gestellt für die Bildung einer neuen Bundesregierung. Dann ist Wahltag für alle Wahlberechtigten, die nicht vorher schon per Briefwahl abgestimmt haben. Vergleicht man den letzten und den aktuellen Bundestagswahlkampf, dann erscheint der in diesem Jahr nicht in Fahrt zu kommen. Viele mediale Nebensächlichkeiten, keine große Erzählung, kaum Charisma, alles wie unter einer Glocke gefangen und vor allem pandemiebedingt wenig öffentliche Wahlkampfauftritte der Kandidatinnen und Kandidaten vor großem Publikum. Dabei gäbe es Anlass genug für einen notwendigerweise intensiven Bundestagswahlkampf um die Gestaltung künftiger Bundespolitik in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen.

Dazu gehört selbstredend auch der Bereich der Landwirtschaftspolitik. Ein kurzer Rückblick: Die gesamte landwirtschaftliche Branche kann von der auslaufenden Legislatur ein beredtes Lied singen. Eine politisch untersetzte Auflagenflut sondergleichen wurde ausgerollt und der Strukturwandel als Folge mit zahlreichen Betriebsaufgaben unserer Betriebe in Deutschland drastisch angeschoben, Landwirtschaft quasi als Refugium, als Spielwiese zur Verwirklichung auch persönlicher Ziele missbraucht. Soll niemand in aktueller Verantwortung befindliche Bundespolitiker irgendwann sagen, man hätte das nicht kommen sehen und das war ja so gar nicht gewollt. Es muss daher in der kommenden Legislatur definitiv anders werden in Koalitionsvereinbarungen auf Bundesebene, will man tatsächlich die Breite unserer Betriebe als Unternehmen erhalten. Nicht Politik gegen scheinbare Minderheiten an Wählergruppen wird die Lösung sein, sondern das Vertrauen in die vielfältigen Fähigkeiten von hochqualifizierten Fachkräften wird final die gesamte Gesellschaft voranbringen. Was am Ende für eine Koalition gebildet wird und wann diese auch steht, es wird heute absehbar eine 3er Konstellation, daran hat jede und jeder Wahlberechtigte einen kleinen Anteil. Somit gilt: Gehen Sie wählen!

Der September 2021 bietet politisch aber nicht nur eine Bundestagswahl, zudem soll am 16.09.2021 der in dem Fall bisherige und auch neue Ministerpräsident im Landtag von Magdeburg gewählt werden. Nach den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, SPD und FDP, die durch eine geänderte Landesverfassung über einen längeren Zeitraum möglich waren, ist diese Wahl der Startpunkt für die neue Landesregierung. Vorab wurde in wohltuend geräuschlosen Ver­hand­lungen ohne mediale Durch­stechereien der Entwurf des Koalitionsvertrages in den verschiedenen Arbeitsgruppen ent­wickelt und Mitte August der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt. Nach einer ersten Sichtung kann man festhalten, dass dieser auf einen Über­bietungs­wett­bewerb an neuen kostenträchtigen Prestigeprojekten verzichtet und sich vielmehr an der wirtschaftlichen Machbarkeit und der Realität des Faktischen orientiert. Alle Beteiligten wissen nur zu gut, dass die Landeskasse sehr auf Kante gestrickt ist und insbesondere nach der Corona-Pandemie wirtschaftlicher Schwung an allen Fronten zu entwickeln ist.

Aus der speziellen Sicht der Landwirtschaft hat zurecht die Aufteilung des MULE auf zwei Ministerien zu den deutlichsten Reaktionen aus der agrarischen Verbändelandschaft geführt. Diese Entscheidung war so nicht erwartbar und eigentlich mit dem Blick von außen nicht zwingend notwendig. Diese Entscheidung wird nicht zurückgedreht, Parteispitzen haben sich darauf verständigt und werden das entsprechend zu erklären haben. Nach vielen Jahren der Zusammengehörigkeit von Landwirtschaft und Umwelt in einem Ministerium kann die Auftrennung eine grundlegende Zäsur sein, sie muss es aber nicht automatisch werden. Sehr viel wird von den Moderationsfähigkeiten der jeweiligen künftigen Hausleitungen und der generellen politischen, personellen und inhaltlichen Ausgestaltung abhängen. Nebenbei: in den vergangenen 5 Jahren hatten viele Landwirte auch nicht mehr das Gefühl, ein eigenes Landwirtschaftsministerium zu haben, das sollte man nicht vergessen.

Und blicken wir nur zurück auf den Bundesrat unter Beteiligung von Kenia I: mit der ministeriellen Personalunion der letzten Jahre im MULE wurde in der Umweltministerkonferenz klassische Umweltpolitik gemacht und landwirtschaftliche Themen der Mehrheit der Betriebe, die man hätte mit unterbringen können, wurden dort nicht beachtet. Insofern liegt in der Trennung nicht nur Risiko, sondern auch Chance. Diese Chance ist entsprechend aktiv zu nutzen. Die künftig für Landwirtschaft sowie Umwelt verantwortlichen Minister müssen sich nun entsprechend zügig und umfänglich qualitativ einbringen, zum Wohl des Sektors und des gesamten Landes.

Ihr Marcus Rothbart
Hauptgeschäftsführer

"AgriMeter" zur Bundestagswahl

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat im Vorfeld der Bundestagswahl einen „AgriMeter“ eingerichtet. Damit können Wählerinnen und Wähler die Übereinstimmung mit den agrarpolitischen Positionen der Parteien individuell abgleichen und sehen, was nach der Bundestagswahl von den im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien zu erwarten ist.

Die 36 abgefragten Thesen beruhen auf den Kernanliegen des DBV zur Bundestagswahl und können in wenigen Minuten beantwortet werden. Gerne bieten wir Ihnen darüber hinaus an, dass Sie detailliert die agrarpolitischen Vorstellungen der Parteien im Rahmen einer kurzen Erläuterung nachvollziehen können. Diese werden nach der Ergebnisübersicht für den Sie abrufbar sein. Der AgriMeter stellt mit seinem Ergebnis keine Wahlempfehlung, sondern eine Orientierungshilfe dar.

Sie finden das AgriMeter unter dem folgenden Link: www.bauernverband.de/online-agri-meter/

Flutkatastrophe: DBV-Spendenaktion für Betroffene

Landwirtschaftliche Betriebe in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und zum Teil in weiteren Bundesländern sind von der verheerenden Flutkatastrophe der vergangenen Woche stark getroffen worden. Hier gilt es nun schnelle Hilfe zu leisten, damit zerstörte Gebäude, Technik, Felder und Wiesen wiederhergestellt werden können. „Betroffene Bauernfamilien müssen ihre Existenzen wieder aufbauen. Sie können die entstandenen Schäden nicht allein tragen und brauchen Unterstützung“, erklärt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Zudem wurden Futtervorräte vernichtet und der Ernteaufwuchs geschädigt.

Um hier schnelle und unbürokratische Hilfe zu leisten, hat der Deutsche Bauernverband in Zusammenarbeit mit der Schorlemer Stiftung ein Spendenkonto eingerichtet und bittet alle spendenbereiten Menschen um Unterstützung.

Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes e.V.
Bank: Volksbank Köln-Bonn
IBAN: DE57 3806 0186 1700 3490 43
BIC: GENODED1BRS
Stichwort: Hochwasserhilfe Juli 2021

Den kompletten Spendenaufruf finden Sie HIER.

 

Zukunft braucht Bildung!

Die geplanten Streichungen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) bedrohen die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.

Qualifizierter Berufsnachwuchs ist für die regionale Landwirtschaft so wichtig wie Regen und Sonne. Die Anforderungen an Landwirtinnen und Landwirte wachsen stetig. Nicht nur für die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter von Morgen ist daher eine gute Ausbildung, ob klassische duale Ausbildung, Fachhochschule oder Universität, unverzichtbar. Dafür müssen Angebote gemacht werden und das sicherzustellen ist Aufgabe von Landes- und Hochschulpolitik.

Der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. stellt sich hinter das Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften (IAEW) der MLU. Das IAEW hat in einer Mitteilung gewarnt, dass die vom Rektorat geplante „Profilschärfung und Haushaltskonsolidierung“ die Zukunft des Studienbereiches in hohem Maß gefährdet. Die MLU ist in Mitteldeutschland die einzige Universität mit einem agrarwissenschaftlichen Institut.

Sven Borchert ist 1. Vizepräsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Betriebsleiter und Absolvent der MLU. Er unterstreicht: „Wir brauchen unbedingt starke und vielfältige Bildungs- und Forschungseinrichtungen für die Landwirtschaft in Mitteldeutschland. Wenn junge Abiturienten für ihr Studium in andere Bundesländer müssen, weil hier keine Angebote bestehen, brauchen wir uns nicht über Abwanderung junger Menschen wundern. Sie werden in unseren Betrieben fehlen.“