Wolf bleibt Problem

Vor kurzem wurden in Meitzendorf bei Magdeburg elf Schafe gerissen, ein weiteres musste notgeschlachtet werden. Die tödlichen Kehlbisse bei den Schafen weisen auf einen Wolf hin, die offizielle Ursache muss durch das Wolfskompetenzzentrums (WKZI) in Iden bestätigt werden. Im Januar sind landesweit 65 gerissene Tiere gemeldet worden, deren Halter nun auf Meldung warten müssen – ob es auch offiziell ein Wolf gewesen ist.

In Sachsen-Anhalt ließen 2019 mindestens 148 Tiere bei 51 Angriffen ihr Leben, für 59 weitere Nutztiere konnte nicht bestimmt werden, ob ein Wolf der Verursacher war. In Deutschland sind 2018/2019 offiziell 105 Rudel, 25 Wolfspaare und 13 Einzelwölfe gezählt worden, das sind 28 bestätigte Rudel mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die Datenlage ist jedoch problematisch. Dass etwa die vorläufigen Risszahlen 2019 unter den Vorjahreswerten liegen, ist auch der Bürokratie geschuldet. Der Aufwand beim Melden einzelner Risse überwiegt für Tierhalter den Ausgleich, die Bearbeitung nimmt Monate ein, mit unklarem Ausgang. Betroffene Nutztierhalter melden daher nicht immer alle Risse.

Für die Tierhalter ist diese Situation eine Zumutung. Kein Weidetierhalter weiß am Abend, ob seine Tiere am nächsten Morgen unversehrt sind. In Wolfsgebieten haben Schäfer und Mutterkuhhalter nie die Gewissheit, dass ihre Tiere nicht gerissen oder verletzt sind. Dies steht im Widerspruch zu den Anforderungen an Tierschutz und Tierwohl, die an Tierhalter gestellt werden.

Weidetierhalter und insbesondere Schäfer geraten durch den Wolf zudem wirtschaftlich unter Druck, aufgrund hoher Mehrkosten. Wenngleich Schutzmaßnahmen gefördert werden können: Die Förderung für die Anschaffung von Zäunen und Herdenschutzhunden ist wesentlich geringer als die entstehenden Kosten.

Die Wiederansiedelung des Wolfes ist politisch gewollt. Ohne durch die Politik gesetzte Grenzen für die Populationsentwicklung, den sogenannten günstigen Erhaltungsbestand, wird die Ablehnung im ländlichen Raum zunehmen. Landes- und Bundespolitik sind in der Pflicht, die Weidetierhaltung nicht nur als Ziel zu formulieren, sondern zu schützen. Andernfalls wird die Weidetierhaltung in Sachsen-Anhalt durch den Wolf verdrängt.

Öffentliche DBV-Fachforen zur IGW

Anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin lädt der Deutsche Bauernverband (DBV) wieder zu Fachveranstaltungen ein. Bereits am 15. Januar findet ein öffentliches Forum statt, mit dem Titel „EU-Agrarförderung in den 2020er Jahren – Wohin führen Green Deal, Strategieplan & Grüne Architektur?“. Neben kurzen Impulsreferaten wird eine Podiumsdiskussion stattfinden. Im Podium sind Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen, Michael Niejahr, Direktor in der Generaldirektion Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung der EU-Komission, Alois Bauer, Unterabteilungsleiter im BMEL sowie DBV-Präsident Joachim Rukwied. Das Programm sowie die Anmeldungsmöglichkeit finden Sie hier.

Am 21. Januar findet ein weiteres Fachforum statt, unter der Überschrift „Strengerer Artenschutz – Konflikte und Lösungsansätze“. Auch bei dieser Veranstaltung werden kurze Statements das Thema vorstellen, etwa Erfahrungen im Umgang mit dem Wolf. Die Diskussionsrunde besteht aus Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen, Dr. Frank Fellenberg, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Eberhart Hartelt, DBV-Umweltbeauftragter und Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Josef Tumbrink, Leiter der Unterabteilung Naturschutz im BMU sowie Dr. Dirk-Henner Wellershoff, Vizepräsident des Deutschen Jagdverbandes. Moderiert wird die Diskussionsrunde von Steffen Pingen, DBV-Fachbereichsleiter Umwelt / Ländlicher Raum. Das Programm sowie die Anmeldungsmöglichkeit finden Sie hier.

Agrarforum der Landjugend

Auf dem Gelände des Fachbereiches Landwirtschaft der Fachschule Haldensleben fand am 10. Dezember das jährliche Agrarforum des Landjugendverbandes Sachsen-Anhalt e.V. statt. Unter der Überschrift:

„Was bedeutet es heute Landwirt*in zu sein?“
Neue Wege und Herausforderungen in Politik und Praxis

begrüßte die Landjugend die rund 200 Mitglieder sowie Gäste aus der Landespolitik, Lehrkräfte der Fachschule sowie Vertreter der Presse. Im Podium des Agrarforums standen Wiebke Fehse, Vorsitzende der Landjugend, Prof. Dr. Claudia Dalbert, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie in Sachsen-Anhalt, Sven Borchert, 1. Vizepräsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., Dr. Bernd Schwalenberg, Vizepräsident des Bauernbundes Sachsen-Anhalt e.V. sowie Phillip Krainbring, ein Junglandwirt mit viel Engagement im Bereich Social Media. Bernhard Daldrup, agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, musste seine Teilnahme kurzfristig entschuldigen.

Während des rund zweistündigen Forums wurden viele Themen diskutiert, Sven Borchert sprach sich dabei besonders für innovative, wirtschaftlich tragbare Ansätze im Umweltschutz und neue Wege in der Öffentlichkeitsarbeit aus. Bei der anschließenden Weihnachtsfeier der Landjugend wurden die Gespräche von Verbandsvertretern, Jungbauern und den übrigen Gästen in kleineren Runden fortgeführt.

Bildautor: Detlef Finger

Bauern-Großdemonstration in Berlin

Rund 40.000 Bäuerinnen und Bauern kamen am 26. November zu einer Großdemonstration nach Berlin, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu protestieren. Nach Polizeiangaben rollten rund 8600 Traktoren zum Brandenburger Tor, mit vielfältigen Plakaten und Bannern an ihren Schleppern. Besonders stach immer wieder ein Slogan hervor: „Kooperation statt Verbote!“. Trotz massiver Verkehrseinschränkung zeigte die Bevölkerung Berlins viel Verständnis für die Anliegen der Landwirte. Anlässlich dieser Demonstration forderte DBV-Präsident Joachim Rukwied die Politik auf, endlich zu handeln: „Landwirtschaft in Deutschland braucht Unterstützung und eine Zukunftsperspektive ohne Überregulierung und Verbote. Das heißt, Landwirte, Politik und Gesellschaft müssen gemeinsam Lösungen finden, wie sich Natur- und Artenschutz, aber auch die Tierhaltung weiter verbessern lassen, unter Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe. Wir wollen den Dialog und wir benötigen konkrete, praxistaugliche Ergebnisse.“

 

31. Landesbauernverbandstag

Knapp 180 Delegierte kamen am 20. November in Staßfurt zum 31. Landesbauernverbandstag zusammen. Der interne Teil am Vormittag bestand aus den satzungsgemäßen Aufgaben wie der Darlegung des Geschäftsberichtes und des Jahresabschlusses 2018, der Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung und der Festlegung des Mitgliedsbeitrages für 2020. Fachlich wurden drei Positionierungen des Verbandes verabschiedet, die in Kürze veröffentlicht werden. Die Positionierungen wurden zu den Themen Tierhaltung in Sachsen-Anhalt, Agrar- und Gesellschaftspolitik sowie Umweltpolitik in Sachsen-Anhalt vorgenommen.

Katrin Beberhold (BV Burgenland) wurde in den Vorstand des Landesverbandes gewählt und Sven Borchert (BV Börde) ist zukünftig erster Vizepräsident des Bauernverbandes. Auch wurden Ehrungen vorgenommen, u. a. die Ehrenmitgliedschaft für Wolfgang Köhler, den langjährigen Kreisgeschäftsführer des BV Börde.

Zwischen dem internen und dem öffentlichen Teil fand eine kurze Kundgebung der Delegierten vor dem Salzland Center statt, bei welcher den anwesenden Journalisten die Forderungen des Berufsstandes vermittelt wurden, bevor es im öffentlichen Teil in die agrarpolitische Diskussion ging. Für die Diskussion standen Olaf Feuerborn und DBV-Präsident Joachim Rukwied, sowie die Staatssekretäre Dr. Hermann Onko Aeikens (BMEL) und Dr. Ralf-Peter Weber (MULE) auf der Bühne. Moderiert wurde die Diskussion rund um die Themengebiete Pflanzenschutz, Düngung, Markt und GAP durch den MDR-Moderator Stefan Bernschein.
Eine ausführliche Berichterstattung folgt im Infoheft 12/2019.

Große Verbände-Demonstration in Hamburg

Landwirte, Waldeigentümer, Weidetierhalter, Jäger, Fischer und Pferdesport nutzen und erhalten den ländlichen Raum als starken Wirtschafts- und Kulturraum mit hoher Lebensqualität. Damit das auch in Zukunft möglich ist, sind am 14. November tausende Landwirte und weitere Vertreter der Grünen Branche in Hamburg auf die Straße gegangen. Besonders aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen kamen die Landwirte mit ihren Schleppern, was zu beträchtlichen Einschränkungen führte. Aus allen Bundesländern kamen rund 4.000 Demonstranten auf dem Hamburger Gänsemarkt zusammen, natürlich auch aus Sachsen-Anhalt, um anlässlich der Umweltministerkonferenz zu demonstrieren.

Die Forderungen an die Umweltminister sind:

  • der Kooperation und Freiwilligkeit Vorrang vor Verboten und Auflagen einzuräumen!
  • zur Sicherung der Weidetierhaltung ein aktives Wolfsmanagement umzusetzen!
  • Insektenschutz nur im Dialog und in Kooperation mit den Landnutzern umzusetzen!
  • beim Gewässerschutz stärker regional zu differenzieren und die Kooperation zu stärken!
  • Waldbewirtschaftung und -nutzung zur Steigerung der CO2-Senke Wald zu stärken!
  • Klimaschutzleistungen der Land- und Forstwirtschaft zu honorieren, Klimaanpassungsmaßnahmen im ländlichen Raum zu unterstützen!
  • Schutzstatus von Natura 2000-Arten den vorhandenen Erhaltungszuständen anpassen!

Bürgerdialog in Magdeburg

Am 5. November fand unter dem Motto „Bürger fragen, Bauern antworten“ der erste Bürgerdialog in Magdeburg statt. Dazu saßen Präsident Olaf Feuerborn, Dorit Nyenhuis aus dem KBV Jerichower Land und Philipp Fölsch, KBV Altmarkkreis Salzwedel, im Podium und konnten zu allen Themen der Landwirtschaft befragt werden, moderiert von Hauptgeschäftsführer Marcus Rothbart. Die durch das Publikum vorgebrachten Fragen und angeschnittenen Themen waren nicht nur Nitrat und Glyphosat, sondern auch zu den Hintergründen der Landwirtschaft: Warum bauen nicht viel mehr Landwirte Bio an? Wie hat sich die Dürre bei ihnen ausgewirkt? Wo sehen die Landwirte ihre Betriebe in 20 Jahren? Die befragten Landwirte hatten auf jede Frage aus dem Publikum eine Antwort.

Als nach zwei Stunden Diskussion die eigentliche Veranstaltung beendet wurde, sind die Gespräche in kleineren Gruppen fortgesetzt worden. Städtern wie auch Landwirten hatte die Veranstaltung sichtlich gefallen, eine Fortführung ist im Gespräch. Denkbar ist auch, dass die Veranstaltung das nächste Mal in Halle oder zu einem aktuellen Thema stattfinden könnte.

 

Agrarpaket geht an den Landwirten vorbei

Das im Bundeskabinett auf den Weg gebrachte Agrarpaket sorgt für absolutes Unverständnis bei vielen Landwirten. Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, sagte zu dem Agrarpaket: „Wir bekommen damit wieder mehr kostenträchtige Regularien, Bürokratie und Auflagen, die uns am Markt keiner bezahlen wird. Die Betriebe stehen unter einem enormen wirtschaftlichen Druck, besonders in Mitteldeutschland. Das Paket wird nur dazu führen, dass dieser Druck weiter steigt.“ Problematisch ist besonders der grundlegende Ansatz, an der tatsächlichen Praxis vorbei zu entscheiden, beispielsweise mit einem neuen Tierwohllabel. Nur eine prozentual kleine Verbrauchergruppe zeigt Bereitschaft, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, ein weiteres Label wird daran wenig ändern.

Ebenso wenig nachvollziehbar ist die stärkere Umschichtung von Geldern der Gemeinsamen Agrarpolitik von der 1. in die 2. Säule. Die Maßnahmen der 2. Säule verursachen zuerst Kosten, die im Nachhinein ausgeglichen werden. Zudem werden aus der 2. Säule ebenso Projekte finanziert, die nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben. Die Mittel der ersten Säule hingegen sind ein direkter Ausgleich für die Landwirte, die preislich am Weltmarkt mit Russland, den USA oder Südamerika konkurrieren müssen, aber mit deutlich höheren Anforderungen und damit teurer produzieren. „Es verstärkt sich der Eindruck, dass in weiten Teilen der Politik überhaupt nicht verstanden wird, unter welchem Druck unsere landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland stehen“, so Olaf Feuerborn weiter.

Nach den Plänen des Bundeskabinetts wird darüber hinaus zukünftig weniger Fläche für die Produktion von Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen. Landwirte müssen mehr Rückzugsflächen schaffen, Biotope und Schutzgebiete sollen für ein Insektenschutzprogramm ausgeweitet werden. Als eine Grundlage dieser Entscheidung wird die „Krefelder Studie“ benannt, die im Jahr 2017 medienwirksam veröffentlicht wurde, deren Aussagekraft aber bis heute diskutiert wird. Dennoch wird die landwirtschaftliche Nutzfläche absehbar und bewusst weiter verringert. In diesem Zusammenhang begrüßt der Bauernverband Sachsen-Anhalt die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Braunschweig, dass die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln nicht mit einer faktischen Flächenstilllegung verknüpft werden darf, wie das Umweltbundesamt fordert. Es sind seit dem Jahr 2000 bereits 2,5 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands für den Ackerbau verloren gegangen. Diese Politik des Von-Oben-Herab untergräbt auch die vor Ort anzufindenden, guten Kooperationen von Landwirtschaft und Naturschutz.

Auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, findet das Gesetzespaket insgesamt unakzeptabel: „Wir wissen, dass es Veränderungen hin zu mehr Tierwohl und Insektenschutz geben muss, aber dieses Paket ist für die Landwirte toxisch. Es ist im Grundsatz eine agrarpolitische Fehlentscheidung der Bundesregierung, wenn über das gültige Fachrecht hinaus zusätzliche Auflagen die Landwirtschaft belasten und in ihrer Wettbewerbsfähigkeit deutlich schwächen“, so Rukwied mit Blick auf ein geplantes Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten. „Auch das geplante Tierwohllabel wird vom Markt nicht angenommen werden. Die Umverteilung bei der Agrarförderung bedeutet zusätzliche schmerzhafte Einschnitte im Einkommen der Bauern. Wenn dieses Gesetzespaket so umgesetzt wird, wird das zu weiterem Frust und Perspektivlosigkeit unter den Landwirten führen. Wir haben große Sorge, dass dadurch der Strukturwandel deutlich verschärft wird.“

DBV-Feldtag zur Biodiversität

Stephan Randel, Leiter Ackerbau in der auf knapp 2.700 Hektar um Niederndodeleben wirtschaftenden „Agro Bördegrün“ , die mit 50 Mitarbeitern hauptsächlich Getreide Mais und Zuckerrüben anbaut, erklärte kürzlich auf einem Feldtag in der Magdeburger Börde interessierten Landwirten und Fachleuten die praktische Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen. Unter anderem sagte er: „Da es sich beim Blühstreifensaatgut um Feinsämereien handelt, unsere Technik dafür nicht ausgelegt ist, habe ich das mit der Hand ausgesät. Ein halber Hektar, da wird die Spucke lang.“ Zeitweise hätte es wunderschön geblüht und Wildbienen sowie andere Insekten hätten auf den Flächen ein gutes Nahrungsangebot vorgefunden, aber die Trockenheit setzte den Pflanzen auch hier sehr zu. Vieles funktioniere gut aber manches werde eben erst bei der Umsetzung in den Betrieben sichtbar, resümierte Projektleiterin Katja Zippel vom Deutschen Bauernverband (DBV), der das Verbundprojekt „Lebendige Agrarlandschaften – Landwirte gestalten Vielfalt!“ koordiniert. Das Projekt vereint unternehmensorientierte Landwirtschaft mit ökologisch orientierten Biodiversitätsmaßnahmen. Solche Projekte beweisen das Verantwortungsbewusstsein der Bauern für die Scholle und alles Drumherum. Diese produktionsintegrierten Naturschutzmaßnahmen dienen dem Erhalt und der Förderung der Artenvielfalt in unseren Agrarlandschaften. Auf Schauflächen wurden beim Feldtag verschiedenste Maßnahmen präsentiert, wie das Stangenbohnen-Mais-Gemenge, welche die Bioenergieproduktion befördern oder den Futtermittelwert erhöhen kann.

Sven Borchert, Betriebsleiter der Landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft GbR Groß Germersleben zwischen Oschersleben und Wanzleben zeigte und erklärte Interessierten während des Rundgangs ebenfalls einige seiner Maßnahmen zur Biodiversität: Einen Feldvogelstreifen im Maisfeld und einen Blühstreifen, der über fünf Jahre Insekten, Feldvögeln und Hasen Futter und Unterschlupf bietet. Für Borchert sind nicht nur die im Betrieb umgesetzten Biodiversitätsmaßnahmen maßgeblich, sondern auch die praktische Umsetzbarkeit, also wie diese sich in die betrieblichen Abläufe eingliedern. Das landwirtschaftliche Unternehmen ackert auf etwa 1.700 Hektar. Angebaut werden Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps und Mais. In einer Biogasanlage erzeugt man Ökostrom. Auf den Flächen werden keine Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt und auch keine Dünger ausgebracht. Dr. Jens Birger, von der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt und Betreuer des F.R.A.N.Z-Projektes (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft und Naturschutz) konnte an diesem Tag viele Fragen beantworten, denn der Betrieb von Sven Borchert gehört zu den zehn Demonstrationsbetrieben in Deutschland. Dr. Birger erklärte die verschiedensten bodiversitätsfördernden Maßnahmen, die da sind Blühstreifen, Blühflächen, Extensivgrünland, Altgrasstreifen, Feldlerchenstreifen auf Maisflächen, Erbsenfenster, Feldlerchenfester, Feldvogelinsel für Offenlandarten, Sommergetreide mit blühender Untersaat, Extensivgetreide und blühende Vorgewende.

Der Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e. V., Olaf Feuerborn lobte während der Veranstaltung das Projekt, welches im zunehmenden Maisanbau Möglichkeiten zur Biodiversitätsförderung aufzeigt. Die sachsen-anhaltinische Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, Prof. Claudia Dalbert, hob hervor, wie wichtig biologische Vielfalt für das Land bedeutet. „Das Thema beschäftigt die Bürger. Es ist eine Herausforderung und eine Chance für die Landwirtschaft.“

Weitere Informationen auf der Internetseite: www.lebendige-agrarlandschaften.de

Text und Bild: Barbara Ilse

Unbefriedigende Getreideernte in Sachsen-Anhalt

Teils noch geringer als im Vorjahr und deutlich unter dem langjährigen Mittel, das ist die Bilanz der diesjährigen Getreide- und Rapsernte im Land. Anfang Juli hatten bereits die Erträge der Wintergerste enttäuscht, die deutlich unter dem langjährigen Mittel lagen. Lediglich punktuell fiel genug Regen, so dass bessere Erträge erzielt wurden. Ähnlich lautet das Fazit im Weizen, der wichtigsten Getreideart, sowie für Roggen und Triticale. Hauptgrund dafür ist die seit dem Vorjahr anhaltende Trockenheit. Das Fehlen von pflanzenverfügbarem Wasser hat auch dazu geführt, dass das Erntegut einen hohen Anteil an Schmachtkorn enthält. Bei diesen Körnern wurde durch die Trockenheit die Einlagerung von Nährstoffen verfrüht abgebrochen.

Außerordentlich von der Trockenheit betroffen sind die Regionen Anhalt, Halle und die Querfurter Platte, bis in den Burgenlandkreis, was sich auch im Raps gezeigt hat, der normalerweise nach Weizen wichtigsten Kultur in Sachsen-Anhalt. Der sonst übliche und angestrebte Ölgehalt von Winterraps liegt bei rund 45 Prozent, die kleinen Körner in diesem Jahr brachten nur 38 bis 42 Prozent bei Erträgen von teils unter 20 dt/ha. Ein Teil der Rapsflächen war aufgrund der schwierigen Witterung bereits zu Beginn des Jahres oder noch im Vorjahr umgebrochen worden. Im Vergleich zu 2018 wurde nach Daten des Statistischen Landesamtes auf nur der Hälfte der üblichen Fläche Raps geerntet.

Nur begrenzte Hoffnung haben die Betriebe in die noch anstehenden Ernten bei Mais, Zuckerrübe und Kartoffeln. Der Mais, der dringend für den Aufbau von Futterreserven benötigt wird, ist teils so von Trockenheit geschädigt, dass sich die Kolben nicht ansatzweise ausgebildet haben. Flächen, die zur Gewinnung von Körnermais angelegt wurden, sind vielerorts vorzeitig für die Fütterung geerntet worden. Viele Betriebe mit Rinderhaltung haben zur Verbesserung ihrer Futtersituation bereits im Vorjahr mehr Futterflächen angelegt, um für die Tiere wieder Reserven aufzubauen.

Die Politik auf Kreis- aber besonders auf Landesebene ist jetzt mit Blick auf die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt gefordert, keine zusätzlichen kostentreibenden politischen Wunschkonzerte umzusetzen und weitere Wettbewerbsverschärfungen zu betreiben. Dies ginge an der betriebswirtschaftlichen Realität der Betriebe im Lande komplett vorbei, die ihre Produkte größtenteils zu Weltmarktpreisen absetzen. Stetige neue Einschränkungen und sogenannte gesellschaftliche Wünsche führen lediglich zu einem weiteren Abbau der noch vorhandenen Tierhaltung und zur Einschränkung von notwendigen Fruchtfolgen im Ackerbau. Verantwortungsvolle Politik ist aufgefordert, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass Landwirtschaft in ihrer Vielfältigkeit auch weiterhin vor Ort betrieben werden kann.