Kleiner Rückblick auf die Verbandsarbeit

Politische Prozesse im Sinne seiner Mitglieder mitzugestalten, das ist die zentrale Aufgabe des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt. Dazu gehört es, Politikerinnen und Politiker zu informieren und zu beraten, politische Entwicklungen kritisch zu analysieren und Mitglieder sowie die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Wir wollen hier ein paar, im Schwerpunkt agrarpolitische Aspekte der Verbandsarbeit aus dem Jahr 2021 vorstellen.

Im Mai 2021 hatten Mitglieder die Möglichkeit, mit Vertretern verschiedener Parteien ins Gespräch zu kommen, vor dem Hintergrund der Landtagswahl. Der Bauernverband Sachsen-Anhalt hat eine zweistündige Video-Schalte organisiert, moderiert wurde der Talk vom Chefredakteur der Bauernzeitung. Aus der Politik nahmen teil: Bernhard Daldrup (CDU), Juliane Kleemann (SPD), Dorothea Frederking (Grüne), Kerstin Eisenreich (Linke), Hannes Loth (AfD), Dr. Lydia Hüskens (FDP) und Georg Scheuerle (Freien Wähler). Die Themen für die Diskussion brachten die Mitglieder ein, u.a.: Flächenversiegelung, Zukunft der Tierhaltung, Agrarstruktur. Der Bauernverband Sachsen-Anhalt hatte im Vorfeld der Wahlen sämtliche Wahlprogramme ausgewertet, die Parteien mit Wahlprüfsteinen zu unterschiedlichen Themen befragt und Stellungnahmen zu Schwerpunkten der Parteien eingeholt.

Nach den vielen Online-Veranstaltungen wieder in den direkten Austausch gehen – dies war das Motto für den agrarpolitischen Abend in Halberstadt. Im Hotel K6 kamen Mitglieder des Bauernverbandes mit Politikern von CDU, SPD, FDP, Grünen, Linken und AfD zusammen. Eingeladen waren ebenso Vertreter anderer Verbände des ländlichen Raumes in Sachsen-Anhalt. Der besondere Reiz der Veranstaltung: Nach nur einer guten Stunde war das „Programm“ abgehakt und alle konnten in den direkten Dialog gehen. Bis spät in den Abend haben die rund 80 Teilnehmer aus Politik und Praxis diskutiert. Alle waren sich einig, dass das Format fortgeführt werden soll.

Das historische Erntefest in Bernburg hatte im Jahr 2021 viele Bedeutungen auf sich vereint. Zum einen war es eine der ersten großen, landwirtschaftlichen Veranstaltungen, die 2021 überhaupt durchgeführt werden durften. Trotz strenger Corona-Auflagen kamen Besucher gerne, die Zahl der Aussteller war stabil – darunter natürlich der Bauernverband Sachsen-Anhalt, um sich mit Landwirten und Verbrauchern auszutauschen. Zum anderen war es einer der letzten Auftritte von Prof. Dr. Claudia Dalbert als Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie in Sachsen-Anhalt.

Bereits in der ersten Woche nach ihrer Ernennung zu Ministern waren Prof. Dr. Armin Willingmann und Sven Schulze zu Gast beim Bauernverband Sachsen-Anhalt, beim September-Präsidium 2021. Den frisch gewählten Ministern Willingmann (Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt) und Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten) war es wichtig, neue Töne zwischen Landwirten und Landesregierung anzustimmen. Beide kündigten an, dass der Dialog und eine kon­struktive Debatte wieder im Vordergrund stehen muss, um die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt über die Legislatur weiterzuentwickeln.

Während viele Aufgaben der politischen Verbandsarbeit auf digitalem Wege umgesetzt werden konnten, war die Öffentlichkeitsarbeit pandemiebedingt erschwert. Aktionen wie der Tag des offenen Hofes konnten kaum durchgeführt werden, umso erfreulicher war, dass das Landeserntedankfest stattfinden konnten. Über 30.000 Besucher kamen in den Elbauenpark in Magdeburg. Auch die Presse nahm teil, auf dem folgenden Bild erklärt Verbandspräsident Olaf Feuerborn dem Fernsehen etwas zur Zuckerrübe.

Gegen Ende des Jahres wurde die Wahrscheinlichkeit eines Bauerntages als Präsenzveranstaltungen immer geringer. Rückblickend weiß man, hätte der Vorstand sich nicht für eine Videokonferenz mit den Delegierten entschieden, hätte die Veranstaltung kurzfristig als 2G+ durchgeführt werden müssen. Schon zum zweiten Mal wurde der Bauerntag also digital durchgeführt , was ohne nennenswerte technische Fehler gelang. Unter anderem wurden zwei Positionierungen verabschiedet, die HIER zu finden sind. Mit Blick auf das zurückliegende Jahr wurde zusammengefasst: In vielen Bereichen konnte der gemeinsame Verband etwas erreichen. Die Aufgaben des wichtigsten landwirtschaftlichen Berufsverbandes werden im kommenden Jahr nicht weniger: ASP, Milchmarkt, Zielkonflikte bei Tierwohl und Klimaschutz, Zulassungssituation von PSM, Moorschutzbestrebungen, Agrarstruktur, die Schere von Betriebsmittel- und Erzeugerpreisen uvm. Hier wird sich der Bauernverband weiter im Interesse seiner Landwirtinnen und Landwirte einsetzen.

 

Wichtig für die Verbandsarbeit ist die Kommunikation mit Medien, zu offiziellen Stellen und natürlich in die Mitgliedschaft.

Trotz Pandemie konnte in der Presse immer wieder die Landwirtschaft als Thema platziert werden. Allein über das Hauptamt gab es mehr als 500 Pressekontakte. Diese haben zu rund 300 Berichten, Artikeln und Interviews geführt. Eine genauere Erfassung ist nicht möglich, da der Bauernverband namentlich nicht überall auftaucht, wo Arbeit im Hintergrund geleistet wurde.

Über 40 Briefwechsel mit Ministern sowie deren Staatssekretären, dazu ungezählte Schriftwechsel mit Landesanstalten, Ämtern und weiteren Institutionen in Sachsen-Anhalt. 24 umfassende Rundschreiben zu Fachthemen, etwa Hangneigungskulisse und zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung.

In rund 40 Wochenbriefen wurden den Mitgliedern im Jahr 2021 aktuelle Informationen zugeschickt. Diese umfassten ca. 400 Meldungen mit Neuigkeiten zur Einreise von Saisonarbeitskräften, Infos zur ASP, Aktuelles aus der Agrarpolitik, Hinweise zum Pflanzenschutz uvm. Darunter waren 25 Corona-Updates. Diese haben in möglichst kompaktem Format die immer wieder neuen Richtlinien und Vorgaben zusammengefasst.

 

Auch neu in diesem Jahr ist unsere Mitglieder-Kampagne „Mehr können!“
Erfahren Sie mehr unter:

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 12/2021

Liebe Verbandsmitglieder,
liebe Bäuerinnen und Bauern,
mit dieser Ausgabe unseres Informationsheftes schließen wir das Jahr 2021. Lassen Sie mich hier erwähnen, dass ich in meinem kurzen Rückblick das Thema Corona aussparen möchte. Leider wird uns das Thema auch im Jahr 2022 weiter begleiten, daher möchte ich dazu nicht viele Worte verlieren und direkt auf unser Kerngeschäft als Bauernverband eingehen: die Vertretung der Interessen unserer Landwirtinnen und Landwirte.
Jedes Jahr wächst die Liste der Themen, mit denen wir uns als Bauern beschäftigen müssen und damit auch die Liste an Aufgaben unseres Verbandes. Ich möchte drei Themen exemplarisch vorstellen, wo unser Verband dieses Jahr unterwegs war, angefangen mit der Landtagswahl. Bereits im vorangegangenen Jahr haben wir die Arbeit dazu begonnen, indem wir uns mit einer großen Zahl weiterer Verbände des ländlichen Raumes abgestimmt haben. Als Verband haben wir ein 60-Punkte-Papier an die Politik gegeben, das unter anderem Rechtssicherheit, Agrarstruktur, Eigentum, Bildung und die Tierhaltung bei uns im Land zum Thema hat. Auf dieser Grundlage haben wir unsere Inhalte immer wieder an die Politikerinnen und Politiker im Land herangetragen, ob im persönlichen Austausch oder in Veranstaltungen. Wir haben die Wahlprogramme ausgewertet und die Parteien zu unseren Themen mit Wahlprüfsteinen abgefragt. Und wir haben neue Erkenntnisse oder Prognosen beständig an unsere Verbandsmitglieder weitergegeben und zur Wahl für den ländlichen Raum aufgerufen. Im Nachgang möchte ich hier zusammenfassen: Wer den Koalitionsvertrag gelesen hat, wird zu dem Schluss kommen, dass sich unser Engagement gelohnt hat. Der Koalitionsvertrag stellt die Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft wieder in den Fokus, will eine spürbare Verbesserung für unsere Betriebe erreichen und verzichtet auf politische Wunschprojekte.
Ein zweiter Punkt, der dieses Jahr geprägt hat, ist die Afrika­nische Schweinepest. Im Juli gab es in Branden­burg den ersten Fund in einem Hausschweinbestand, im November gab es einen ASP-Fall bei Wildschweinen im Landkreis Ludwigslust. Zur Landesgrenze Sachsen-Anhalt sind es ca. 37 Kilometer. Wir sind schon seit 2020 beim Thema ASP unterwegs, haben den Kontakt zu den Tierärzten intensiviert und sind mit den Behörden auf allen Ebenen im Austausch. Mit unseren Berufs- und Verbandskollegen arbeiten wir an einer bundesweiten Strategie. Einige Kreisverbände konnten bei sich vor Ort Strukturen mit privaten Unternehmen schaffen, die im Falle eines Falles schnell und unbürokratisch Maßnahmen ergreifen. Hier will ich noch erwähnen, dass viele weitere Arbeiten im Hintergrund ablaufen. Beispielsweise bearbeiten wir die Frage, wie etwa Verbringungseinschränkungen und Ernteausfälle entschädigt werden. Je früher wir hier Klarheit haben, umso schneller kann notfalls betroffenen Betrieben geholfen werden.
Als drittes Thema will ich unsere Arbeit zum Rapserdfloh erwähnen. Dieser hat sich 2021 stark vermehrt und ausgebreitet, in manchen Kreisen mussten über 30 Prozent der Rapsbestände um­­g­e­brochen werden. Durch das Verbot wirksamer Beizen bleibt nur die Bekämpfung mit Pyrethroiden als Hand­lungs­möglichkeit, hier sind jedoch bereits Re­sis­tenzen zu beobachten. Wie schon bei der Feldmaus leistet unser Bauernverband hier zentrale Hintergrundarbeiten, damit wir im kommenden Jahr bessere Lösungen für den Ackerbau haben: Durch die Erfassung der geschädigten Flächen, einschließlich der Vorfrüchte und dem Grad der Betroffenheit, haben wir eine solide Grundlage, auf der wir politische Forderungen aufstellen können. Das kann die betroffenen Bestände für das kommende Jahr nicht mehr retten, wird sich aber hoffentlich mit der nächsten Saison auszahlen. Im Falle der Feldmausbekämpfung werden wir voraussichtlich im kommenden Frühjahr neue Möglichkeiten zum Pflanzenschutz bekommen, maßgeblich durch das Engagement unseres Verbandes. Gleiches ist unser Ziel mit anderen Schädlingen, wie eben dem Rapserdfloh. Wir werden unsere Mitglieder dazu über unsere Verbandskanäle auf dem Laufenden halten.
Ich möchte mich bei allen Mitgliedern in unseren Kreisverbänden bedanken. Das ehrenamtliche Engagement von Berufskolleginnen und -kollegen und ihre Mitarbeit ist das Fundament unseres Verbandes, unterstützt durch unser Hauptamt, das täglich an den großen und kleinen Themen arbeitet.
Einen Punkt möchte ich noch ansprechen: Das kommende Jahr wird wieder Herausforderungen für uns bereithalten. Mit Sicherheit werden wieder Aufgaben darunter sein, die für den Einzelnen nicht zu bewältigen sind. Lassen Sie uns diese Aufgaben gemeinsam angehen! Bei allen Herausforderungen, denen wir uns stellen, unterstützt uns unser Bauernverband. Das ist nicht immer für jeden sichtbar, gerade wenn Dinge auf dem kurzen Dienstweg geregelt werden können. Die oben angeführten Beispiele zeigen aber exemplarisch, was wir als Verband leisten. An den genannten und vielen weiteren Themen werden wir auch 2022 intensiv arbeiten, um gute Lösungen für die Zukunft zu finden, im Sinne der Landwirtinnen und Landwirte.
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest, und ein erfolgreiches Jahr 2022 bei bester Gesundheit.
Ihr
Olaf Feuerborn

Blick ins Heft

33. Bauernverbandstag

Am 24.11.2021 fand der 33. Bauernverbandstag des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt statt. Wie im Vorjahr musste das wichtigste Gremium der sachsen-anhalter Landwirtinnen und Landwirte digital stattfinden. Erst eine Woche vor der Veranstaltung hatte der Landesvorstand eine digitale Durchführung beschlossen, mit Blick auf die hohen Corona-Inzidenzen und die geltende Landesverordnung. Den Mitgliedern wurde in einem internen Teil der aktuelle Geschäftsbericht vorgestellt, das Jahr wurde aus agrarpolitischer Sicht ausgewertet und die verbandseigene Kampagne „Mehr können!“ wurde um mehrere Motive erweitert. (Diese finden Sie hier.)

Gleich drei Mitglieder des Kreisbauernverbandes Nordharz wurden für ihr langjähriges Engagement in der Interessenvertretung der Landwirtinnen und Landwirte ausgezeichnet: Jürgen Recht erhielt die Ehrennadel des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., Reinhold Freudenberg und Wilfried Feuerstack haben die Ehrenmitgliedschaft erhalten.

Im öffentlichen Teil des digitalen Bauerntages haben die Mitglieder mit Gästen diskutiert;

waren zugeschaltet. Titel der Diskussion war „Klimaschutz contra Ökonomie – Gesellschaft contra Realität?“ Der provokante Titel der zweistündigen Fachdiskussion lässt sich mit dem Spannungsfeld erklären, in dem viele Landwirte stehen. Zum einen steigen gesetzliche und gesellschaftliche Anforderungen, zum anderen wird die Landwirtschaft in der Praxis immer bürokratischer und die Erzeugerpreise stagnieren.

Viele Themenfelder wurden angesprochen, in denen dies der Fall ist, beispielsweise in den Bereichen Baurecht, Anforderungen an die Tierhaltung sowie Pflanzenzüchtung und -schutz. Gut zu beobachten sei das bei den erneuerbaren Energien. Die Landwirtinnen und Landwirte sind bereit, ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten, erklärte DBV-Vizepräsident Schwarz. Wenn beispielsweise im Bereich Photovoltaik eine ähnlich starke Motivation des Berufsstandes geschehen soll, wie vor 20 Jahren im Bereich Biogas, brauche es vor allem eines: Politik und Gesellschaft müssen für die Betriebe verlässliche Partner sein.

DNR-Geschäftsführer Schöne sieht den Ausbau der erneuerbaren Energien als wichtigen Teil einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung gegen den Klimawandel. Wichtig werde in diesem Punkt weiterhin sein, Umweltinteressen und Entwicklungen der Energiemärkte möglichst in Einklang zu bringen. Hier müsse Politik Rahmen schaffen, da Marktentwicklungen allein die Zielkonflikte nicht lösen werden. Handwerkskammerpräsident Keindorf erweiterte dies um eine weitere Facette: Wenn durch politischen Willen auf sämtlichen Dachflächen Photovoltaik angebracht werden soll, braucht es auch Fachkräfte für die Umsetzung. Das Handwerk könne sich auf solche Entwicklungen einrichten, das sei aber nicht in kurzer Zeit zu realisieren.

Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 11/2021

Liebe Verbandsmitglieder,
werte Landwirtinnen und Landwirte,
die Bundestagswahl 2021 ist Geschichte. Das endgültige Ergebnis, welche Koalition mit welchen Inhalten uns nun final erwartet, lässt sich jedoch noch Zeit. Die Sondierungen zwischen inhaltlich grundverschieden ausgerichteten Parteien sind gelaufen, erstaunlicherweise kaum nach außen wahrnehmbar in der Medienlandschaft. Deutet man die bisherigen Ergebnisse, dann ist klar, dass die Koalitionsverhandlungen noch richtig anstrengend werden müssen. Spätestens bei Finanzierungsfragen wird es knirschen und rappeln. Es treffen hier zwei Ordnungsrecht und Beschränkungen favorisierende Parteien auf eine freiheitsliebende – wir werden sehen, wer die meisten Punkte setzen kann. In Anbetracht der gesamtwirtschaftlichen Lage, kann man nur darauf setzen, dass sich ein gehöriger Funken Wirtschaftskompetenz durchsetzt.
Wir stecken in einer Phase, in der weltweite Lieferketten unterbrochen sind, Firmen immer noch lange an den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie darben, Energiepreise drastisch steigen, globale Migrationsbewegungen wieder zunehmen, die Zahl der Hungernden auf der Welt nicht abnimmt. Das sind nur einige Punkte, die uns neben Klimaschutz mehr als intensiv beschäftigen sollten. Hört man in die Bevölkerung rein, dann nimmt man das auch wahr, denn es gibt reale Zukunftsängste. Geringverdiener wie auch Mittelschichtler werden vor der Frage stehen, wie sie Energie, Mobilität und Nahrungsmittel bezahlen sollen. Arbeitskräfte sind kaum zu bekommen, für Arbeitgeber steigen die Lohnkosten und weitere Abgaben, Mindestlohnkommissionen sind quasi überflüssig. Die Inflation steigt, nur leider stärker als von der EZB mit ihrer Niedrigzinspolitik ursprünglich gewollt. Das klingt fast dystopisch. Grund dafür ist aber nur teilweise, dass sich die Wahrnehmung verstärkt, wenn man Probleme permanent geschildert bekommt. Diese Probleme sind real und treiben viele Bürgerinnen und Bürger um.
Nur wo liegen die Antworten auf alle diese Fragen? In einer kommenden Bundesregierung, die nationale Nabelschau macht und sich von Weltmärkten und weltpolitischer Verantwortung aus moralischer Überlegenheit und inhaltlicher Überforderung abwendet? Die glaubt, wenn man lange genug von Gerechtigkeit und Fairness spricht, diese durch mehr Umverteilung in der Gesamtgesellschaft auch eintreten? Mitnichten kann das die Antwort eines hochentwickelten Industrielandes sein! Um eine Anleihe beim wohl künftigen Kanzler Olaf Scholz zu nehmen: Es geht um Respekt vor Jeder, Jedem und Allen, vor Lebensleistungen! Bei diesem Wort sollte man ihn dann auch packen!
Respekt ist genau das, was viele Landwirte in Deutschland von der Politik einfordern und doch kaum bekommen, weil dieser Begriff in den Landwirtschaftskapiteln von Koalitionsverträgen kaum vorgesehen ist. Respekt der Politik bezahlt zwar keine Rechnung, ist aber der Grundpfeiler eines humanistischen Umgangs auf Augenhöhe. Während in Deutschland jeden Tag Betriebe ihre Türen für immer schließen, vor allem Tierhalter, ist das laute Schweigen der politischen Mehrheiten zu vernehmen, die sich über aufgebende Tierhalter klammheimlich freuen. Ein Sektor wird faktisch aufgerieben, neue Auflagen nicht entlohnt, Eigentum entwertet, positive Planbarkeit ein Fremdwort – so ist die Wahrnehmung in der Branche. Die Bürokratie ist nicht mehr beherrschbar und trotzdem machen wir Werbung für den schönsten Beruf der Welt. Müssen wir eigentlich so tatenlos danebenstehen, wenn unsere Landwirtschaft zurückentwickelt werden soll? Warum nähern wir uns in Sachen Landbesitz, Planbarkeit und betrieblicher Sicherheit den Verhältnissen von Entwicklungsländern an? Sollen wir weiter hinnehmen, dass das überlieferte Bild des kleinen Einzellandwirts das politische Leitbild der deutschen Agrarpolitik ist, während genau dieser Betriebstyp zuerst die Segel wegen Überforderung streicht?
Die neue Bundesregierung wird hier was zu tun haben, so kann es nicht weitergehen! Geht es aber so weiter, dann ist das klar eine politische Zuständigkeit und nicht die des Berufsstandes, auf den man schon viel zu lange alles Unliebsame abgewälzt hat. Für den offensichtlichen Strukturbruch stehen Bundes- und Landesregierungen in der Verantwortung, niemand anders!
Als Zusatz kommt für politisch nicht Involvierte ein inhaltlich nicht zu verstehendes Sammelsurium an Begrifflichkeiten aus dem Brüsseler Elfenbeinturm: Green Deal, Farm to Fork, Fit for 55 und weitere. Hinter denen stehen auch klare politische Agenden zur Entwertung landwirtschaftlichen Produktivvermögens. Studien zur Folgeabschätzung, die bereits lange eingeforderte waren, wurden von der EU erst mit Verzögerung veröffentlicht. Das ist schon bezeichnend.
Das einzig Gute: Auch weite Teile der übrigen Wirtschaft werden allmählich wach und merken, wie sie ohne wirtschaftliche Perspektive für das große Ziel der europäischen Klimaneutralität ohne Mitsprache transformiert werden. Dabei reden wir nicht von Klimawandelleugnern, sondern von Bürgerinnen und Bürgern, die Angst vor der eigenen Zukunft haben und sich überrollt fühlen. Für diese ist Klimaneutralität bisher nicht das erstrebenswerte, positive Ziel. Nehmt endlich die Mehrheit der Menschen mit und macht nicht nur Minderheitenpolitik, das möchte man zurufen!
Ihr Marcus Rothbart

25 Jahre Historisches Erntefest in Bernburg-Strenzfeld

25 Jahre Historisches Erntefest in Bernburg-Strenzfeld: Buntes Jubiläum voller Lebensfreude

Am Sonnabend, den 28. August 2021, feierte das Historische Erntefest in Bernburg-Strenzfeld sein 25. Jubiläum. Die Veranstaltung fand auf dem Gelände des Internationalen Pflanzenbauzentrums der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) statt. Organisiert wurde das Fest von der Hochschule Anhalt und der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau. Es galt für alle Teilnehmer und Besucher die Drei-G-Regel (Geimpft, Getestet, Genesen) mit dem Nachweis und notwendiger Registrierung.  An den Eingängen standen Testzentren für einen kostenfreien Antigentest bereit.

Den Auftakt machten die Begrüßungsreden, es wurde unter anderem über die aktuellen Herausforderungen der Landwirtschaft gesprochen. Gleichzeitig gab es lobende Worte für die Senioren der Landwirtschaft. Der Verlust eines eigenständigen Landwirtschafts- und Umweltministeriums wurde von einigen Rednern bemängelt, im Gegenzug gab es aber auch viel Zuversicht für eine zukunftsfähige, nachhaltige Landwirtschaft.

 

Zahlreiche Gäste machten sich auf den Weg, um Traktoren und alte Landmaschinen anzuschauen, landwirtschaftliche Produkte zu probieren und ländliche Kunst aus Stroh, Holz u.a. sowie Erntekronen zu bestaunen. Tierfreunde konnten Rinder, Schafe und Alpakas hautnah erleben und Informationen zur Haltung und zum Umgang mit Nutztieren erhalten. Auch für das Wohl der Kleinsten war gesorgt. Es gab Bastelstationen, Karussells und Trampolins, ebenso wie Ponyreiten und einen Strohspielplatz.

Es war ein Fest für alle Generationen. Großeltern, Eltern und Geschwister, die in der Landwirtschaft groß geworden und auch noch heute damit verbunden sind, genossen das Zusammentreffen. Besondere Höhepunkte waren der traditionelle Erntekorso, der die Entwicklung der Landwirtschaft darstellt, die Kutschen- und  Schlepperparade mit rund 100 Fahrzeugen und das Oldtimer-Pflügen. Der Erntedrusch durch die Heimatfreunde Friedrichsaue, der Strohfigurenwettbewerb sowie die Kulturprogramme auf der Bühne rundeten das Fest ab. Für Politiker und Lokalprominenz hieß es, letzte Wählerstimmen gewinnen und natürlich nochmal gesehen werden, vor der Bildung der neuen Landesregierung und der anstehenden Bundestagswahl.

 

Dank der vielen kreativen Ideen und dem riesigen Engagement aller Akteure, z. B. auf dem Bauern- und Pflanzenmarkt gab es gut gelaunte Gäste. Natürlich waren auch die Bauernverbände Salzland und Anhalt gemeinsam mit einem Stand präsent. Hier erhielten interessierte Besucher wichtige Informationen/Info-Materialien und konnten Fragen rund um die Landwirtschaft stellen. Der Tag im Grünen war also ein voller Erfolg.

Dr. Harald Lütkemeier

 

 

 

 

Wir suchen den Ausbildungsbetrieb 2021!

Der Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V. ruft alle ausbildenden Mitgliedsunternehmen auf, sich am Landeswettbewerb zur Auszeichnung „Ausbildungsbetrieb des Jahres 2021“ zu beteiligen.

Eine Jury wird aus den Vorschlägen der Kreisbauernverbände den Gewinner auswählen und das Engagement des Betriebes in der Berufsausbildung am 24. November 2021 zum Bauernverbandstag in Staßfurt öffentlich würdigen und zur Anerkennung eine Urkunde, das Hoftorschild als äußeres Symbol der Auszeichnung und ein Präsentkorb überreichen.

Setzen Sie mit der Bewerbung Ihres Betriebes ein positives Signal für die öffentliche Wahrnehmung der Agrarbranche, für eine erfolgreiche Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung.

Den Bewerbungsbogen  finden Sie hier.  Anmeldeschluss bei Ihrem Kreisverband ist der  30. September 2021.

Flyer Ausbildungsbetrieb des Jahres

Historisches Erntefest in Bernburg 28.08.2021

Am 28.08.2021 ist es wieder soweit: Das historische Erntefest in Bernburg findet statt. Auf dem Gelände des Internationalen Pflanzenbauzentrums der DLG gibt es an diesem Samstag nicht nur Oldtimerpflüge und Traktoren zu bestaunen, sondern auch historische Stände und Vorführungen. Los geht es um 10:00 Uhr mit einem traditionellen Erntekorso, der die Besucher auf eine kleine Zeitreise mitnimmt. Anschließend wird um 10:50 Uhr der Bauernmarkt eröffnet.

 

Recht: R. Geue, Hochschule Anhalt

 

Zahlreiche Stände laden hier zum Verweilen und Basteln ein. Beim gemeinsamen Toben auf dem Strohspielplatz oder Trampolin springen, kommt garantiert keine Langweile auf. Auf dem Fest gibt es gerade für Kinder zahlreiche Attraktionen und Aktivitäten – sei es Ponyreiten oder eine Märchenaufführung.

 

Recht: R. Geue, Hochschule Anhalt

 

Veranstaltet wird das Erntefest von der Hochschule Anhalt und der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt. Dieses Jahr findet es bereits zum 25. Mal statt. Der Eintritt beträgt 5  Euro und ist für Kinder bis 10 Jahre frei. Die Anreise ist mit Bus und Auto möglich. Weitere Informationen finden Sie hier.

Flyer

 

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Kommentar der Verbandsspitze im Informationsheft 07/2021

Werte Mitglieder,
werte Landwirtinnen und Landwirte,

Sie haben mit dieser Ausgabe des Infohefts eine der letzten Ausgaben im bisherigen Layout in den Händen. Wir arbeiten daran, dieses für den Verband und für die Außenkommunikation wichtige Printprodukt aufzufrischen und attraktiver zu gestalten.

Und das ist schon das passende Stichwort: Nach den Landtagswahlen im Juni wird eine neue Landesregierung sich aller Voraussicht nach ein neues Layout und neue, hoffentlich attraktive, Inhalte geben. Bei Redaktionsschluss ist bisher nur klar, dass es kein „Kenia II“ geben wird. Die Varianten einer „Deutschland-Koalition“ und von „Jamaika“ liegen noch im Möglichen, möchte man etwas Spielraum haben und nicht auf knappste Mehrheitsentscheidungen im Parlament vertrauen müssen. Somit sind mehr Koalitionsmöglichkeiten gegeben als vor fünf Jahren, und das ist auch gut so für das Bundesland.

Dass die Landtagswahl so ausging wie sie ausging, das war nicht wirklich vorhersehbar. Am Ende waren viele Parteien erleichtert, dass die Brandmauer gegen die AfD gehalten hat. Nur seien wir doch mal realistisch: Wenn das einzige Wahlziel war, dass die AfD weniger Stimmen als 2016 bekommt und eigene Parteiinhalte kaum mehr wahrnehmbar waren, dann ist das zu wenig. Es bleiben immer noch mehr als 20 % für die AfD übrig und dann muss man schon fragen, warum das so ist. Eines ist in den letzten fünf Jahren den anderen Parteien nicht geglückt, nämlich sich sowohl mit den Ursachen dieses durch den Wähler so deutlich angenommenen Wahlangebots näher zu beschäftigen, bessere Angebote zu machen, als auch die AfD inhaltlich zu stellen.

Geht man in deren Programm näher hinein, dann wird weder eine explizite Politik für „den kleinen Mann“ angeboten noch sind im landwirtschaftlichen Bereich die Angebote stichhaltig und fundiert. Ein „Dexit“ wäre auch für die deutsche Landwirtschaft fatal. Spätestens aber nach dem Dresdner Parteitag vom Frühjahr 2021 und dem Umstand, dass Teile der AfD unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen, müsste bei den „vernünftigen“ Protestwählern der AfD zu einem Nachdenken führen. Protest hin oder her, aber das Angebot kann man nicht sinnvoll unterstützen und das ist zudem nicht koalitionsfähig.

Eines muss aber auch klar sein: Aussagen von führenden Politikern auf Landes- und Bundesebene, man wolle die AfD wieder aus Landtagen heraushaben, entbehren jeder vorhersehbaren Entwicklung und dem Wählerverhalten. Meine Einschätzung ist da sehr klar: Die AfD wird absehbar immer in Landtagen und dem Bundestag sein, es sei denn sie zerlegt sich inhaltlich, personell und strukturell selbst. Es geht nur darum, wie stark sie sein wird und deshalb muss man als Landtagspartei intensiv inhaltlich arbeiten und argumentieren, und wenn es auch anstrengend ist. Das sind wir unserer Demokratie schuldig.

Unserer Demokratie schuldig sind wir ebenso, dass wir zulassen, dass eine gelebte Diskussions- und Debattenkultur wieder besser in Gang kommt. Die immer wieder zu vernehmende Äußerung, es würde keine Meinungsfreiheit geben, ist unzutreffend. Jedoch was uns verloren geht, ist eine breitere Meinungs- und Positionsvielfalt und das Ringen um einen vernünftigen Weg für die überwiegende Mehrheit unserer Bevölkerung. Und diese persönlichen Wahrnehmungen, dass der vernünftige und machbare Weg verloren geht, ist in Teilen wahlentscheidend. Beispiel gefällig?
Alle wollen nun Klimaschutz, Wirtschaftslenker überbieten sich mit dem Angebot des Schaffens einer klimaneutralen Produktion. Ist das Anbiedern aus Angst das eigene Geschäftsmodell zu verlieren, medial von staatlich alimentierten NGOs zerrissen zu werden, oder ist das realistisch? Und was ist eigentlich klimaneutral? Wer definiert diese Klimaneutralität und wer bestimmt politisch die nötigen Maßnahmen, wenn das 1,5-Grad-Ziel nicht erreicht wird? Schalten wir dann unsere Wirtschaft in Europa ab? Ist Klimaschutz nur die Metapher, um die öko-soziale Transformation hin zu einem Nullwachstum zu schaffen und die individuelle Freiheit, zum Beispiel bei Essen, Wohnen, Mobilität und beim Reisen, einzuschränken? Über diese Punkte müssen wir viel offener debattieren, denn dort entstehen Befürchtungen vieler Mitmenschen. Es reicht nicht, von Seiten des Klimaschutzes die berechtigte Kritik der Wirtschaft und von Bürgern auszublenden und als Rückwärtsgewandtheit oder Klimawandelleugnung darzustellen.

Das ist politisches Sandkastenniveau, in das der medial genutzte Begriff der Klimakatastrophe wunderbar passt. Man stelle sich vor, wir hätten ein heißes und trockenes Frühjahr in unserem Bundesland gehabt, dann hätten die GRÜNEN mit Sicherheit mehr Prozente bei der Landtagswahl geholt. Vor der Bundestagswahl liegt noch der Sommer. Wird es ein feuchter und kühler Sommer, dann nutzt er nicht deren Wahlergebnissen, ganz unabhängig von modifizierten Lebensläufen der Kanzlerkandidatin.

Man muss für die Sachen werben, die Menschen motivieren, mitnehmen und belohnen, dann kann es was werden. Daher ist der europäische Green Deal auch verkehrt konzipiert. Verzicht und Bestrafung, Einschränkung von Eigentum, willkürliche Verbote und Reduktionen sind Ausdruck von Debatten- und Argumentationsschwäche, sowie stark ausgeprägtem Misstrauen gepaart mit moralischer Abgehobenheit. Wenn wir heute schon absehen können, dass die Getreideproduktion in Europa deshalb sinken wird und wir zum Nettoimporteur werden, dann verlieren wir unsere Verantwortung gegenüber dem Rest der Welt und zeigen nur sehr deutlich, dass uns Fachwissen so gut wie egal ist. Um das zu ändern, gibt es Wahlen Die nächste steht im September im Bund an.

Ihr
Marcus Rothbart

Blick ins Heft: